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Chronique

Quarantäne 2.0

Jetzt ist schon wieder was passiert. Und nein, das ist keine Anspielung auf die Brenner-Romane von Wolf Haas. Bei mir wiederholt sich gerade ein bisserl das Frühjahr. Mein Gurgelat – ja, so nennt man die Abnahmeprobe eines PCR-Tests und nicht die vorarlbergische Bezeichnung für Speichel – von vorigem Freitag hat Spuren des Coronavirus enthalten. Der Test war positiv. Ein CT-Wert von 29,54 wurde festgestellt. Heißt für mich was? Bingo, wieder einmal in die Quarantäne.

Eigentlich habe ich es ja kommen gesehen. Grauslicher Reizhusten die Tage davor. Ein positiver Freund, mit dem ich mich getroffen habe. Und die durch die Decke gehenden Infektionszahlen. Ein perfekter Cocktail für eine Coronaerkrankung. Und die hat mich eben jetzt auch erwischt. Dieselbe Situation wie im Mai also, als meine Freundin Corona hatte. Jetzt eben mit vertauschten Rollen. Ab in den Schrankraum mit der Matratze und am Boden schlafen war wieder angesagt. Mal hoffen, dass wir eine gegenseitige Ansteckung wie vor einem halben Jahr auch diesmal wieder vermeiden können.

Ein bisserl Panik hatte ich ja ehrlich gesagt schon. Da ist man zweimal geimpft und hört und liest in letzter Zeit immer mehr von sogenannten Impfdurchbrüchen. Aber dass es einen dann selbst treffen wird, davon geht man dann doch nicht aus. Naja, schwamm darüber. Passiert ist passiert. Jetzt hieß es erstmal kurz überlegen, was ich denn überhaupt alles zu tun habe.

FH informieren? Check. Arbeit kontaktieren? Check. Mein Chef hat mich natürlich, wie schon im Mai, mit sämtlichen GIFs des World Wide Webs verarscht. Er würde aber nicht mein Chef sein, hätte er mir nicht wieder eine Kiste von meinem Lieblingsbier zukommen lassen. Und auch das – kann ich ja jetzt fast schon sagen – obligatorische Corona-Sechser-Tragerl war wieder dabei. Ein kleiner Trost für meine zweite Quarantäne in diesem Jahr.

Da meine Freundin geimpft ist und daher nur als K2-Person klassifiziert wird – heißt, sie soll regelmäßig testen und Menschenansammlungen meiden – übernahm sie ab sofort den täglichen Einkauf. So, wie ich sie kenne, bereitet es ihr sicher einen Mordsspaß, wenn alle paar Minuten ein neuer Wunsch von mir auf ihrem Handy einlangt. Und auch ein aktueller PCR-Test – gefüllt mit meinem Gurgelat – wird von ihr täglich mit großer Freude zum Billa gebracht. Stand gestern war der CT-Wert bei 18,61 – hochinfektiös also. Wo soll das noch hinführen?

Der Husten wurde etwas stärker und ich verspürte ein leichtes Erschöpfungsgefühl, aber ansonsten ging es mir den Umständen entsprechend gut. Einzig ein totaler Geruchs- und Geschmacksverlust, der plötzlich am Mittwoch aufgetreten ist, machte mir die letzten Tage zur Hölle. Es ist wirklich grausig, sein Lieblings-Take-Away-Food zu bestellen und es dann in keinster Weise genießen zu können. Als absoluter Schwammerlfanatiker – Achtung, kann leichte Anzeichen von Sarkasmus enthalten – hätte man mir wohl auch diese unterjubeln können. Ich hätte es mit Sicherheit nicht bemerkt.

Doch eine wichtige Sache – auf die ich mich schon seit Beginn der Pandemie gefreut habe, und die ich jetzt nun endlich erledigen konnte – stand noch auf dem Programm: Bei 1450 anrufen. Endlich hatte ich einen Grund, um dort mal hallo zu sagen. Man hört immer so viel Gutes darüber, ich musste es einfach mal ausprobieren.

Long story short: Drei mal 40 Minuten Wartezeit. Zweimal davon falsch verbunden. Der dritte Anruf ging dann endlich durch. Der Herr am Ende der Leitung hatte übrigens eine verblüffend ähnliche Stimme wie der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Also schon ein bisserl angeheitert am frühen Morgen und so. Er nahm meine Personalien auf und fragte mich kurz nach meinen Symptomen. Von behördlicher Seite war’s das aber auch schon.

Spannend wurde das Telefonat allerdings noch gegen Ende hin. Er gab mir einen Tipp, wie ich die Zeit in der Quarantäne überbrücken könnte. Ich muss sagen, ich war mir danach echt nicht mehr sicher, ob ich nicht wirklich mit dem Herrn Hacker höchstpersönlich telefoniert habe. Im Wortlaut klang der Tipp nämlich in etwa so: „Stellen’s in jedem Raum ein Stamperl auf und trinken Sie sich durch die Wohnung. Werden’s sehen, am Ende schlafen’s wie ein Einser und die Zeit vergeht auch noch dazu.“ Den Tipp nahm ich mir zu Herzen. Sechs Stamperl und zwölf Stunden Schlaf waren die Folge. Der nächste Morgen: another sunny day in quarantine hell.