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Interview

Fachkräfte für Energieagenturen werden nach wie vor gesucht

 

Fachkräfte für Energieagenturen werden nach wie vor gesucht

Das Arbeitsfeld "Erneuerbare Energien" ist vielschichtig. Den direkten Weg in eine Energieagentur gibt es nicht - das kann aber auch eine Chance sein, sagt Branchenexperte Dr. Joachim Frielingsdorf.


Interview: Elisabeth Korn


Dr. Joachim Frielingsdorf ist der Kommunikationsleiter und Pressesprecher der  EnergieAgentur.NRW.  Diese arbeitet im Auftrag der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen als operative Plattform mit breiter Kompetenz im Energiebereich: von der Energieforschung, technischen Entwicklung, Demonstration und Markteinführung über die Energieberatung bis hin zur beruflichen Weiterbildung


Herr Dr. Frielingsdorf, wie sieht das Arbeitsfeld Energieagenturen aus?


Unsere Aufgaben sind es, neutral zu beraten, zu berichten, Netzwerke zu bilden und weiterzubilden. Das heißt, wir unterstützen primär Kommunen und Unternehmen bei dem Thema "rationelle Energieverwendung". Um das zu erreichen, brauchen wir  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf allen Ebenen verständigen können. Das geht vom Expertentum im Bereich "Brennstoffzelle" oder des neuen Bauens und Sanierens bis hin zu dem, der die Sprache der Handwerker spricht. Denn wenn der Bau eines energieeffizenten Hauses schlampig umgesetzt wird, war die ganze schöne Planung für die Katz'.


Was heißt das konkret, Menschen mit welchem Berufshintergrund arbeiten bei der EnergieAgentur.NRW?


Wir haben Architekten, Juristen, Ingenieure unterschiedlichster Fachrichtungen, Geographen und Wirtschaftsgeographen, Agrarwissenschaftler ebenso wie Kommunikations- und Grafikexperten und viele mehr. Ein großer Bereich ist auch Verwaltung und EDV. Das Thema "Arbeiten bei Energieagenturen" ist sehr vielschichtig: Das Bild derer, die bei einer Energieagentur arbeiten, die sind so vielfältig, wie diejenigen die Energie verbrauchen. Die Zielgruppen sind ja auch vielfältig, jede Zielgruppe muss wieder anders angegangen und angesprochen werden.


Wenn ich mich konkret auf die Arbeit bei einer Energieagentur vorbereiten möchte, welchen Ausbildungsbereich sollte ich dann wählen?


Es gibt nicht ein konkretes Studium, das auf die Arbeit bei einer Energieagentur vorbereitet, weil es hier so viele Berufsbilder gibt. Grundsätzlich ist es so, dass die Experten aus den verschiedenen Bereichen zu uns kommen und sich dann durch verschiedene Angebote entsprechend weitergebildet und qualifiziert haben. Neben allen Berufen, die ich oben schon genannt habe, sind im Moment auch Wirtschaftsgeographen und Städteplaner sehr gefragt. Oftmals sind diese Leute ja ohnehin mit verschiedenen Nebenfächern und Kombinationen ausgebildet. Weiterbildungen sind auf jeden Fall immer möglich, abhängig davon mit welchen Voraussetzungen ich komme.


Wie hat sich die EnergieAgentur.NRW entwickelt, wie groß ist der Bedarf an Fachkräften?


Wir haben im Jahr 1990 bei unserer Gründung mit fünf Leuten angefangen,  seitdem steigt die Zahl der Mitarbeiter kontinuierlich. Eine Zeit lang haben wir zwischen 50 und 60 Mitarbeitern stagniert, dann kam 2007 die Zusammenlegung der Energieagentur NRW mit der Landesinitiative Zukunftsenergien zur EnergieAgentur.NRW. Dadurch stiegen die Mitarbeiterzahlen natürlich weiter an. Heute sind wir bei knapp 120 Mitarbeitern.


In welchen Bereichen sind die 120 Mitarbeiter ihrer Agentur heute tätig?


Wir haben die große Gruppe der Energieberater, die Unternehmen, Kommunen und die Bürger beraten. Außerdem viele Netzwerker, die das klassische Netzwerken zwischen Hochschulen und Unternehmen vorantreiben und Projekte beispielsweise im Bereich Windkraft, Wasserkraft, Solarenergie oder Biomasse initiieren wollen. Und dazu kommt noch ein großer Bereich Verwaltung und Kommunikatoren, denn wenn sie die schönsten Projekte machen und niemand davon etwas mitbekommt, ist das vergebene Liebesmüh.


Wie schätzen Sie die künftige Entwicklung der Energieagenturen ein?


Dieses Konzept, dass ein neutraler Dritter rät, was man im Bereich Energieeffizienz oder Erneuerbare Energien machen kann, ohne dass er dabei Geld für seinen Rat nehmen muss, das funktioniert. Dieser neutrale Rat der EnergieAgentur.NRW löst wiederum Investitionen aus, mit denen beispielsweise die Berufsgruppen der Ingenieure, Architekten, Handwerker oder Hersteller von Klimaschutztechnologien Geld verdienen können. Klimaschutz wird so zum Wirtschaftsfaktor. Dieser ökologisch-ökonomische Ansatz ist der Grund, warum seit 25 Jahren alle Landesregierungen in NRW diese Dienstleistung „EnergieAgentur.NRW“ anbieten wollen. Insofern ist das ein Konzept, das kopiert werden kann und auch schon kopiert wurde, auch international: In Slowenien und in Taiwan wurden tatsächlich Energieagenturen nach nordrhein-westfälischem Vorbild gemacht.



Interview erstmals erschienen im WILA Arbeitsmarkt (2016)