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Home-Office macht resilient

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die globale Arbeitswelt? Was hat sich verändert und welche Bedürfnisse haben Mitarbeiter*innen heute? Eine weltweite Umfrage des ADP Research Institute liefert Antworten.

 

Text: Elisabeth Werder

 

Die Studie „People at Work 2021: A Global Workforce View“ des ADP Research Institute hat untersucht, wie sich Arbeitnehmer*innen weltweit ein Jahr nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie fühlen. Dazu wurden mehr als 32.000 Proband*innen in 17 Ländern befragt.

 

Vertrauen und Arbeitsplatzsicherheit

 

Die Mehrheit (86 Prozent) der Befragten gab an, dass sie die nächsten fünf Jahre an ihrem Arbeitsplatz optimistisch einschätzen. Das ist ein Rückgang gegenüber den 92 Prozent aus dem Vorjahr. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) haben ihren Arbeitsplatz verloren, wurden beurlaubt oder vorübergehend freigestellt. Dennoch empfinden die Befragten die Pandemie insgesamt als positive Entwicklung im Hinblick auf Flexibilität oder die Weiterentwicklung von Fähigkeiten.

 

Arbeitsplatzbedingungen

 

Bei der Anzahl unbezahlter Überstunden ist ein deutlicher Anstieg von durchschnittlich 7,3 auf 9,2 Stunden pro Woche zu verzeichnen. Der höchste Anteil davon entfällt auf Mitarbeiter*innen, die abwechselnd im Büro und Home-Office arbeiten. Gleichzeitig haben mehr Arbeitnehmer*innen das Gefühl, flexible Arbeitsoptionen nutzen zu können: Vor der Pandemie hat etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent) diese Aussage zugestimmt, heute sind es zwei Drittel (67 Prozent). Fast die Hälfte (47 Prozent) bestätigt sogar, dass Vorgesetzte ihnen mehr Flexibilität ermöglichen, als es die Unternehmensrichtlinie vorschreibt. Arbeitnehmer*innen sind 14-mal häufiger voll engagiert, wenn sie ihrer Teamleitung vertrauen. Wertschätzung, Anerkennung und eine gute Kommunikation sind die Basis dafür.

 

Bezahlung und Leistung

 

Fast jeder Vierte (23 Prozent) musste während Corona eine Gehaltskürzung akzeptieren. Im Jahr 2021 waren 63 Prozent der Arbeitnehmer*innen von Unterbezahlung betroffen. Auch die Zahl verspäteter Zahlungen nimmt zu: Selbst, wenn das Gehalt regelrecht bezahlt wurde, hatten 24 Prozent der Befragten Probleme wegen einer mangelnden zeitlichen Abstimmung zwischen der Gehaltszahlung und dem Fälligkeitstermin von offenen Rechnungen.

 

Mobilität

 

Die Pandemie hat zu einer Verschiebung dahingehend geführt, wie und wo Beschäftigte leben und arbeiten. Weniger als ein Jahr nachdem Corona zu einer Pandemie erklärt wurde, haben bereits drei Viertel (75 Prozent) der Befragten weltweit ihre Lebensumstände verändert oder eine Änderung geplant. Jeder Siebte (15 Prozent) versucht aktiv, in eine neue Branche zu wechseln, die vertrauenswürdiger im Hinblick auf die Zukunft scheint. Der Wechsel vom Arbeitsort nach Hause hat sich nicht, wie erwartet, negativ ausgewirkt. Mitarbeiter, die zu 100 Prozent im Home-Office arbeiten, sind engagierter und resilienter als Kolleg*innen ohne Telearbeit.

 

Geschlecht und Familie

 

Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) gaben an, dass sie gezwungen waren, einen Kompromiss zwischen Privatleben und Arbeit einzugehen. Vor der Pandemie war das Ziel die ideale Work-Life-Balance, in der Studie sprechen die Urheber*innen von Work-Life-Blending. 15 Prozent der berufstätigen Eltern gaben an, dass sie oder jemand in ihrem Haushalt freiwillig aufgehört hat zu arbeiten, bei denjenigen mit Kindern unter einem Jahr sogar 26 Prozent. Die Hälfte der Befragten (52 Prozent) glaubt, dass die Arbeitgeberleistungen für berufstätige Eltern innerhalb eines Jahres eingestellt werden. Vor diesem Hintergrund gaben Frauen häufiger als Männer an, dass Stressbewältigung eine Herausforderung für sie darstellt. Frauen erhalten 2021 seltener als Männer eine Gehaltserhöhung oder einen Bonus für zusätzliche Arbeit, wobei der größte Unterschied in Nordamerika besteht.