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CES 2020: Das Lenkrad aus der Hand gegeben

Ola Källenius präsentiert auf der CES 2020 die Vision AVTR

Die Produktpräsentation von Sony-CEO Kenichiro Yoshida ist fast zu Ende, als er die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal überrascht. Er präsentiert die Vision S und die ist kein Fernseher oder eine Kamera, sondern ein Elektroauto. Noch ist die Limousine ein Prototyp, aber der japanische Elektronikriese meint es ernst. Das belegt die Liste der Kooperationspartner: Bosch und Blackberry, das Technologieunternehmen Qualcomm und der österreichische Autohersteller Magna Steyr. Letzterer baut in Graz beispielsweise den elektrischen Jaguar I-Pace. Die Vision S könnte also eines Tages wirklich auf der Straße rollen. Laut Leistungswerten am Messestand soll die Vision S dann in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Die zwei Elektromotoren (200 Kilowatt) an den Achsen bringen das Auto auf bis zu 240 km/h.

In dem Prototyp will vor allem seine Sensor- und Kameratechnik präsentieren. Auch das Infotainmentsystem mit diversen Bildschirmen und Lautsprechern in jedem Sitz soll Messebesucher und -besucherinnen begeistern. Und dennoch wirkt die Limousine in der Halle mit Unterhaltungselektronik ein wenig wie ein Fremdkörper.

Die klassischen Autohersteller, die schon lange Stammgäste auf der CES sind, zeigen keine realistischen Wagen, sondern Ideen für die Mobilität von übermorgen. Den Stand von dominiert ein Flugtaxi: die große Drohne S-A1 mit acht Rotoren, die senkrecht startet, und Platz für vier Passagiere sowie einen Piloten bietet. Sie ist leiser als ein Helikopter und kann so in Innenstädten auf dem Dach eines Hubs landen. Von dort will Hyundai die Passagiere mit autonom fahrenden Elektrobussen abholen. Hyundai sieht das als Verkehrslösung für Metropolen, in denen zukünftig immer mehr und vor allem ältere Menschen leben werden. "Unser Ziel ist es, beim Aufbau dynamischer, menschenzentrierter Zukunftsstädte zu helfen", sagt Chung Eui Sun. Den Betrieb überlässt Hyundai der Uber-Tochter Elevate. Das Projekt soll 2023 in ausgewählten US-Städten starten.

Die verwobene Stadt

Auch der japanische Autohersteller Toyota zeigt bei der Vorstellung seiner Neuheiten kein Fahrzeug. Firmenchef Akio Toyoda holt den dänischen Architekten Bjarke Ingels auf die Bühne. Gemeinsam stellen sie die Woven City vor. Auf einem ehemaligen Toyota-Werksgelände soll ein moderner Stadtteil für bis zu 2.000 Menschen entstehen. Die Trennung zwischen Straße, Rad- und Fußweg soll dort weitgehend aufgehoben werden. Alle Verkehrsteilnehmenden teilen sich die begrünten und verwobenen Wege. Nur wenige Straßen sollen ausschließlich für autonom fahrende Autos vorbehalten sein. Güter werden unterirdisch angeliefert, Energie mit Fotovoltaik-Zellen auf den Dächern und unterirdischen Brennstoffzellen erzeugt.

"Hat dieser Mann den Verstand verloren?", fragt Toyoda rhetorisch in seiner Rede, während auf der Leinwand sein Foto im Stil von Willy Wonka zu sehen ist, der in Charlie und die Schokoladenfabrik Kinderträume wahr werden lässt. Toyota als Immobilienentwickler? Der Japaner erinnert die Zuhörer und Zuhörerinnen daran, dass die Marke Toyota nicht immer für Autos stand. Angefangen hat das Unternehmen mit Webstühlen. Somit ist der Name Woven City doppeldeutig. Die Bauarbeiten auf dem 70 Hektar großen Gelände sollen 2021 beginnen.

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