Rotraut Susanne Berners Bilderwelten sind voll heiterem Ernst. Sie zählt zu den bedeutendsten Illustratoren der Gegenwart in Deutschland. In ihrem Atelier in München spricht sie über ihre prägende Kindheit in Stuttgart-Rotenberg und erzählt, wie viel Schwäbisches in ihrem Werk steckt.
Wie sieht es aus in der Wohnung einer Künstlerin? Die Wände jedenfalls sind voller Bücher bis zu den hohen Decken. Rotraut Susanne Berner sagt, ach, die meisten hab ich doch schon weggegeben. Dabei braucht man Leitern, um an manche ranzukommen. In diesem Sommer wird Berner 75. Ihr Mann, der Verleger Armin Abmeier, ist vor elf Jahren gestorben. Seither lebt Rotraut Susanne Berner alleine hier im Münchner Dreimühlenviertel, einem alten Arbeiterviertel aus der Gründerzeit, in dem längst vor jedem zweiten Haus ein Lastenrad steht.
Ihre verwinkelte Erdgeschosswohnung öffnet sich an der Vorderseite zur Straße hin wie ein Ladengeschäft. Hier ist ihr Atelier. Der Raum, in dem Zeichnungen entstehen wie die von Karlchen, dem kleinen Hasen. Oder die aus Wimmlingen, dem Ort, in dem Bewohner zu verschiedenen Jahreszeiten Alltägliches erleben. Wo sich für Kleinkinder seit 20 Jahren eine geistige Bilderheimat entfaltet, in der auch ihre Eltern zu Hause sind wie in kaum einem anderen Kinderbuch. Denn wenn es fünf Uhr morgens ist und das dreijährige Kind schon wach, aber man liegt selbst noch schlaftrunken im Bett, sind sie da, die Wimmlinger Figuren. Welche Rettung! Manfred, der auf einer Bananenschale ausrutscht, oder Gabriele, die Eisverkäuferin, sie sprechen anstelle der Eltern, das Kind hört zu, und auf der nächsten Seite geht es immer irgendwie weiter.
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