Megaloh ist kein Looser. Kontinuierlich hat er sich in den letzten Jahren in der deutschen Rap-Szene nach oben gearbeitet, viele Unterstützer geworben und mit seinem aktuellen Album „Endlich Unendlich" eine Menge Respekt geerntet. Es folgten ein Auftritt in der ZDF-Talkshow Markus Lanz, eine große Story in der ZEIT und ein gut besuchter Auftritt auf dem Splash-Festival im Juli 2013. Trotzdem steht Uchenna van Capelleven, so der bürgerliche Name, noch regelmäßig mitten in der Nacht auf, um seinem Lager-Job nachzukommen. Mit Florian Gehm und Tom Schliemann unterhielt sich der gebürtige Frankfurter einen Tag nach seinem erfolgreichen Auftritt über verschiedenste Einflüsse auf die Rap-Szene, sein kommendes Mixtape und seinen langen Weg zur Bekanntheit.
Bei deinem gestrigen Auftritt hast du auch eine Cypher, ein Freestyle-Projekt mit mehreren Künstlern, auf die Bühne gebracht. Wie zufrieden bist du mit deinem Auftritt und welchen Stellenwert nehmen diese Sessions für dich ein?Megaloh: Zunächst einmal bin ich super zufrieden mit der Reaktion der Leute, die vor Ort waren und alle zusammen unsere Show gefeiert haben. Wir haben keine Fehler gemacht und hatten einige Gäste auf der Bühne. Creutzfeld & Jakob, MoTrip und die Cypher-Crew haben tolle Auftritte hingelegt. Gerade die Energie, die bei einer Cypher entsteht, wenn mehrere gute Rapper das Mikro in die Hand nehmen, finde ich wirklich toll. Man motiviert sich gegenseitig, um die anderen zu beeindrucken und schärft sein eigenes ‚Messer' dabei. Leider fehlt mir dazu heute einfach die Zeit.
Ich habe den Eindruck, Cyphers rücken in der heutigen Rap-Szene eher zugunsten des Kommerz in den Hintergrund und gelten als sehr ‚oldschoolig'. Teilst du meine Bedenken?Megaloh: Ich denke, dass uns diese Form immer erhalten bleiben wird. Die einzige Frage ist, in wie weit dies in der Öffentlichkeit geschieht. Eine Cypher muss ja nicht immer öffentlich stattfinden. Es reicht, wenn sich drei oder vier Rapper im Keller treffen und dort ein bisschen für sich performen, ohne das irgendwer etwas davon mitbekommt.
In der Öffentlichkeit werden deine Raps und Beats aber auch öfter als ‚Oldschool' eingestuft. Wo würdest du dich selbst einordnen?Megaloh: Erst mal finde ich es ziemlich lustig, dass wir mittlerweile schon soweit sind, dass die neunziger Jahre als Oldschool bezeichnet werden. Mein Rap orientiert sich an dem, was ich in den Neunzigern gehört habe; da ist zum Beispiel viel von der ‚Westcoast' dabei. Heute mache ich Rap, ohne darüber nachzudenken, in welches Schema er passen könnte. Mir ist wichtig, dass die Beats mich begeistern und mir dabei gute Texte in den Sinn kommen - Das ist alles was zählt.
Auf deinem Mixtape „Auf Ewig" findet man ebenfalls verschiedenste Eindrücke von früher: Creutzfeld & Jakob, die Stieber Twins und viele mehr haben dir Beats geliehen: Wie haben diese Rap-Crews deinen Weg und deine Musik beeinflusst?Megaloh: Die Platte von Creutzfeld & Jakob habe ich früher sehr viel gehört, noch bevor ich angefangen habe auf Deutsch zu rappen. Was Technik und Sprachstil angeht, habe ich mich eher von amerikanischem und später französischem Hip-Hop beeinflussen lassen und versucht, diese Art der Begeisterung der Sprache, diesen Flow ins Deutsche zu übertragen. Durch mein Mixtape „Auf Ewig", das damals eher spontan entstanden ist, habe ich mich wieder sehr viel mit dieser Musik auseinander gesetzt und dabei viele Perlen und tolle Produktionen entdeckt. Bald kommt dann auch noch der zweite Teil, auf dem wieder einige Perlen dabei sind. Es gibt so viele junge Rap-Hörer, welche die ganze Musik von früher nicht kennen. Ich hoffe, dass Sie durch solche Projekte vielleicht einen Eindruck davon bekommen.
Mit „Auf Ewig 2" hast du bereits die Fortsetzung des Projekts angekündigt. Kannst du uns schon etwas über die Details verraten?Megaloh: Ich habe das Mixtape bereits fertig aufgenommen und kümmere mich nun um das ganze Drum-Herum. Mit an Bord sind der „Spektakulär"-Beat von Afrob und „Leben" von Azad. Jetzt hoffe ich stark, dass „Auf Ewig 2" in den nächsten Wochen kommt.
Du bist Stammgast auf dem Splash-Festival, machst schon sehr lange Musik. Woran lag es, dass du erst seit einiger Zeit richtig in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen bist?Megaloh: Ich war verloren, irgendwo zwischen Untergrund und Oberfläche. In einem stickigen, engen Platz, wo man sich nicht wirklich entfalten konnte [lacht]. Nein, im Ernst: Ich habe wirklich sehr früh mit Rap angefangen; damals noch mit eigenem Label. Wir haben uns einfach zu viel zugemutet und hätten wahrscheinlich mehr Erfolg gehabt, wenn wir einige Dinge anderen Leuten überlassen hätten. Jetzt bin ich aber endlich in der Situation, in der ich die Musik machen kann und es tolle Leute um mich herum gibt, die mir die richtigen Strukturen bieten können.
Zu diesen Leuten gehört sicherlich auch Max Herre, der dich seit einige Zeit sehr stark unterstützt. Was ist er für dich: Kumpel, Mentor oder schon Vater-Figur?Megaloh: Max Herre ist auf jeden Fall ein guter Kumpel, den ich stark respektiere. Auch wenn er mir keine Vorträge hält, wie ich mich entwickeln soll, ist er auch ein gewisser Mentor für mich geworden. Ich habe ohnehin klare Vorstellungen, was ich machen möchte, die Max einfach gut ergänzt.
Genau wie Max Herre arbeitest du mit vielen Feature-Gästen, bei denen auch immer wieder Soul-Einflüsse durchkommen. Wie wichtig ist Soul-Musik für Rap?Megaloh: Ich denke, dass alles darin verwurzelt ist. In der Soul- oder Blues-Musik, je nachdem wie weit man zurück gehen will, liegt dieser Schmerz, dieser Ausdruck, dieses Echte, die Seele - genau das, was Soul bedeutet. Und genau das ist mir beim Rappen oder Sampeln (Nutzung älterer Musik-Schnipsel in neuen Songs, Anm. d. Red.) schon immer wichtig gewesen. Soul-Samples sind einfach besonders schön, weil hier wirklich viel rüberkommt. Rap hat allerdings so viele Facetten, dass man auch ohne Soul auskommen kann.
Du sprichst vom Echten, von Schmerzen und der Seele. Deine Texte machen einen sehr reflektierten Eindruck auf uns. Denkst du auch privat eher viel über Entscheidungen nach oder handelst du eher aus dem Bauch heraus?Megaloh: Ich handele tatsächlich des Öfteren impulsiv, was ich hinterher meistens bereue. Eigentlich bin aber der Typ, der viel - teilweise sogar zu viel - nachdenkt. Wie so oft gibt es schließlich auch hier zwei Seiten. Ich denke, das Beste ist, einen Mittelweg zwischen Reflektion und Gefühlen zu finden. Die richtige Formel dafür habe ich aber leider noch nicht rausbekommen [grinst].
Bevor du weiter nach der richtigen Formel suchen kannst, geht's demnächst erst mal auf Tour. Wie groß sind Freude und Druck vor deiner Reise durch Deutschland und Österreich?Megaloh: Ich spiele schon diesem Sommer verdammt viel und hoffe, dass ich bald von der Musik leben kann. Das war immer mein Ziel und gleichzeitig meine Wunsch-Hauptaufgabe. Jetzt freue ich mich riesig auf die „Endlich Unendlich-Tour", die meine erste eigene Tour ist. Ich werde viele Songs spielen, die sonst nicht auf die Bühne kommen und habe zusätzlich noch Chefket im Gepäck, der ein wirklich toller Live-Künstler und Rapper ist: Es wird einfach um gute Rapmusik gehen.
Megalohs aktuelles Album "Endlich Unendlich" ist auf amazon.de für günstige 5,99€ inklusive etlicher Bonus-Tracks und alller Instrumentals erhältlich. Tickets für die kommende Tour gibt's auf eventim.de zu erwerben. Dank geht dieses Mal an Sherin Kürten von Classic Media. | Fotos: Florian Gehm (Beats im Parks 2012), Robert Winter und Daniel Gaube (jeweils Splash-Festival 2013)