Ebbe am Bilderbuchstrand von Saint-Jean-du-Doigt, nordwestliche Bretagne. Die Hauptfigur: untergetaucht. Stattdessen nur ihre Spuren, Sandhäufchen, aufgetürmt wie braunes Spaghettieis. Der Meeresbiologe Franck Zal schaufelt mit einer Forke große, schwarze Brocken Sand aus dem Boden. Wie kein anderer kennt er sich aus mit dem Wesen, das er an die Oberfläche befördern will. Dann zieht er etwas aus dem matschigen Klumpen: einen Wattwurm. Oder auch: Arenicola marina. Das dralle, 15 Zentimeter lange Geschöpf windet sich in der Handfläche, es schimmert auffallend rötlich.
"Ringelwürmer gab es schon vor 450 Millionen Jahren", sagt Zal. Der genügsame Wurm, der dreimal so lang wie dieses Exemplar und daumendick werden kann, lebt in U-förmigen Wohngängen rund 30 Zentimeter tief im Watt. Durch die Öffnungen versorgt er sich mit Wasser und frisst Sand, genauer gesagt: die Algen und Bakterien darin. Hinten muss der Rest notgedrungen wieder raus: Sandspaghetti. Und mit diesem merkwürdigen Tier will Franck Zal nun also die Medizin revolutionieren. Ein Wurm, der Leben retten kann? ...