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"Ihr seid in Schwierigkeiten!"

Nicht nur am Mikrofon lautstark: Jimmy Butler (Foto: Kevin C. Cox/AFP)


In der NBA, der besten Basketball-Liga eines Landes, dessen Regierung momentan vom vielleicht lautesten Rüpel der Welt gestellt wird, kommt es wenig überraschend auch auf die verbalen Scharmützel an. Die Amerikaner sind sportübergreifend für ihren Trashtalk bekannt, aber vor allem beim publikums- (vor Corona) und kameranahen (auch während Corona) Korbhallensport bekommt es jeder mit. Das war schon lange vor Trump so, als Michael Jordan noch spielte war er - wie in vielen Bereichen - auch in der verbalen Kategorie ganz weit vorne. Wichtig ist dabei vor allem, nach dem gehaltvollen Gemaule auch tatsächlich Taten folgen zu lassen.

Kawhi Leonard, immerhin noch amtierender Meister und Finals-MVP, soll während der laufenden Saison den Spruch geäußert haben: "Kann jemand Lebron (James) sagen, er soll keine Angst haben, mich zu verteidigen." Großer Ton, keine Tat: Leonard und seine Clippers haben es bekanntlich nicht mal bis ins Halbfinale geschafft, um Lebrons Lakers herauszufordern. Dort haben sich die Miami Heat durchgesetzt und stehen dem Team aus L.A. nun in einem sechsten Finalspiel (Montag um 1.30 Uhr MEZ) gegenüber. Miamis ebenfalls nicht unbedingt auf den Mund gefallener Anführer, Jimmy Butler, hat in den letzten fünf Partien sowohl auf dem Platz als auch daneben einige spektakuläre Momente hingelegt.

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Nachdem die Lakers die ersten beiden Spiele deutlich gewonnen und er seine besten Mitspieler an Verletzungen verloren hatte, stellte sich Butler direkt vor Spiel 3 der Presse: "Wenn wir heute Nacht gewinnen, können wir was reißen." Die nicht gerade durch zurückhaltende Kommentare bekannten amerikanischen Experten schwankten in der Analyse dieser Bemerkung zwischen Belustigung und der Frage, ob man ihn ernst nehmen könne. Butlers tatkräftige Antwort? Er legte ein 40-Punkte-Triple-Double auf, die Heat gewannen ihr erstes Finalspiel und noch auf dem Platz erklärte er Lebron: "Ihr seid in Schwierigkeiten!". Anscheinend als Antwort auf die fast gleiche Ansage von James, die dieser verfrüht, nämlich gegen Ende des ersten Viertels, in Richtung Heat gerufen haben soll.

Manchmal können Aussagen aber auch Angst einflößen, ohne trashig zu sein. Lebrons auffallend ruhige Reaktion auf Butlers Heldentat: "Ich denke, Jimmy war phänomenal.", mit gefährlichem Nachschub, "Wir werden uns die Videos schon anschauen, um im nächsten Spiel noch besser zu werden." Ohne viereckige Augen, dafür mit deutlich stärkerer Defensive holten die Lakers anschließend Spiel 4. Kleine Töne, große Taten. Nächster Ton von Butler: "Wir müssen nahezu perfekt spielen, um sie zu schlagen." Nächste Antwort: Mit dem Rücken nicht nur zur Wand, sondern zum ganzen Haus lieferten die Heat eines der besten NBA-Finalspiele der jüngeren Vergangenheit.

Danach meinte Jimmy Butler in Hinblick auf das kommende Spiel 6: "Wir müssen uns dennoch verbessern. Wir hatten heute am Ende auch Glück, das werden wir nicht immer haben." Manchmal ist der beste Trash Talk einfach die Wahrheit. Die amerikanischen Kollegen nehmen Butler inzwischen auf jeden Fall beim Wort.

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