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Reportage

Warum Iraner zum Christentum konvertieren

Auffällig viele Iraner wollen evangelisch werden. Auch in Leipzig, einem der kirchenfernsten Flecken der Welt, finden sie den Weg zum Christentum

Saeid heißt hier David. Ali wird Andreas gerufen und Samuel, ein 30-jähriger Iraner, wird schon so lange Samuel genannt, dass sich niemand mehr an seinen richtigen Namen erinnern kann. David, Andreas und Samuel verschaffen sich eine neue Identität. Als Christen.

Getroffen haben sie sich im Bibelunterricht in der „Brücke“ im Leipziger Osten, einem Begegnungszentrum der Bleckmarer Mission von 
der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Der südafrikanische Missionar Hugo Gevers veranstaltet dort jeden Mittwoch einen Bibelkreis. Diesmal ist eine Handvoll Iraner in die Brücke gekommen. Heute geht es um die Bergpredigt. Hugo Gevers wechselt von Sprache zu Sprache. Ein Satz auf Deutsch, einer auf Englisch, und dann spricht er auf Farsi weiter. Seit 2006 arbeitet Gevers mit Migranten in Leipzig. Erst durch seine Arbeit mit den Iranern hat er Farsi gelernt, die persische Sprache.

Dennoch übersetzt die 56-jährige Iranerin Elisabeth den Bibelunterricht, um Missverständnisse zu vermeiden. Sie lebt seit über zehn Jahren in Deutschland und gehört zu den ältesten unter den iranischen Gemeindemitgliedern. Ob sie sich damals taufen ließ, um ihre Chancen auf Asyl zu verbessern? Wer vom Islam zum Christentum konvertiert, kann im Iran zum Tod verurteilt werden. Aber ob das jetzt eine Konversion aus Berechnung war oder nicht, interessiert hier niemanden. Hier zählt nur das Mit­machen: singen, lachen, beten und vor allem zuhören. Das Neue, das Christentum steht hier für die Freiheit zu wählen, an welchen Gott man glaubt.