Ein Interview im Stehen sei aufgrund des Alters mit seinem Rücken nicht vereinbar und das Tolle daran, beim Splash-Festival als Künslter vor Ort zu sein, sei die Nutzung der Toiletten hinter der Bühne. Zwei Fakten, die nicht gerade für einen normalen Festival-Gänger sprechen. Aber auch ansonsten ist Pimf, der in Ferropolis vor uns steht, nicht gerade ein durchschnittlicher Zwanzigjähriger: Über 40.000 Fans auf Facebook, hunderttausende Klicks bei Youtube, eine Juice-Videopremiere und verschiedenste Festival-Auftritte in ein paar Tagen. Und angeblich hat er sogar seinen WhatsApp-Account gelöscht. Aus Lebensfreude. Ob das wirklich stimmt? Florian Gehm und Tom Schliemann haben bei Deutschlands größtem HipHop-Festival nachgefragt, eine Menge gelacht und viel über die zukünftige Entwicklung eines großen Talents diskutiert.
Du bist dieses Jahr zum ersten Mal als Künstler in Ferropolis dabei und stehst mit eigener Show, Freestyle-Session und großer Podiumsdiskussion gleich mehrfach auf der Bühne. Was bedeutet es dir, die andere Seite dieses Festivals kennenzulernen?Pimf: Ich war die letzten Jahre immer eher als Konsument vor Ort: Das bedeutete dann so viel wie vier Tage Gummistiefel tragen, angetrunken vor den Bühnen stehen, am Ende des Zeltplatzes pennen und immer bei den lautesten Leuten dabei sein. Dieses Jahr ist es definitiv cool, die andere Seite kennen zu lernen. Man hat als Künstler viele Privilegien; man kann zum Beispiel gleich hinter der Bühne kacken gehen und muss nicht 15 Minuten bis zum Klo rennen [lacht], man kann direkt neben seinem Auto zelten, kann auf's Schleppen der Camping-Ausrüstung verzichten und trifft auch noch eine Menge cooler Typen hinter der Bühne. Das mit Abstand Coolste ist es aber natürlich, auf der Bühne beim Splash zu stehen und seine eigene Show zu spielen. Das ist für jeden MC der große Traum!
Ein Sprungbrett für Dich in die HipHop-Szene war sicherlich das populäre Video-Battle-Turnier, kurz VBT. Wie groß ist die Rolle, die dieses Internet-Phänomen bei deinem Einstieg ins Rap-Game gespielt hat?Pimf: Auf jeden Fall voll riesig. Ich habe zwar nicht beim VBT mitgemacht, um meinen Bekanntheitsgrad zu steigern, das hat sich dann aber irgendwann einfach herauskristallisiert. Rückblickend ist das aber definitiv so, dass ich ohne das VBT nicht so bekannt geworden wäre und jetzt nicht hier auf dem Splash mit Euch sitzen würde und hätte auftreten können. Meiner Meinung nach ist das ganze also ein absolutes Karriere-Sprungbrett.
Während der einzelnen Turnier-Runden war Rap-Kollege Kico dein stämdiger Begleiter? Wie kam es zu der Zusammenarbeit und wie lief diese ab?Pimf: Wir sind seit 2010 beim gleichen Label zuhause, das mittlerweile aber hauptsächlich ein Freundeskreis ist. So haben wir uns kennengelernt und 'zwangsweise' angefreundet [grinst]. Wir machen mittlerweile schon ewig eine Menge an Musik zusammen, obwohl wir meisten einfach nur abhängen, uns betrinken und dabei irgendeinen Blödsinn veranstalten [lacht]. Durch Kico bin ich dann schließlich auch in die VBT-Schiene reingerutscht: Ich bin eigentlich gar kein richtiger Battle-Rapper, habe es dann aber immer wieder beim ihm gesehen und wollte dann auch irgendwann mal ein paar Runden meinen Spaß haben.
Auf der aktuellen Juice-EP scheint es im Lied "HipHop-Fan" aber eher so, als würdest du dich vom VBT distanzieren und lieber 'echten' HipHop hören. Was ist dran an dieser Interpretation und was hörst du privat eigentlich wirklich an Musik?Pimf: Ich distanziere mich nicht wirklich vom Video-Battle-Turnier. Für mich war der Song eher ein persönlicher Abschluss; das Format finde ich immer noch total super und schaue es mir auch weiterhin gerne an. Für mich ist das auf jeden Fall auch HipHop! Auf der anderen Seite höre ich privat alles 'querbeet': Alles,was gerade im deutschen HipHop erscheint, dazu viele Klassiker, immer wieder auch ein paar Backpack-Studenten-Rapper und dazu einiges an amerikanischem Rap. Was ist auch ziemlich cool finde, sind die viele experimentelle und neue Sachen und nicht immer diese typischen 90-BPM Book-Chack-Geschichten.
Wenn dein Song „HipHop-Fan" also eher ein Abschluss mit deinem Ausflug ins Battle-Milieu ist, was planst du denn als nächstes für Musik?Pimf: Die ganzen dreckigen, ekligen Fame-Erschleichereien sind jetzt auf jeden Fall vorbei [lacht]. Nach anderthalb Jahren, in denen ich wirklich jede Woche damit beschäftigt war, neue Videos zu drehen, reicht es dann langsam. Irgendwann hat man die Schnauze einfach voll, so viel Spaß das Ganze auch macht. Jetzt spiele ich erst mal viele Konzerte und mache nebenbei weiterhin Musik: Ob das jetzt 15 Freetracks auf einer EP werden oder 15 Songs mit einem Roten, die ich dann als Album verkaufen kann, wird sich erst noch zeigen. Ein Album habe ich auf jeden Fall im Kopf, wann er erscheint ist allerdings noch offen.
Ein aktuelles und vieler Orts sehr gefeiertes Projekt ist auf jeden Fall dein Song "Jung & Alt", in dem du erklärst: "Ich hab WhatsApp geschlöst - aus Lebensfreude". Ist die Lebensfreude denn jetzt wieder da oder hat der Messenger doch noch gewonnen?Pimf: Schande über mein Haupt, aber ja, WhatsApp ist wieder da! Am Ende wurde ich sozial wirklich voll ausgegrenzt: Alle meine Kumpels sind auf diesem WhatsApp-Film und wenn sich dann meine Handball-Mannschaft über den Messenger verabredet, dann bekomme ich das einfach nicht mit. Ich hab das jetzt wirklich fast ein Jahr ausgehalten, aber langsam nervt es einfach zu sehr, nicht dabei zu sein. Jetzt habe ich die App neu installiert, damit ich auch wieder mitbolzen darf!
Du bolzt also ganz gerne, hängst oft mit Kico und deinen Freunden herum, spielst auf vielen Konzerten, machst Musik und bist gerade mal 20 Jahre alt. Die Meisten in deinem Alter denken wohl über's Studieren nach. Wie sehen deine Pläne aus?Pimf: Nein, studieren werde ich erstmal nicht! Ich habe gerade ein Jahr meinen Zivildienst an einer Behindertenschule gemacht und arbeite dort nebenbei weiterhin als Nachmittags-Betreuer. Ich kümmere mich also um zwei Kids mit denen ich viel mache - jetzt im Sommer sind wir zum Beispiel fast jeden Tag im Schwimmad. Und dann habe ich natürlich auch noch meine wundervolle Freundin, mit der ich sehr gerne viel Zeit verbringe. Und ab und zu hänge ich dann auch noch mal in der Kneipe um die Ecke [lacht].
Trotz jungem Alter präsentierte Pimf bereits einige Musikstücke: So lassen sich beispielsweise die VBT-Runden aus dem Jahr 2012 und die aktuelle Single " Alt & Jung" kostenfrei auf die Festplatte überführen. Im November geht er gemeinsam mit Gerard auf Tour. Tickets gibt es bei Eventim.de. Auch hier geht der Dank an Sherin Kürten von Classic Media. | Bilder: Pimf (Facebook) / Juice TV (Youtube)