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Die Top 5 Klimasünder: Klimawandel nur ein Symptom des maroden Systems

Wir sprechen stets über den Beitrag, den jede und jeder im Kampf gegen den Klimawandel leisten muss. Natürlich sollten wir alle in die Pflicht rufen, doch bringt all unser Wirken nichts, wenn „die da oben" nicht auch endlich beginnen, auf ihre Privilegien zu verzichten. Sofern die Reichen und Mächtigen dieser Welt oder auch die schadstoffreichsten Konzerne nicht umlenken, ist wirkliche Veränderung unmöglich. Auch staatliche Regulierungen braucht es deutlich mehr. Wer trägt also letztlich die Schuld am massiven Klimawandel? Wir stellen 5 große Klimasünder vor, ohne deren Mitwirken unser Kampf gegen den Klimawandel sinnlos ist. Und wir zeigen damit, warum Klimaschutz nur punktuell funktioniert und dass der Klimawandel nur ein Symptom eines Systems ist, dessen Abschaffung längst überfällig ist.

Iss weniger Fleisch. Fahr nicht mit dem Auto. Verbrauche nicht so viel Strom. Kaufe lokal. Konsumiere keine Fast Fashion. Die Liste der Anforderungen für den Ottonormalverbraucher könnten wir noch ewig fortführen. Natürlich macht jeder reflektierte Konsum unsere Welt zu einer besseren. Aber alleine die Verbraucher:innen können keine nachhaltige Veränderung herbeiführen. Denn die größten Klimasünder sind nicht die Masse, sondern im Verhältnis einige Wenige.

Immer sind die Konsument*innen schuld

Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, dann liegt unser Fokus zu sehr auf den Konsumentinnen und Konsumenten. Der Staat tritt die Verantwortung an den sogenannten Prosumer ab, statt rechtliche Regulierung vorzunehmen. Die Wirtschaft hat Vorrang, das zeigen die schlaffen Gesetze in Bezug auf unsere Umwelt. In Österreich zeigt sich der geringe staatliche Nachdruck im Klimaschutz durch das abgelaufene Klimaschutzgesetz. Betrachtet man das österreichische Lobbying- und Interessensvertretungsregister, ist zumindest oberflächlich zu erkennen, welche Ausgaben Energiekonzerne tätigen, um Einfluss auf unsere Gesetzgeber:innen zu nehmen. Auch Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung traten gegen die Klimaziele auf.

Fun Fact: Das generelle Leugnen des Klimawandels ist nicht selten getrieben durch von großen Konzernen bezahlte Studien. Die gezielte Desinformation dient der längeren Zeit zur Profiterwirtschaftung.

Geld regiert die Welt. Und jene, die Geld haben und damit die Welt regieren, sind auch die, die den wohl größten Impact auf die Umwelt haben. Deshalb stellen wir die 5 größten Klimasünder vor - und stellen klar, warum Endverbraucher:innen in diesen Beispielen keine bis wenig Verantwortung tragen.

Das sollte aber keineswegs eine Aufforderung sein, dass du damit aufhörst, auf die Umwelt zu achten. Ein nachhaltiger Lebensstil aller, sowie ein Umdenken sind dennoch sehr erstrebenswert und mittlerweile auch notwendig - für die Natur, aber auch für einen selbst. Denn nicht selten führt ein nachhaltiger Lebensstil zugleich auch zu einem gesünderen Leben. 1. Klimasünder Superreiche - Yachten, Privatjets und Weltraumflüge

Der gesamte Lebensstil von Superreichen hat fatale Folgen für die Umwelt. Wie eine Studie zeigte, wird das reichste Prozent dieser Welt bis 2030 für 16 % der globalen Emission verantwortlich sein. 2015 waren es schon 15 Prozent. Im Beitrag „ Superreiche als größte Klimasünder: Yachten, Privatjets und Weltraumflüge" gehen wir sehr genau auf dieses Thema ein.

Das Absurde daran - die ärmere Bevölkerungshälfte bleibt mit seinen Pro-Kopf-Emissionen bis 2030 unter dem 1,5 °C Ziel. Sprich: Den Kampf gegen den Klimawandel vollziehen wir maßgeblich auf den Schultern jener, die am wenigsten dafür können. Denn alleine die Gesamtemission der reichsten 10 Prozent soll laut der angeführten Studie die Klimaziele überschreiten.

2. Klimakiller Staaten: China, USA und für eine WM Katar

Richten wir den Blick auf Staaten. Obwohl China immer wieder als großer Klimasünder angeführt ist, steigt das Land in Relation der Pro-Kopf-Emissionen ziemlich gut aus - man findet das Land nicht in der Liste der zehn größten staatlichen Klimakiller. Im Kontext der Gesamtessionen aber trägt China einen Anteil von über 30 %.

Die größten staatlichen Klimakiller nach dem Klimaschutzindex (KSI) sind aber die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die USA hatten vor allem unter der Trump-Administration große Rückschritte gemacht. So sind die USA unter seiner Präsidentschaft beispielsweise aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen.

Der Klimaschutzindex rechnet aufgrund der Treibhausgasemissionen indirekt auch die einzelnen dort lebenden Verbraucher:innen zu. Dennoch tragen Staaten die Verantwortung für die Wahl der Energiegewinnung - Stichwort: Öl, Gas, etc. -, die Gesetzgebung, die durch Interessensvertreter:innen beeinflusst wird - Stichwort: Lobbying - und den staatlichen Wettkampf um die Vormachtstellung auf dieser Welt. Hier kommen wir natürlich auf sehr komplexe Gefilde: Dennoch kommen all die Bemühungen um den Klimaschutz nicht weit, wenn auch die größten Klimasünder unter den Staaten nicht einlenken.

Zu der von Großmächten dominierten globalen Entwicklung gesellt sich der meist nicht sehr klimafreundliche Kampf ums blanke Überleben. So müssen weniger entwickelte Länder beispielsweise zwangsläufig auf Kohle setzen oder dem Ressourcen-Raub der Big Player nachgeben. Oder am Beispiel Katar sieht man, wie für eine Weltmeisterschaft schnell einmal die besten Vorsätze verworfen werden - oder nur Greenwashing das Image polieren soll. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb man die Fußball WM in Katar boykottieren sollte.

3. Klimasünder Fleischindustrie - Verantwortung beim Verbraucher?

Die Fleischproduktion richtet sich angeblich ganz nach den Verbraucher:innen. Aber, dass Staaten einerseits die Fleischindustrie stark subventionieren, Futtermittel aus Übersee importiert werden und eine Überproduktion von Fleisch - und damit auch das Wegwerfen desselben - stattfindet, darf nicht außer Acht gelassen werden.

Die Debatte über den Preis von Fleisch ist nicht nur eine ethische, sondern auch eine, die Verbraucher:innen beim Kaufverhalten beeinflusst. Wenn der Discounter im Angebot ein Kilogramm Fleisch um zwei Euro anbietet, aber ein Kilogramm Gemüse vier Euro kostet, greift der ärmere Teil der Bevölkerung alleine schon aus Kostengründen auf Fleisch zurück.

Side Fact: Fleischexporte aus Überproduktion verursachen nicht nur Transport-Emissionen, sondern überschwemmen auch ausländische Märkte, wodurch die dort ansässige Landwirtschaft geschädigt wird. Sie sind nicht konkurrenzfähig mit den Preisen der Billig-Importe. Was besonders traurig daran ist - die EU unterstützt den Export finanziell, wodurch sich das Preisdumping verstärkt.

Die klimatischen Auswirkungen des Fleischkonsums liegen einerseits in der „Produktion", dem Transport der Tiere, aber auch im Transport der Futtermittel. Wasser- und Energieverbrauch, die CO₂-Produktion der Tiere selbst, sowie die Transportwege hinterlassen Berge an Emissionen. Lösungsansatz wären hier beispielsweise Gesetze zur Regulierung der Futtermittel, aber auch eine Reform der Subventionierungs-Maßnahmen - immerhin kassieren die zehn größten Tiermastbetriebe in Österreich fast ein Viertel der gesamten Gelder.

Side Fact: Billigfleisch kommt den Verbraucher:innen teuer zu stehen. Denn letztlich finanziert der Staat die Subventionen mit Steuergeld. Somit können wir festhalten, dass die Verantwortung nicht bei den Verbraucher:innen liegt, sondern bei den staatlichen Mechanismen zur Förderung der Fleischproduktion und des -verkaufs.

4. Klimakiller Öl- und Gaskonzerne: weit verfehlte Klimaziele

Eine aktuelle Studie (Mai 2022) - mit dem Namen „ Big Oil Reality Check" - untersuchte, ob die größten Öl- und Gaskonzerne ihre Klimapläne und Zusagen zum Pariser Klimaabkommen erfüllen oder überhaupt darauf hinarbeiten. Die Ergebnisse sind nicht nur ernüchternd, sie sind geradezu schockierend. Keines der acht angeführten Unternehmen richtet seine Geschäfte auf die Erfordernisse des 1,5 °C-Ziel aus. Es wirke eher, als betrieben die Konzerne Desinformation und Ablenkung, so einer der Hauptautoren der Studie, David Tong.

Auch hier gilt: Gewinnorientierung. Aber nicht nur bei den großen Acht gilt das Credo der immerwährenden Expansion. Während die Ressourcen knapper werden, wächst der Kampf um die letzten Profite. Stattdessen wären aber die Energiewende und der damit definierte Umstieg auf erneuerbare Energien das Ziel. Wie sollen Verbaucher:innen hierauf bitte Einfluss nehmen? Keinen Strom mehr beziehen?

Im aktuellen Kontext ist deutlich zu sehen, wie Energiekonzerne arbeiten. Die Merit-Order, also ein System zur Energiepreisbestimmung, sowie die Auswirkungen des Einmarsches Russlands in die Ukraine, treiben die Preise nach oben und die Verbraucher:innen zahlen, während Energiekonzerne sich ein goldenes Näschen verdienen. Somit hat deren Abwarten einen weiteren negativen Effekt. Denn die Abhängigkeit von Öl- und Gas sowie das fehlende Voranschreiten bei erneuerbaren Energien machen die Auswirkungen der aktuellen Krisen noch schlimmer. Für die Verbrauer:innen wohlgemerkt, nicht für die Konzerne.

5. Klimasünder Transportwirtschaft: Vermeidbare Schlacht- und Weiterverarbeitungswege

Einerseits ist es die bereits genannte Fleischindustrie, die viele Transportwege zur Futtermittelbeschaffung zurücklegen lässt. Doch auch exotische Lebensmittel legen zahlreiche Kilometer zurück. Zum Teil liegt die Verantwortung natürlich bei den Verbraucher:innen. Aber warum sind ein Kilo Bananen billiger als ein Kilo Äpfel oder warum sind sie im besten Fall gleich teuer? Wegen Ausbeutung von Produktionsländern, aber auch wegen falscher Subventionierung des heimischen Marktes ergibt sich ein derart niedriger Preis. Wer hierbei tiefer in die Materie gehen möchte, dem empfehlen wir den Beitrag „ Warum und in welchem Ausmaß Bauern Förderungen bekommen" von Land schafft Leben.

Hinzu kommt, dass nicht selten der schnellste Transportweg gewählt wird. Und dieser ist nun mal das Flugzeug. Pro Kilogramm Lebensmittel, das ein Flugzeug transportiert, erzeugt dieses 170 Mal so viele Emissionen wie ein Schiff. Zum weiteren Vergleich der Emissions-Bilanz: 1 kg Lebensmittel per Schiff wären ca. 10 kg Lebensmittel-Transport innerhalb eines Landes (dieser Wert verringert oder erhöht sich je nach Größe des Landes) . 1 kg per Flugzeug sind somit inländisch ungefähr 1.700 kg.

Wie vielfache Berichte zeigen, transportieren Tierbetriebe häufig ihre Tiere zur Schlachtung in weit entfernte Länder, weil die Schlachtung dort günstiger ist und die Massen an Fleisch in heimischen Betrieben oft gar nicht verarbeitet werden können. Wieder Transportwege und zugleich eine unglaubliche Qual für die Tiere. Die Kühlung beim Rücktransport des Fleisches legt letztlich noch einen drauf.

Hier gilt natürlich: Regionaler Konsum hat Vorrang. Aber viele Menschen haben keine große Wahlmöglichkeit bei den Lebensmitteln. Der wichtigeste Faktor des Konsums ist für viele der Preis. Und den bestimmen einerseits das Angebot durch Massenproduktion, aber auch die Subventionen.

Fazit: Aber was soll man dann für das Klima tun?

Natürlich sollte jede und jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aber betrachten wir die größten Klimasünder, ist schnell klar, dass dies auf Dauer nur der Tropfen auf den heißen Stein ist. Entscheidend sind die Reichen und Mächtigen dieser Welt. Und wie wir bereits wissen, geben die in unserer von Geld regierten Welt nicht gerne ihre Privilegien auf. Das zeigt sich bereits bei den Steuervermeidungs-Tricks der Reichen und der Konzerne, aber auch in ihrem Lebensstil. In der Politik gilt ebenso, dass die meisten der Politiker:innen nur die eigene Karriere anzutreiben versuchen, sich von Lobbyisten beeinflussen lassen und letztlich ihre zukünftigen Posten in der Privatwirtschaft vorbereiten.

Somit heißt Klimaschutz zugleich auch ein Umdenken unseres gesamten Systems. Denn die Vernichtung unserer Welt treiben nicht die Vielen an, sondern die Wenigen, die keinen Meter Macht verlieren möchten - wie es seit jeher war. Der Klimawandel ist nur ein weiteres Symptom eines Systems, nicht das Problem an sich. Solange sich das System nicht ändert, findet der Klimaschutz auch stets nur punktuell statt und die Jahreszahl zur Erreichung der Klimaziele rutscht weiter und weiter nach hinten. Damit auch die letzten Dollar in den Taschen jener landen, die sowieso schon mehr als genug haben.

Titelbild © Pexels
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