Es ist der erste Mordfall von Detektivin Elfriede Schmittke und der Krimi „Schulsachen" die erste Gemeinschaftsarbeit der Autorinnen Veronika Aydin und Kerstin Klamroth.
Als der Wiedereinstieg in den Kriminaldienst nach Kinderpause und Eheaus misslingt, versucht sich Elfriede als Detektivin selbstständig zu machen. Der erste Auftrag kommt, wie bestellt, prompt. Das ist auch bitter nötig, denn die alleinerziehende Mutter sitzt auf Rechnungen und muss einen 14-jährigen Teenager satt bekommen. Ein Jugendlicher wird tot aufgefunden. Elfriedes Auftraggeber ist der Vater des toten Schülers aus scheinbar gutem Hause, dem die polizeilichen Ermittlungen nicht schlagkräftig genug sind. Mit Verstand, Humor und Tatkraft stemmt sich die rundliche, unordentliche und mitunter überforderte Elfriede gegen das ihr vom Auftraggeber entgegengebrachte Vorurteil, möglicherweise unseriös und unprofessionell zu sein.
„Bei einem Spaziergang kam uns die Idee, eine Detektivin zu schaffen, die ein wenig so ist wie wir: vergesslich, chaotisch, aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck und bereit, für ihren Standpunkt einzustehen", erzählt Kerstin Klamroth.
Bei der Aufklärung des Mordes kann Elfriede das dank ihres Sohnes erworbene Jugendszenewissen gut gebrauchen. Elfriede kommt aber auch nicht umhin, sich mehr mit ihrem Teenager-Sohn Oliver zu beschäftigen, denn der Zugang zu seiner Welt liegt für die Mutter bisweilen im Verborgenen. Das ausgemachte Lösungswort ist Kommunikation. Doch die ist bekanntlich nicht immer einfach, schon gar nicht in den Augenblicken, in denen der liebe Nachwuchs seine Eltern, nicht immer zu Unrecht, einfach nur peinlich findet.
Pubertierende Kinder, die sich beim Frühstück ausschweigen, rätselhafte Teenager-Sprache, Väter, die sich anstatt mit dem alltäglichen Kleinkram abzugeben, lieber die Welt retten gehen – diese Momente sind den Autorinnen nicht unbekannt. Sie teilen mit ihrer Krimiheldin, wie sie in ihrem kurzen Vorwort schreiben, „die Courage, Söhne aufzuziehen".
Die Handlungen der Nebenfiguren, beispielsweise Elfriedes ehemalige Kollegin und Freundin Carmen oder Elfriedes Tante Ingeborg, möchte man noch ein bisschen mehr verstehen können. Doch der Krimi sei auf Fortsetzung angelegt und sowohl Tante Ingeborg, die mit geknickten Sofakissen, dem fein säuberlichen Stapeln von Elfriedes Notizen und geregelten Mahlzeiten zu Punkten versucht, als auch Carmen, die Elfriede zu einem Bauchtanzkurs überredet, begleiteten die Detektivin im zweiten Teil weiter, versprechen die Autorinnen. Es besteht also durchaus die Chance, mehr über diese beiden Persönlichkeiten zu erfahren.
Die Rollenverteilung in Elfriedes Ehe, die Streitdialoge mit ihrem Jetzt-Exmann sowie die Darstellungen wunderlichen Verhaltens in der Entwicklungsphase Pubertät haben einen gewissen Wiedererkennungswert. Der Fall entwickelt sich mit der einen und anderen Wendung. Elfriede wuppt schließlich ihren Auftrag und öffnet die eine und andere Tür hinter der sich nicht verbirgt, was die Fassade vermuten ließ.
Der im März 2013 im Erfurter Sutton Verlag erschienene Taunus-Krimi bietet mehr als hessische Dorfkulisse und Lokalkolorit. In „Schulsachen" nimmt das Thema Mobbing und Gewalt an Schulen ein zentrales Thema ein. Jede/r 10. Schüler/in sei Opfer von Mobbing, vorzugsweise in den Klassen 8 bis 10, recherchierte Kerstin Klamroth. „Alles, was mit der Schule zu tun hat, haben wir anonymisiert, auch die Schule ist nicht erkennbar." Doch einige Leute aus dem realen Leben seien auch mit richtigem Namen im Buch vertreten, beispielsweise der Kioskbesitzer Cemal. „Wir haben aber vorher gefragt, ob wir das dürfen", sagt Klamroth, die im Hauptschauplatz des Buches, dem idyllischen Hofheim-Lorsbach, wohnt.
Die Wiesbadenerin Veronika Aydin schrieb bereits zahlreiche Kurzgeschichten, u.a. Krimi-Kurzgeschichten und wurde mit dem Kulturpreis für den Kreis Kleve und dem Bronzenen Revolver des Kurzkrimiwettbewerbs von Buch Habel ausgezeichnet. Kerstin Klamroth ist Journalistin und schreibt ebenfalls Kurzgeschichten, die in Anthologien erschienen sind.
Über ihre Zusammenarbeit sagen sie: „Wir waren als Krimi-Leserinnen die vielen smarten Heldinnen, die es im richtigen Leben gar nicht so oft gibt, satt. Wir haben den Namen Elfriede gewählt, weil er eben nicht so tough klingt. Ganz bewusst entwickelten wir nur ein grobes Konzept für die Handlung, wir wollten uns die Freude an der Kreativität, an unerwarteten Wendungen im Verlauf der Geschichte nicht nehmen." Sie schrieben abwechselnd am Buch weiter und überraschten sich gegenseitig mit neuen Richtungen, die nicht abgesprochen waren. In gemeinsamen Arbeitsstunden erfolgte dann die Feinabstimmung der Szenen, wurde der Plot auf Logik und Glaubwürdigkeit abgeklopft. „Wir behaupten, dass man dem Text nicht ansieht, wo die eine Autorin aufhört und die andere anfängt."
Der zweite Fall von Elfriede ist in Arbeit, erster Schauplatz wird die Tierbestattung Abendroth sein, die es wirklich gibt.
„Schulsachen. Elfriedes erster Fall. Ein Taunus-Krimi", ein Sutton-Krimi, Taschenbuch, 216 Seiten, ISBN: 978-3-95400-140-8Homepages der Autorinnen: