Wer sich in Solnhofen umhört, der erfährt: "Die CSU kriegt auf den Rüssel". Ortsbesuch in einem Dorf, das so wählt wie Bayern.
Der Schäfer hat Angst. Er hält zwei Packungen Suppengemüse unter dem Arm, trägt krausen Vollbart, Hut, Handwerkerhose, so steht er bei Lebensmittel Thoma im Laden. Er wollte nur kurz einkaufen gehen. Aber wenn man ihn nach der Landtagswahl fragt, dann redet er als erstes von der Angst. Der Angst, dass die AfD stark wird in Solnhofen. Noch stärker. 14 Prozent waren es bei der Bundestagswahl. Der Schäfer sagt: "Das Problem ist, dass keiner zufrieden ist."
Solnhofen, 1867 Einwohner, Altmühltal, der letzte Zipfel von Mittelfranken. Ein Dorf, wie es viele gibt in Bayern, zwischen Hängen in einer Flussschleife, nicht bilderbuchschön, nicht hässlich. Die Altmühl ist so träge, dass man nicht sagen kann, in welche Richtung sie fließt. In den Gärten wachsen prächtige Blumen, nur bei der Anstrichfarbe greifen manche Hausbesitzer leicht daneben. Solnhofen ist Durchschnitt. Vor allem, was das Wahlverhalten angeht: Bei den letzten Wahlen stimmten die Solnhofener in etwa so wie ganz Bayern. Kein Ort kommt dem landesweiten Ergebnis näher. In Solnhofen sollten sie also wissen, was Bayern bewegt.
Über das Rathaus und auf die Homepage schreibt Solnhofen sich ein Motto: "Die Welt in Stein". Der Stein ist überall, es gibt Steinbrüche, Fossiliensammlungen, ein paläontologisches Museum samt Archaeopteryx. Aber wer sich umsieht in Solnhofen, spürt: Da bröckelt was.
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