Ein paar Schritte vom Regierungspalast in Chiles Hauptstadt Santiago liegt die Calle Londres. Es ist eine idyllische Pflastersteingasse, doch hinter der Hausnummer 38 befindet sich die ehemalige Folterkammer der Militärdiktatur. Erika Hennings öffnet die schwere Holztüre. Die Frau mit den schwarzen Locken ist Vorsitzende der heutigen Gedenkstätte. 1974 wurde sie als Gefangene hierher verschleppt, zusammen mit ihrem Mann Alfonso Chanfreau:
"Als ich hier ankam, sah ich 50, 100 Leute mit Augenbinden und da war mir schon klar, was hier passiert. Sie haben mich direkt nach oben gebracht und dort sah ich, wie sie Alfonso folterten."
Die beiden sind damals Anfang 20 und Teil der Widerstandsgruppe MIR, der sogenannten Bewegung der revolutionären Linken. Viele ihrer Gefährten werden schon in den ersten Monaten nach dem Putsch verhaftet oder ermordet. Nach 13 Tagen in Londres nehmen die Wächter Alfonso Chanfreau mit. Es ist das letzte Mal, dass Hennings ihren Mann sieht.
"Ich weiß bis heute nicht, ob sie ihn ins Meer geworfen, oder irgendwo begraben haben."
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