Der Wecker klingelte früh. Viel zu früh. Aber für ein Spiel der DFB-Elf in Brasilien nimmt man ja so einiges in Kauf. Was dann aber alles passierte, das kann man sich in den kühnsten Träumen nicht vorstellen.
Zum Frühstück mehr schlecht als recht gequält, ins Taxi gesprungen und ab zum Flughafen. So war der Plan und so funktionierte er auch. Okay, das Gefährt war nicht mehr das allerneuste und ich hatte ab und an das Gefühl, mein Gesäß würde auf der Straße landen, aber zum Flughafen ging alles gut.
Am Flughafen wurde ich dann das erste Mal recht böse überrascht. Nein, keine Verspätung. Auch kein "cancelled flight". Nein, ich war gar nicht erst gebucht. Lustigerweise wurde ich für einen Flug einen Tag früher gebucht. Im ersten Moment vielleicht ganz witzig, wenn man jedoch am Schalter steht und in aller Herrgottsfrühe zu einem Spiel nach Recife fliegen mag, ist es nicht mehr so witzig.
Schnell hin und her telefoniert und ich hatte einen anderen Flug. Dummerweise würde es recht knapp werden, so viel war sicher! Aber wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt und ich war hoffnungsvoll, dass ich es noch pünktlich zum Stadion schaffen würde.
Also rein in den Flieger, schnell ein Wasser getrunken - alles andere war zu teuer und der Sparfuchs in mir hat gesagt: "Nein, kauf jetzt kein Getränk. Am Stadion wird es zwar teuer sein, aber nicht so teuer." Jaja, die schwäbische Sparsamkeit ist auch bis zu einem Preußen vorgedrungen.
Gelandet in Recife und vom Stadion keine Spur - so war es. Ich habe gesucht und nichts gefunden. Gut, es gab Schilder, aber die waren doch verhältnismäßig klein... Nun denn, nach etwas Hin und Her habe ich die Metrostation gefunden. Aber nein, sie war natürlich nicht in unmittelbarer Nähe des Flughafens, nein, sie war einen 400 Meter-Sprint entfernt.
Also sind gleich einmal ein paar hundert Fans - es war immerhin eine Stunde vor Anpfiff - losgerannt und in einen Zug gesprungen. Folglich war dieser überfüllt, wie man es sonst wohl nur aus Tokio kennt.
Nach einer rund einstündigen Fahrt - wozu auch einen leichteren Weg zur Arena bauen? - fanden wir Deutschen uns an einer Bushaltestelle wieder. Bus? Ja, nicht Stadion sondern Bus. Noch einmal rund zehn Minuten fahren und dann sind wir endlich da! Ha! Falsch gedacht.
Klar, wir haben nur zehn Minuten mit dem Bus gebraucht, aber vom Stadion war beim Aussteigen noch nichts zusehen. Nur eine große, breite Straße. Nichts zusehen von einer WM-Arena... Der andauernde Regen tat sein Übriges.
Aber einem echten Schlachtenbummler macht auch dies nichts aus und schnell fanden wir auch den Weg zum Spiel. Kontrollen gab es keine mehr, die Fans wollten einfach nur schnell rein. Und ja, nach einer fast anderthalbstündigen Reise innerhalb Recifes - der Flug dorthin betrug lediglich 70 Minuten - waren alle Fans im Stadion. Das Spiel war zu dem Zeitpunkt schon knapp 40 Minuten alt.
Auch wenn wir alle wussten, dass uns nach den 90 Minuten eine gleiche Tortur erwartet, so haben wir uns es nicht nehmen lassen und noch bis zum Ende gefeiert. Der Achtelfinalzug hat all die Ärgernisse und Qualen vergessen lassen. Und eine neue Erfahrung hat man auch gewonnen. Wenn man sie sich vielleicht auch gern gespart hätte. Aber auch das gehört zur WM 2014 in Brasilien.