Feyyaz Çetiner unterstützt wohltätige Organisationen mit abgelaufenen Erste-Hilfe-Sets.
Es gibt einen Satz, den Feyyaz Çetiner momentan beinahe täglich zu hören bekommt: „Daran hab ich ja noch nie gedacht." Das äußern Menschen, die erstmals von dem Projekt erfahren, das der Kfz-Sachverständige Anfang Januar ins Leben gerufen hat.
Verbandskästen stehen im Mittelpunkt der Aktion, und zwar solche, die ihre Ablaufzeit von rund fünf Jahren bereits überschritten haben. Normalerweise werden sie ersetzt und landen ohne weiteres Nachdenken in der Mülltonne. Auch Çetiner, der eine Tankstelle am Frankfurter Berg betreibt, wurde von seinen Kund:innen häufig zur Entsorgung befragt. Eines Tages sei ihm dabei ein Gedanke gekommen, sagt er: Warum eigentlich wegschmeißen? Er begann sich darüber zu informieren, wie man ausrangierte Verbandskästen weiterverwenden könnte - und stieß prompt auf eine Vielzahl von Möglichkeiten.
„Das Deutsche Rote Kreuz hat nach meinem Anruf sofort Interesse gezeigt", sagt Çetiner. Für Übungseinsätze bräuchten die Mitarbeiter:innen regelmäßig Verbandsmaterial, welches im Fall eines Neukaufs jedoch hohe Kosten und allerhand Verpackungsmüll verursache. Andere Organisationen berichteten von ähnlichen Problemen.
Çetiner entschloss sich dazu, in seiner Tankstelle an der Homburger Landstraße 448 einen Sammelpunkt einzurichten. Bei seiner Kundschaft stieß die Idee auf ausgesprochen positives Feedback. Viele Menschen lieferten eigene Vorschläge für die Zukunft der Verbandskästen: Neben medizinischen Einrichtungen möchte Feyyaz Çetiner sie nun bald auch an Tierheime oder Jäger verteilen, die mit dem Material verletzte Tiere versorgen. Wer einen alten Verbandskasten abgibt, erhält dafür zwei FFP2-Masken, die seit diesem Jahr Teil des Erste-Hilfe-Sets sein müssen. Auch diese Idee stamme von einer Kundin, erzählt Çetiner stolz.
Als Mitglied der Kommunalen Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) wendet er sich nun mit einem Antrag an die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Diese soll in den zuständigen Ausschüssen darüber entscheiden, ob die Stadt das Projekt aktiv unterstützt und beispielsweise bei der Bewerbung hilft. „Ich hoffe sehr, dass der Antrag durchgeht", sagt Çetiner.
Sein Ziel sei es, die Sammelstelle bekannter zu machen und weitere Autowerkstätten und Tankstellen als Kooperationspartner zu gewinnen. Bis dahin will Çetiner sich selbst weiter bemühen, möglichst viele Verbandskästen vor dem Weg in den Abfall zu bewahren. (ELISA SCHWARZE)