Romance Fantasy ist das, was das Frankfurter Autorinnenduo P. & T. Ferbeth zwischen bisher zwei Buchumschlägen veröffentlicht hat. Der letzte Teil der Trilogie, der ebenfalls im unabhängigen Indieverlag „Sieben Verlag" erscheinen wird, ist am Entstehen. Nach „Custodias Blut" und „Blutige Macht" ist ein weiterer blutiger Titel zu erwarten. Vermutlich ebenso erotisch, leidenschaftlich und verzehrend wie die Beziehungen zwischen Custodia und Jaden (Band 1), Ava und Ethan (Band 2) dürfte ein drittes Liebespaar im Mittelpunkt stehen. Die Romanzen entwickeln sich in einer gut geschriebenen und aufgebauten Bände-übergreifenden Rahmenhandlung, die sich zwischen unserer und der Fantasiewelt Abbyshon bewegt. Wie sie sich dem Bücherschreiben angenähert haben, erzählen die Autorinnen im Interview.
reinMein: Wie kommen eine als examinierte Altenpflegerin berufstätige Mutter von vier Kindern, Petra Bethe, und eine „Familienmanagerin", wie sich Tamara Ferchichi selbst bezeichnet, Mutter von fünf Kindern, auf die Idee, Bücher zu schreiben?
Petra: Wir lasen dieselben Bücher und tauschten uns darüber aus. Es gab immer so ein 'Naja, ich hätte das anders gemacht'. Dadurch kam die Idee eine Geschichte zu schreiben, mit der wir komplett einverstanden sind. Dann ereignete sich folgendes: Ich lief in Frankfurt-Höchst in der Hospitalstraße neben dem Finanzamt vorbei und sah dieses total verwachsene Grundstück. Außen hing ein Schild von einem Anwalt. Mir kam ein Bild: Wenn jetzt dieses vergatterte Tor aufspringen, sechs Männer auf Motorrädern herauskommen und hier entlang brausen würden, und das sind gar keine Menschen... . Ich lief um das Grundstück herum und sah, dass auf der anderen Seite des Hauses Fratzen in Stein gemeißelt sind. Das Haus sieht düster aus, aber ich dachte mir, das wirkt nur so. In Wirklichkeit liegt ein Zauber darüber, der die Menschen von dem Haus fernhält. Dahinter, wenn man diesen Zauber durchdringt, liegt eine wunderschöne Villa. Danach fragte ich Tamara, ob wir nicht zusammen ein Buch schreiben wollen.
Tamara: Ja, du hattest eine SMS geschrieben. Da brachte ich gerade mein Kind zur Schule. Später am Tag telefonierten wir und fingen sofort mit dem Buch an. Ich hab keine Stunde gebraucht, da hatte ich die Namen der Protagonisten zusammen und die Anfangsgeschichte mit dem Amulett.
reinMein: Warum dieses Genre?
Petra: Wir lesen selber gerne Fantasy. Wir haben die Black-Dagger-Reihe von J. R. Ward gelesen und von Lara Adrian die Midnight Breed-Serie.
Tamara: Ja, die haben wir verschlungen.
Petra: Aber immer kritisch: 'Das fand ich toll, aber ... hmm...'.
Tamara: 'Warum hat sie das denn so gelöst, das hätte ich anders gemacht.' Aber vom Stil her war uns klar, wenn, dann würden wir etwas im Genre Fantasy schreiben wollen, mit dem Aspekt der Erotik.
Petra: Erotik bringt die besondere Würze.
reinMein: Gibt noch andere literarische Vorbilder?
Tamara: Zumindest am Anfang waren das die genannten Reihen. Mittlerweile liest man auch andere Genre. Als Autor oder Schriftsteller ist es schwer, überhaupt ein Buch zu lesen ohne ständig zu denken: 'Oh nein, ein Füllwort, der Satz muss anders lauten oder da ist ein Fehler drin'. Ich bin mittlerweile offen für ganz andere Genre, die ich früher nie gelesen hätte. Ich bin offener dafür, um mehr Input zu bekommen, nicht nur aus dem Fantasy-Bereich. Ich lese auch mal einen Krimi, einen Thriller, auch ganz einfache Liebesschnulzen.
Petra: Ich orientiere mich jetzt viel mehr an deutschen Schriftstellern. So wie du es liest, ist es auch geschrieben worden. Meistens sind die Darstellungen viel behutsamer formuliert, mit weniger Kraftausdrücken als bei Übersetzungen aus dem Englischen bzw. Amerikanischen.
reinMein: Wie habt ihr das Bücherschreiben erlernt?
Tamara: Wir ergänzen uns total. Petra ist der Part der schreibt. Ich bin eher der visuelle Typ. Ich stehe manchmal neben ihr und sage: 'Der steht jetzt hier und es riecht so und dort ist dies und jenes' und Petra dann 'Warte, warte, warte' und tippt mit.
Petra: Eigentlich war ich schon immer Schriftsteller. Ich lese seit meine Mutter mich zum ersten Mal in die Bücherei mitnahm. Ich hab die Bücher verschlungen, mir auch selber Geschichten ausgedacht. In der Schule, wenn es darum ging aus drei Bildern eine Geschichte zu schreiben, war ich voll in meinem Element. Im Teenageralter ließ das Lesen nach. In der Zeit verfasste ich Gedichte über Herzschmerz und Liebe. Geschrieben habe ich also immer, im Kleinen. Der Wunsch ein Buch zu schreiben kam plötzlich und eigentlich wollten wir nur für uns schreiben. Der Gedanke, das Buch zu veröffentlichen, kam später. Da war der erste Band schon fertig und wir dachten: 'Ist doch eigentlich gut, könnte doch auch anderen gefallen'.
reinMein: Worauf legt ihr bei einem Text wert?
Petra: Als Leser möchte ich in eine andere Welt gezogen werden. Wenn wir es als Autor schaffen, den Leser mit in unsere Geschichte zu nehmen, dass er alles andere vergisst, er quasi einen Film vor Augen hat – dann haben wir unser Ziel erreicht
Tamara: Dass der Leser am Ende des Buches sagt: 'Tolle Geschichte!'.
reinMein: Abbyshon ist ein Matriarchat, die Frauen sind ranghöher als die Männer. Die böse Gegenspielerin Mistress, Tante von Ava, der Anwärterin auf den abbyshonischen Kaiserthron, gebietet über gezüchtete, weibliche Kämpferinnen mit animalischen Trieben. Said, ein Mann hat die heilenden Kräfte. Der Männerbund der Enigmar besteht aus differenzierten Charakteren, die alle einen ausgeprägten Beschützerinstinkt besitzen. Wie seid ihr auf diese Fantasiewelt gekommen und wie auf die Figuren darin?
Tamara: Wir hatten die Anfangsidee mit den sechs Männern. Die Frauen sollten ranghöher sein und die Hauptrollen spielen, das war uns wichtig. Der Rest kam dann durchs darüber Reden und die Frage, was brauchen wir noch für unsere Geschichte? Das muss alles ineinandergreifen und es wird zwischendurch auch viel wieder umgeschmissen.
Petra: Unsere sechs Männer mit ihren Fähigkeiten standen von Anfang an fest. Ich würde sagen, dass sich die Geschichte drumherum gebildet hat. Die Personen, die dazukommen, sind daran angepasst.
reinMein: Habt ihr eine Lieblingsfigur?
Tamara: Bei mir ist es Said.
Petra: Ich stehe auf David. Er ist angsteinflößend, anziehend, sehr gefühlvoll, ich kenne ihn natürlich auch sehr innig.
reinMein: Wenn du so schwärmst, Petra, ist David möglicherweise der männliche Part des Liebespaares im dritten Teil?
Petra: Er spielt eine tragende Rolle, ist aber nicht die Hauptperson. Er trägt eine schwere Last, was sich schon im ersten Band andeutet, und hat eine Aufgabe zu erfüllen.
reinMein: Gut gegen Böse ist ja ein bekanntes Muster. Die Instanz Impartial muss für einen Ausgleich der Kräfte sorgen. Kann das Gute denn überhaupt gewinnen?
Petra: Das ist die Frage, die sich durch alle drei Bände zieht. Eine klare Antwort darauf würde zu viel vorwegnehmen.
reinMein: Wie viel Realität muss in einem Fantasy-Roman stecken?
Petra: Da sind wir unterschiedlicher Meinung.
Tamara: Wir waren uns anfangs einig, dass nichts von unserer Realität mit reinkommen soll. Aber das ist nicht machbar. Dinge, die du selbst erlebst und verarbeitest, fließen mit ein.
Petra: Ich sage immer, es muss Hand und Fuß haben. Es muss alles im Rahmen des Möglichen sein. Man könnte sich vorstellen, dass eine andere Welt existiert. Gedanken über Paralleluniversen gibt es schon lange. Ein Durchgang durch Portale dorthin – wer weiß, warum nicht? Für mich muss alles vorstellbar sein.
reinMein: Wie schreibt sich so ein Liebesrausch, ein Reigen aus Macht und Unterwerfung, Zügelung der Lust und brennender Begierde?
Petra: Man schlüpft in die Person rein, erlebt die Situation im Kopf und dann wird geschrieben. Der Blick ist nach innen gerichtet.
Tamara: Ich finde, diese Szenen schreiben sich am leichtesten.
Petra: Ich bin diejenige, die den Akt nüchtern beschreibt und Tamara darf alles mit Romantik ausschmücken.
Tamara: So stellt man sich die ultimative Erotik vor, der Mann soll einen auf Händen tragen. Die Leserin darf das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen.
Petra: Davon abgesehen hat jede sexuelle Szene auch ihre inhaltliche Berechtigung. Custodia findet in Jaden ihren Anker, ihre Liebesverbindung nutzt dem großen Ganzen.
reinMein: Habt ihr also überwiegend weibliche Leser?
Petra: Größtenteils, auf jeden Fall. Unseres Wissens nach haben nur wenige Männer unsere Bücher gelesen.
reinMein: Was könnt ihr über den dritten Band schon verraten? Wer wird als Liebespaar im Mittelpunkt stehen und wann wird der Band voraussichtlich erscheinen – März 2016?
Petra: Wir denken März 2016. So hat es der Verlag geplant, immer ein Buch pro Jahr.
Tamara: Schon im ersten Band ist es Cruz, der leidet, weil er seine große Liebe verloren hat. Um ihn und seine Frau wird es gehen.
Petra: Die Impartial hatten ihren Grund, warum er seine Erinnerung an die schmerzvolle Trennung wiedererlangen sollte.
reinMein: Wie erinnert man sich selbst als Autorin daran, was man alles für Schauplätze geschaffen hat? Die ganzen Schubladen, die man während der Geschichte aufzog, müssen ja bis zum Ende alle wieder geschlossen sein.
Petra: Das ist das Schwierige an dem Weg, den wir gewählt haben. Den Faden immer weiterzuspinnen und Samenkörner zu setzen, wie ich es nenne, für nachfolgende Geschichtsstränge.
reinMein: Schreibt ihr euch zwischendurch auf, was ihr alles beachten müsst?
Petra: Den Grundplot, der ja von Anfang an feststand, haben wir handschriftlich festgehalten. Dann haben wir einen Stammbaum erstellt, samt Lebenslauf von jedem Protagonisten. Kleine Änderungen im Handlungsverlauf werden auf einen Zettel gekritzelt, eingebaut und abgehakt.
Tamara: Das Ende haben wir im Kopf. Wir wissen ganz genau, wo wir hin wollen. Ursprünglich wollten wir mit jedem der sechs Männer des Enigmar-Bundes eine individuelle Liebesgeschichte entwickeln, aber der Verlag wollte eine Trilogie.
reinMein: Wie habt ihr euch überlegt, wie die Fantasiewelt Abbyshon aussehen soll?
Petra: Ich hab zum Beispiel beim Arzt gewartet und in einem Magazin gelesen. Da ging es um einen neu entdeckten Planeten, der sich nicht ellyptisch bewegt. Dort verändert sich die Jahreszeit nicht, es herrscht immer dasselbe Klima. Abgespeichert, mit eingebaut. So schnappt man Bröckchen auf und Bilder, die man irgendwo sieht. Alles anders zusammengesetzt, entsteht ein neues Bild.
Tamara: Wir brauchen ständig neuen Input, nicht nur was man sieht, auch was man hört, was andere Leute sprechen. Manchmal ist es ein einzelnes Wort, das man für einen bestimmten Satz gut gebrauchen kann.
Petra: Ich bin Fan von besonderen Wörtern. Herbert Grönemeyer nimmt Wörter, die benutzt sonst keiner. Geflissentlich – ich liebe dieses Wort. Man nimmt einen anderen Blickwinkel ein, wenn man schreibt.
Tamara: Wir haben auch gegoogelt, uns besondere Orte angeschaut, die es hier bei uns auf der Erde gibt. Wüsten, Steinformationen, Steine, deren Sockel ganz dünn und die nach oben hin dick sind, die Farben der Orte, abgelegene Orte. Vieles, was es bei uns auf der Erde gibt, haben wir in die Fantasiewelt mit eingebaut.
Das Interview führte Dörthe Krohn.
Die beiden bereits erschienen Bände der Trilogie:
Blutige Macht, P. & T. Ferbeth, erschienen März 2015, broschiert, ISBN 978-3-864432-99-6, Buch 12,90 EUR, E-Book 6,99 EUR, http://www.sieben-verlag.de/buecher/Blutige_Macht/
Custodias Blut, P. & T. Ferbeth, erschienen März 2014, broschiert, ISBN 978-3-864433-24-5, Buch 14,90 EUR, E-Book 6,99 EUR, http://www.sieben-verlag.de/buecher/Custodias_Blut/
Rétablir l'original
reinMein: Wie kommen eine als examinierte Altenpflegerin berufstätige Mutter von vier Kindern, Petra Bethe, und eine „Familienmanagerin", wie sich Tamara Ferchichi selbst bezeichnet, Mutter von fünf Kindern, auf die Idee, Bücher zu schreiben?
Petra: Wir lasen dieselben Bücher und tauschten uns darüber aus. Es gab immer so ein 'Naja, ich hätte das anders gemacht'. Dadurch kam die Idee eine Geschichte zu schreiben, mit der wir komplett einverstanden sind. Dann ereignete sich folgendes: Ich lief in Frankfurt-Höchst in der Hospitalstraße neben dem Finanzamt vorbei und sah dieses total verwachsene Grundstück. Außen hing ein Schild von einem Anwalt. Mir kam ein Bild: Wenn jetzt dieses vergatterte Tor aufspringen, sechs Männer auf Motorrädern herauskommen und hier entlang brausen würden, und das sind gar keine Menschen... . Ich lief um das Grundstück herum und sah, dass auf der anderen Seite des Hauses Fratzen in Stein gemeißelt sind. Das Haus sieht düster aus, aber ich dachte mir, das wirkt nur so. In Wirklichkeit liegt ein Zauber darüber, der die Menschen von dem Haus fernhält. Dahinter, wenn man diesen Zauber durchdringt, liegt eine wunderschöne Villa. Danach fragte ich Tamara, ob wir nicht zusammen ein Buch schreiben wollen.
Tamara: Ja, du hattest eine SMS geschrieben. Da brachte ich gerade mein Kind zur Schule. Später am Tag telefonierten wir und fingen sofort mit dem Buch an. Ich hab keine Stunde gebraucht, da hatte ich die Namen der Protagonisten zusammen und die Anfangsgeschichte mit dem Amulett.
reinMein: Warum dieses Genre?
Petra: Wir lesen selber gerne Fantasy. Wir haben die Black-Dagger-Reihe von J. R. Ward gelesen und von Lara Adrian die Midnight Breed-Serie.
Tamara: Ja, die haben wir verschlungen.
Petra: Aber immer kritisch: 'Das fand ich toll, aber ... hmm...'.
Tamara: 'Warum hat sie das denn so gelöst, das hätte ich anders gemacht.' Aber vom Stil her war uns klar, wenn, dann würden wir etwas im Genre Fantasy schreiben wollen, mit dem Aspekt der Erotik.
Petra: Erotik bringt die besondere Würze.
reinMein: Gibt noch andere literarische Vorbilder?
Tamara: Zumindest am Anfang waren das die genannten Reihen. Mittlerweile liest man auch andere Genre. Als Autor oder Schriftsteller ist es schwer, überhaupt ein Buch zu lesen ohne ständig zu denken: 'Oh nein, ein Füllwort, der Satz muss anders lauten oder da ist ein Fehler drin'. Ich bin mittlerweile offen für ganz andere Genre, die ich früher nie gelesen hätte. Ich bin offener dafür, um mehr Input zu bekommen, nicht nur aus dem Fantasy-Bereich. Ich lese auch mal einen Krimi, einen Thriller, auch ganz einfache Liebesschnulzen.
Petra: Ich orientiere mich jetzt viel mehr an deutschen Schriftstellern. So wie du es liest, ist es auch geschrieben worden. Meistens sind die Darstellungen viel behutsamer formuliert, mit weniger Kraftausdrücken als bei Übersetzungen aus dem Englischen bzw. Amerikanischen.
reinMein: Wie habt ihr das Bücherschreiben erlernt?
Tamara: Wir ergänzen uns total. Petra ist der Part der schreibt. Ich bin eher der visuelle Typ. Ich stehe manchmal neben ihr und sage: 'Der steht jetzt hier und es riecht so und dort ist dies und jenes' und Petra dann 'Warte, warte, warte' und tippt mit.
Petra: Eigentlich war ich schon immer Schriftsteller. Ich lese seit meine Mutter mich zum ersten Mal in die Bücherei mitnahm. Ich hab die Bücher verschlungen, mir auch selber Geschichten ausgedacht. In der Schule, wenn es darum ging aus drei Bildern eine Geschichte zu schreiben, war ich voll in meinem Element. Im Teenageralter ließ das Lesen nach. In der Zeit verfasste ich Gedichte über Herzschmerz und Liebe. Geschrieben habe ich also immer, im Kleinen. Der Wunsch ein Buch zu schreiben kam plötzlich und eigentlich wollten wir nur für uns schreiben. Der Gedanke, das Buch zu veröffentlichen, kam später. Da war der erste Band schon fertig und wir dachten: 'Ist doch eigentlich gut, könnte doch auch anderen gefallen'.
reinMein: Worauf legt ihr bei einem Text wert?
Petra: Als Leser möchte ich in eine andere Welt gezogen werden. Wenn wir es als Autor schaffen, den Leser mit in unsere Geschichte zu nehmen, dass er alles andere vergisst, er quasi einen Film vor Augen hat – dann haben wir unser Ziel erreicht
Tamara: Dass der Leser am Ende des Buches sagt: 'Tolle Geschichte!'.
reinMein: Abbyshon ist ein Matriarchat, die Frauen sind ranghöher als die Männer. Die böse Gegenspielerin Mistress, Tante von Ava, der Anwärterin auf den abbyshonischen Kaiserthron, gebietet über gezüchtete, weibliche Kämpferinnen mit animalischen Trieben. Said, ein Mann hat die heilenden Kräfte. Der Männerbund der Enigmar besteht aus differenzierten Charakteren, die alle einen ausgeprägten Beschützerinstinkt besitzen. Wie seid ihr auf diese Fantasiewelt gekommen und wie auf die Figuren darin?
Tamara: Wir hatten die Anfangsidee mit den sechs Männern. Die Frauen sollten ranghöher sein und die Hauptrollen spielen, das war uns wichtig. Der Rest kam dann durchs darüber Reden und die Frage, was brauchen wir noch für unsere Geschichte? Das muss alles ineinandergreifen und es wird zwischendurch auch viel wieder umgeschmissen.
Petra: Unsere sechs Männer mit ihren Fähigkeiten standen von Anfang an fest. Ich würde sagen, dass sich die Geschichte drumherum gebildet hat. Die Personen, die dazukommen, sind daran angepasst.
reinMein: Habt ihr eine Lieblingsfigur?
Tamara: Bei mir ist es Said.
Petra: Ich stehe auf David. Er ist angsteinflößend, anziehend, sehr gefühlvoll, ich kenne ihn natürlich auch sehr innig.
reinMein: Wenn du so schwärmst, Petra, ist David möglicherweise der männliche Part des Liebespaares im dritten Teil?
Petra: Er spielt eine tragende Rolle, ist aber nicht die Hauptperson. Er trägt eine schwere Last, was sich schon im ersten Band andeutet, und hat eine Aufgabe zu erfüllen.
reinMein: Gut gegen Böse ist ja ein bekanntes Muster. Die Instanz Impartial muss für einen Ausgleich der Kräfte sorgen. Kann das Gute denn überhaupt gewinnen?
Petra: Das ist die Frage, die sich durch alle drei Bände zieht. Eine klare Antwort darauf würde zu viel vorwegnehmen.
reinMein: Wie viel Realität muss in einem Fantasy-Roman stecken?
Petra: Da sind wir unterschiedlicher Meinung.
Tamara: Wir waren uns anfangs einig, dass nichts von unserer Realität mit reinkommen soll. Aber das ist nicht machbar. Dinge, die du selbst erlebst und verarbeitest, fließen mit ein.
Petra: Ich sage immer, es muss Hand und Fuß haben. Es muss alles im Rahmen des Möglichen sein. Man könnte sich vorstellen, dass eine andere Welt existiert. Gedanken über Paralleluniversen gibt es schon lange. Ein Durchgang durch Portale dorthin – wer weiß, warum nicht? Für mich muss alles vorstellbar sein.
reinMein: Wie schreibt sich so ein Liebesrausch, ein Reigen aus Macht und Unterwerfung, Zügelung der Lust und brennender Begierde?
Petra: Man schlüpft in die Person rein, erlebt die Situation im Kopf und dann wird geschrieben. Der Blick ist nach innen gerichtet.
Tamara: Ich finde, diese Szenen schreiben sich am leichtesten.
Petra: Ich bin diejenige, die den Akt nüchtern beschreibt und Tamara darf alles mit Romantik ausschmücken.
Tamara: So stellt man sich die ultimative Erotik vor, der Mann soll einen auf Händen tragen. Die Leserin darf das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen.
Petra: Davon abgesehen hat jede sexuelle Szene auch ihre inhaltliche Berechtigung. Custodia findet in Jaden ihren Anker, ihre Liebesverbindung nutzt dem großen Ganzen.
reinMein: Habt ihr also überwiegend weibliche Leser?
Petra: Größtenteils, auf jeden Fall. Unseres Wissens nach haben nur wenige Männer unsere Bücher gelesen.
reinMein: Was könnt ihr über den dritten Band schon verraten? Wer wird als Liebespaar im Mittelpunkt stehen und wann wird der Band voraussichtlich erscheinen – März 2016?
Petra: Wir denken März 2016. So hat es der Verlag geplant, immer ein Buch pro Jahr.
Tamara: Schon im ersten Band ist es Cruz, der leidet, weil er seine große Liebe verloren hat. Um ihn und seine Frau wird es gehen.
Petra: Die Impartial hatten ihren Grund, warum er seine Erinnerung an die schmerzvolle Trennung wiedererlangen sollte.
reinMein: Wie erinnert man sich selbst als Autorin daran, was man alles für Schauplätze geschaffen hat? Die ganzen Schubladen, die man während der Geschichte aufzog, müssen ja bis zum Ende alle wieder geschlossen sein.
Petra: Das ist das Schwierige an dem Weg, den wir gewählt haben. Den Faden immer weiterzuspinnen und Samenkörner zu setzen, wie ich es nenne, für nachfolgende Geschichtsstränge.
reinMein: Schreibt ihr euch zwischendurch auf, was ihr alles beachten müsst?
Petra: Den Grundplot, der ja von Anfang an feststand, haben wir handschriftlich festgehalten. Dann haben wir einen Stammbaum erstellt, samt Lebenslauf von jedem Protagonisten. Kleine Änderungen im Handlungsverlauf werden auf einen Zettel gekritzelt, eingebaut und abgehakt.
Tamara: Das Ende haben wir im Kopf. Wir wissen ganz genau, wo wir hin wollen. Ursprünglich wollten wir mit jedem der sechs Männer des Enigmar-Bundes eine individuelle Liebesgeschichte entwickeln, aber der Verlag wollte eine Trilogie.
reinMein: Wie habt ihr euch überlegt, wie die Fantasiewelt Abbyshon aussehen soll?
Petra: Ich hab zum Beispiel beim Arzt gewartet und in einem Magazin gelesen. Da ging es um einen neu entdeckten Planeten, der sich nicht ellyptisch bewegt. Dort verändert sich die Jahreszeit nicht, es herrscht immer dasselbe Klima. Abgespeichert, mit eingebaut. So schnappt man Bröckchen auf und Bilder, die man irgendwo sieht. Alles anders zusammengesetzt, entsteht ein neues Bild.
Tamara: Wir brauchen ständig neuen Input, nicht nur was man sieht, auch was man hört, was andere Leute sprechen. Manchmal ist es ein einzelnes Wort, das man für einen bestimmten Satz gut gebrauchen kann.
Petra: Ich bin Fan von besonderen Wörtern. Herbert Grönemeyer nimmt Wörter, die benutzt sonst keiner. Geflissentlich – ich liebe dieses Wort. Man nimmt einen anderen Blickwinkel ein, wenn man schreibt.
Tamara: Wir haben auch gegoogelt, uns besondere Orte angeschaut, die es hier bei uns auf der Erde gibt. Wüsten, Steinformationen, Steine, deren Sockel ganz dünn und die nach oben hin dick sind, die Farben der Orte, abgelegene Orte. Vieles, was es bei uns auf der Erde gibt, haben wir in die Fantasiewelt mit eingebaut.
Das Interview führte Dörthe Krohn.
Die beiden bereits erschienen Bände der Trilogie:
Blutige Macht, P. & T. Ferbeth, erschienen März 2015, broschiert, ISBN 978-3-864432-99-6, Buch 12,90 EUR, E-Book 6,99 EUR, http://www.sieben-verlag.de/buecher/Blutige_Macht/
Custodias Blut, P. & T. Ferbeth, erschienen März 2014, broschiert, ISBN 978-3-864433-24-5, Buch 14,90 EUR, E-Book 6,99 EUR, http://www.sieben-verlag.de/buecher/Custodias_Blut/