Ein letztes Mal „Hyvää päivää, ihr Lieben!" von Amanda und Elli aus Oulu. Heute treten wir die Heimreise an und bald sehen wir unsere Lieben wieder und können Glühwein auf dem heimischen Weihnachtsmarkt genießen. In Oulu gibt's den leider nicht, zumindest nicht auf dem Weihnachtsmarkt - und auch nichts zu essen, sondern nur Holz- und Bastelarbeiten oder warme Kleider.
Wir müssen zugeben, dass uns der Abschied richtig schwerfällt. Wir haben das verschneite Finnland und unsere Freunde aus aller Welt wirklich lieb gewonnen und die letzten Wochen waren noch einmal vollgepackt mit Erlebnissen, die wir so schnell nicht vergessen werden. Amanda hat eine Reise nach Lappland gemacht, wir haben finnische Plätzchen gebacken und auch die schrecklichen Ereignisse in Paris sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Aber lest selbst!
Winter in Oulu:
Anfangen wollen wir unsere letzten Erzählungen mit diesem Thema, denn natürlich haben uns auch in Finnland die Terroranschläge von Paris am 13. November sehr erschüttert. Eine unserer Freundinnen studiert zurzeit dort und unsere Mitbewohner und Freunde hier in Finnland kommen zuhauf aus Frankreich oder gar Paris selbst. Einige haben deshalb hier einen „Walk for Paris" organisiert, dem wir uns gerne angeschlossen haben. Mit Kerzen in der Hand sind wir durch einen kalten Schneesturm gelaufen und in der Hoffnung, mit unserer Mentalität die Welt ein bisschen anzustecken, haben wir beide den Scorpions-Hit „Wind of Change" gesungen.
The world is closing in Did you ever think That we could be so close, like brothers The future's in the air I can feel it everywhere Blowing with the wind of changeTake me to the magic of the moment On a glory night Where the children of tomorrow dream away In the wind of change
Wenige Tage nach dem Ereignis ist Ellis Freundin Doreen aus Deutschland nach Oulu gekommen, die gerne den Schnee, die Nordlichter und die Rentiere live erleben wollte. Pünktlich während des ersten Strandspaziergangs fielen Schneeflocken vom Himmel. Leider musste Doreens Urlaub aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig wieder abgebrochen werden, aber trotzdem hatten wir eine tolle Zeit in Finnland zusammen. An dieser Stelle gute Besserung und herzliche Grüße!
Da die beiden deshalb den Ausflug nach Lappland verpasst hatten, konnte nur Amanda einige Eindrücke von der unendlichen, stillen und verschneiten Landschaft ganz oben im Norden erhalten. Zusammen mit Freunden übernachteten wir in einem Mökki (Holzhütte) ganz typisch mit Lagerfeuer und Holzleiter zum Schlafbereich. Wir haben Rentiere gestreichelt, Iglus gebaut, Eisloch-gefischt, Nordlichter gesehen und einen Husky-Schlitten gelenkt. Das Eindrucksvollste war aber der arktische Ozean noch weiter nördlich in Norwegen. Auf der fünfstündigen Busfahrt dorthin gab's nur ein Thema: „Und da sollen wir baden gehen? Im Ernst jetzt?" Und ja - wir haben es gemacht. Und danach die ganze Heimfahrt nach Muscheln und Meer gestunken. Aber es hat sich gelohnt. So sehr, dass wir das mit Elli irgendwann auch nochmal machen werden. Ob sie will oder nicht.
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Elli hat die Zeit in Oulu auch fleißig genutzt und neue Kontakte geknüpft. Zum Beispiel beim traditionellen Pulla-backen. Das sind finnische Zimtschnecken und die sind hier, so wie die Piroggen über die wir schon gebloggt hatten, ein Nationalgebäck. Diesmal sogar mit einer Eigenschaft, die endlich mal was für Elli ist: Denn anders als alles andere hier in Finnland sind Pulla nicht herzhaft oder salzig, sondern süß! Ein Geheimnis ist es, den Hefeteig mit Kardamom zu verfeinern und für die Füllung doppelt so viel Zimt zu verwenden, wie man es als Deutscher machen würde.
Außerdem fand in Oulu eine Art Lichterfest statt, bei dem mitten in der Stadt ein Kinderchor aufgetreten ist:
Unsere amerikanische Freundin Emilie hat mit uns am letzten Donnerstag in November gebürtig Thanksgiving gefeiert -eine tolle Erfahrung!
In der Stadt wurde ein öffentliches Thanksgiving-Dinner angeboten, bei dem jeder etwas Selbstgemachtes zu essen mitgebracht hat. Wir haben Wackelpudding und amerikanische Brownies beigesteuert. Vor dem Essen gab es einen kleinen Gottesdienst, obwohl es kein kirchlicher Feiertag in dem Sinn ist, dass man an Thanksgiving in die Kirche geht. Vielmehr soll der Tag mit seinen Liebsten verbracht werden und Emilie ist es sichtlich schwer gefallen, von ihrer Familie getrennt zu sein. Am Abend haben wir noch gemeinsam hand-turkeys gebastelt, das sind kleine Papier-Truthähne, auf die man alles schreibt, wofür man dankbar ist. Könnt ihr erkennen, welcher von Amanda und welcher von Elli ist?
Kurz nach Thanksgiving kam auch schon der erste Advent und an dem ist Elli mit zwei Freundinnen in den Gottesdienst in der Kathedrale in Oulu gegangen. Obwohl wir kein Wort verstanden haben und der ganze Gottesdienst etwas anders abgelaufen ist als bekannt, haben wir es genossen. Ein Chor hat wundervoll gesungen und es war schön zu sehen, wie viele Familien mit Kindern dort waren. Etwas zu früh waren die Finnen allerdings mit ihrer Krippe dran, dort war das Christkind schon am ersten Advent geboren und wurde von den heiligen drei Königen besucht.
Wer den Chor vom 1. Advent hören möchte:
Um den Advent dann auch gebührend einzuläuten, haben wir den Rest des Tages damit verbracht, Glühwein zu trinken, Plätzchen zu backen und unseren Freunden deutsche Weihnachtslieder vorzusingen. Hihi! Herausgekommen sind sieben verschiedene Plätzchensorten, Glöggi (Punsch) mit einem Schuss selbstgebranntem Zwetschger aus Tschechien und ganz viel Weihnachtsstimmung in der Luft.
Damit hatte dann auch unsere letzte Woche begonnen und vor wenigen Tagen haben wir einen letzten gemeinsamen Abend mit all unseren neuen Freundinnen verbracht. Dank ihnen ist unser Auslandssemester eine richtig tolle Erfahrung geworden und wir werden sie alle vermissen. Und unser Sparschwein fürs Reisen um auch alle zu besuchen wird aufgestellt, sobald unsere Flieger sicher in der Heimat gelandet sind.
Von den vielen Präsentationen, Prüfungen und Essays wollen wir jetzt nicht anfangen, denn die gehören zum Studium im Ausland genauso dazu, wie in Deutschland auch. Stattdessen wollen wir nochmals betonen, wie froh wir sind, das Auslandssemester gemeinsam gemacht zu haben. Wir haben uns persönlich wie fachlich weiterentwickelt, Freunde aus aller Welt gewonnen und die große Freiheit hier in vollen Zügen genossen. Unser Englisch (und finnisch und französisch...) kann sich sehen lassen, und ganz persönlich ist unsere Freundschaft durch das gemeinsame Erlebnis noch tiefer geworden. Wir wollen jeden Zweifler der die Chance auf ein Auslandssemester hat, dazu einladen, sich mit beiden Beinen in ein Erasmus-Semester zu stürzen. Es lohnt sich auf alle Fälle!
http://www.buzzfeed.com/tabathaleggett/reasons-you-should-never-visit-finland#.mf4VQM24bvAuch bedanken wir uns für Eure Aufmerksamkeit, hoffen dass euch unsere Blogeinträge gefallen haben und wir euch unterhalten und informieren konnten.
Wir senden ein letztes Mal herzliche Grüße in die Welt! Amanda und Elli