Da liegt die Messlatte natürlich hoch für Assane, also den Netflix-Lupin. Aber er hat etwas, das ihn antreibt: Er möchte seinen Vater Babakar rächen. Babakar, einst aus dem Senegal nach Paris immigriert, war Chauffeur der wohlhabenden Familie Pellegrini und eine gute Seele. Trotzdem wurde er beschuldigt, ein teures Collier gestohlen zu haben, kurze Zeit später starb er im Gefängnis. Ein Verlust, den Assane nie überwunden hat.
25 Jahre später ist das "Collier der Königin" - Marie-Antoinette hat es einst getragen - wieder aufgetaucht, es wird im Louvre ausgestellt und anschließend versteigert. Das ist der Startschuss für Assanes Rachefeldzug, für den er sich wiederum inspirieren lässt vom Original-Lupin - das Buch bekam er als Kind von seinem Vater geschenkt. Assane wird zu Arséne. "Die Illusion ist wohl die subtilste aller Künste", raunt er einmal. "Sie erfordert Finesse. Und manchmal eine gehörige Portion Mut. Irgendwann sind die Mittel egal, denn nur das Ergebnis zählt."
Das Netflix-Ergebnis ist ein in höchstem Maß turbulentes, und ja, auch ein verwirrendes. Weil es in der Serie nun einmal darum geht zu verwirren, erreicht Assane sein Ziel bei den Zuschauern in jedem Fall mit immer neuen Überraschungen. Es gibt zahlreiche Wendungen der Geschichte, bis zum Schluss kann immer noch alles passieren.
Nichts ist so, wie es scheint: Die Tricks der Hauptfigur werden immer erst im Nachhinein offengelegtDer Kniff der Serie ist, dass die Tricks des Lupin 2.0 teils erst im Nachhinein, meist am Ende einer Folge, offengelegt werden, ganz nach dem Motto: Nichts ist so wie es scheint, ihr werdet schon sehen. Dabei werden beinahe sämtliche Register gezogen, die der Netflix-Baukasten so hergibt. Es gibt Witz und Charme und Action, dicke Autos, emotionale Vater-Sohn-Beziehungen, Rückblenden im Zehn-Minuten-Takt, Streicher-Musik, das Hase-und-Igel-Spiel mit der Polizei, ein zerstörter Louvre. Auch die Bibel spielt zwischendurch eine Rolle.
Das führt nach einiger Zeit allerdings dazu, dass die ganze Geschichte massiv konstruiert wirkt. Das ist schade, weil es zwei Dinge gibt, die die Serie eigentlich sehenswert machen: Zum einen den Hauptdarsteller Omar Sy, der bereits in Ziemlich beste Freunde und nun auch hier seine Rolle spielt, als sei sie ihm direkt maßgeschneidert worden. Zum anderen ist die Serie toll gefilmt, man schaut gerne hin, natürlich, Netflix-Hochglanz. Aber man darf sich eben nicht blenden lassen.