Transkript zum Interview in der ZIB2 mit Armin Wolf und Kathrin Nachbaur (Team Stronach) vom 1. Okt. 2013.
Interview Dienstag, 1. Oktober 2013, 22:11 Uhr ORF2 Quelle: http://tvthek.orf.at... (7 Tage abrufbar) Transkriptor: Dieter Zirnig
Abb. 1: Tagcloud der 50 meist gesagten Worte von beiden (Nachbaur und Wolf)Armin Wolf: Ich begrüße Kathrin Nachbaur, die Nummer 2 auf der Bundesliste des Team Stronachs, bei mir im Studio. Guten Abend, vielen Dank fürs Kommen.
Kathrin Nachbaur: Guten Abend, Herr Wolf. Ich freue mich sehr über die Einladung. Danke.
Armin Wolf: Frau Nachbaur, im Feber hat Frank Stronach im Fernsehen gesagt: "Es ist leicht möglich, dass wir bei der Wahl die absolute Mehrheit bekommen." Noch im August hat Klubchef Lugar prognostiziert: "Von 15 Prozent gehe ich aus." Geworden sind es gerade mal 5.7 Prozent. Haben Sie schon eine Erklärung für dieses schwache Ergebnis?
Ja, Herr Wolf. Es ist so, dass wir unsere Ziele immer sehr hoch stecken. Frank Stronach hat ja auch von Anfang an gesagt, 'er tritt ja nicht an, um letzter zu werden'. Und natürlich haben wir die Ziele hochgesteckt. Wir haben hart gearbeitet. Es sind viele Fehler passiert. Das gebe ich gerne zu. Wir sind eine junge Bewegung. Es dauert einfach so-und-so lang, bis man auch alle Leute wirklich gut kennenlernt. Wir sind eine Bewegung, die sehr viele Freigeister angezogen hat. Und das finde ich auch sehr schön. Und beim nächsten Mal werden wir das besser machen.
Was war denn der größte Fehler, der passiert ist?
Oh, da sind wirklich einige passiert, Herr Wolf. Ich möchte jetzt keine Finger zeigen und auch keine einzelnen Ereignisse herausheben. Es ist einfach Zeit, dass man jetzt nach vorne blickt. Und ich bin sehr optimistisch. Wir sind ein gutes Team. Wir sind gut aufgestellt und vor allem - ich glaube, was uns wirklich auszeichnet - wir alle sind uns einig, wir werden hart arbeiten, fleißig arbeiten und eine gute Politik für die Bürger machen.
Dass Sie sich so einig sind, das könnte man bestreiten. Heute wurde gerade die niederösterreichische Landesobfrau via Presseaussendung abgesetzt und eine neue installiert: Eine Angestellte bei Herrn Stronach, die Lebensgefährtin des Parteianwalts. In anderen Parteien werden solche Positionen überlicherweise gewählt.
Also, sie ist nicht via Pressemitteilung abgesetzt worden. Überhaupt nicht. Das alles ist in bestem Einvernehmen passiert. Ich habe heute auch lange mit dem Klubobmann von Niederösterreich gesprochen. Es sind alle mit der Entscheidung sehr einverstanden. Unsere Frau Landesrätin ist wirklich sehr beschäftigt in ihrem Job als Landesrätin. Und ich glaube, Frau Renate Heiser-Fischer ist jemand, die sollte man eher anerkennen als eine starke Frau mit einer internationalen Managementerfahrung. Und sie nicht jetzt als Lebenspartnerin vom wem klassifizieren. Das finde ich eigentlich nicht passend. Sie ist eine starke Frau und sie wird es gut machen.
Aber wählen sie solche Funktionen nicht?
Ja. Wir werden natürlich in der Zukunft sehr viele Mitglieder haben und eine sehr demokratische Bewegung sein. Zu Beginn ist es immer schwierig, dass man richtig aufgestellt ist. Und wir haben sehr großes Vertrauen in Renate.
Jetzt muß ich doch fragen. Weil ich versucht habe, heute irgendwie herauszufinden. Wieviele Mitglieder hat Ihre Partei denn überhaupt?
Ja, da muss man sich bei den Landesorganisationen erkundigen. Manche haben...
Ja wieviele Mitglieder hat denn die Bundespartei?
Die Bundespartei. Die Bundespartei hat nicht viele Mitglieder. Die Bundespartei hat sechs Mitglieder. Und wir werden, wir haben immer sehr...
Ihre Partei hat sechs Mitglieder?
Ja, Herr Wolf. Das darf ich Ihnen gerne erklären.
Ist das nicht ein bisserl wenig?
Wir sind der Auffassung, dass dezentral immer das Beste ist. Wir sind gegen Zentralismus. Das betrifft unsere Europapolitik. Das betrifft unsere Bundespolitik. Und das betrifft unsere Parteipolitik. Wir möchten, dass die Länder sehr stark sind. Wir geben jeder Landesorganisation die Rechte, ihre Politik unabhängig zu machen im Rahmen unserer Werte.
Aber das stimmt doch nicht, Frau Nachbaur. Sie haben heute gerade die niederösterreichische Landesobfrau rausgeschmissen.
Nein, wir haben sie nicht rausgeschmissen.
Das war im Einvernehmen.
Also, gut. Sie haben jedenfalls mehr Parlamentsabgeordnete als Mitglieder.
Nein, nein. Wir haben sehr viele Mitglieder in den Landesorganisationen. Sie haben mich nach der Bundesorganisation gefragt.
Abb. 2: Tagcloud der 50 meist gesagten WorteAlso, aber im Bundesparlament gibt es mehr Abgeordnete in Zukunft als es Mitglieder gibt.
Ja.
OK. Ist ungewöhnlich bei einer Partei. Jetzt wird seid Tagen über eine mögliche Koalition ÖVP, FPÖ, Stronach spekuliert. Stünden Sie für soetwas bereit?
Ich möchte sagen, wir stehen für alles bereit, was eine gute Politik für die Bürger ist. Wir haben gewisse Grundsätze, die Frank Stronach oft erklärt hat: Wir wollen keine weiteren Schulden mehr, eine Steuervereinfachung, einen zivilisierten Verwaltungsabbau und eine demokratische Reform, damit die Bürger wieder mehr zu sagen haben in unserem Land. Wir halten nicht so viel von Berufspolitikern. Und...
Aber ohne Berufspolitikern wird es nicht gehen mit ÖVP und FPÖ.
Ich glaube auch, dass das ein Knackpunkt sein wird. Aber wir sind für Gespräche offen und wir möchten uns mit allen Parteien selbstverständlich in einer sehr konstruktiven lösungsorientierten Art unterhalten.
Herr Stronach hat vor einer Woche gesagt: "Er würde einem Verhandlungsteam für eine Koalition nicht angehören." Wer würde es denn dann anführen?
Ja. Frank Stronach ist der Initiator unserer Bewegung. Ich.. Wir haben gemeinsam die Partei gegründet. Wir haben gemeinsam das Parteiprogramm verfasst. Frank Stronach ist hier nach Österreich gekommen und hat, ich glaube, sehr am Käfig gerüttelt, wie er selbst sagt. Er hat uns alle aufgeweckt und viele Missstände in Österreich aufgezeigt. In seiner - vielleicht möchten Sie sagen - unkonventionellen Art und Weise.
Das haben wir beobachtet. Aber die Frage war: Wer wird das Verhandlungsteam führen?
Ja, das erkläre ich Ihnen gerne. Und jetzt hat er gesagt, er wird sich ein bisschen zurückziehen. Und er hat mich gefragt, ob ich als Klubobfrau zur Verfügung stünde. Ich habe ihm gesagt, dass ist eine große Ehre für mich, das freut mich sehr. Und wir hatten da schon eine Abstimmung intern. Und ich freue ich, dass ich die volle Zustimmung unserer Basis habe. Es war einstimmig. Und das ist eine große Ehre für mich. Somit, also im Verhandlungsteam werde ich selbstverständlich die führende Rolle übernehmen. Und ich werde mir auch gute Berater zur Hand nehmen.
Weil Sie Klubchefin werden. Jetzt sagt der Salzburger Hans Mayr - durchaus ein erfahrener Politiker, Berufspolitiker sogar - in der morgigen Wiener Zeitung: Ihnen fehlt die politische Erfahrung. Klubchef ist eine harte politische Arbeit. Darüber hätte man diskutieren müssen.
Ich schätze Hans Mayr sehr. Er ist übrigens kein Berufspolitiker. Er hat eine Bank geleitet.
Aber er war Bürgermeister. Also, da bekommt man ein Gehalt. Da ist man Berufspolitiker.
Ja. Nein, er ist von Beruf her Banker. Und hat auch das Bürgermeisteramt inne gehabt. Da haben Sie Recht. Und, ja. Es hat jeder bei uns das Recht, sich frei zu äußern. Da habe ich kein Problem damit. Und er hat schon Recht. Ich habe keine Parlamentserfahrung. Aber wissen Sie, Herr Wolf, das kann auch mal ein Vorteil sein, wenn ein frischer Wind ins Parlament hineinbläst.
Jetzt sind Sie laut Ihrem Lebenslauf in zwei Firmen von Frank Stronach Geschäftsführerin und Vice-President der Stronach Group. Was werden Sie denn mit diesen Jobs machen in Zukunft?
Ja, da sind sie nicht ganz richtig informiert.
Das steht auf Ihrem Lebenslauf.
Das Geschäft mit der Kernölmühle habe ich schon zurückgelegt. Da habe ich die Geschäftsführung aufgegeben, weil da war einfach keine Zeit mehr, als ich mich intensiver mit der Politik beschäftigt habe. Und selbstverständlich werde ich mich an alle Gesetze halten. Und ich weiß, dass es für einen Klubobmann Berufsverbot gibt, sofern eine Erwerbsabsicht dahinter steckt. Und da werde ich mich selbstverständlich daran halten.
Heute Abend ist das Gerücht aufgekommen, Peter Westenthaler werde zu Ihrer Partei wechseln. Möglicherweise als Generalsekretär oder als Geschäftsführer oder in einer anderen Funktion. Stimmt das?
Nein. Das kann ich ausschließen.
Jemand, der zu Ihnen wechseln wollte, war Monika Lindner. Da gab es dann Probleme. Hatten Sie seit der Wahl schon Kontakt mit ihr?
Ah, ich nicht. Aber Frank Stronach hat mir ihr einmal telefoniert.
Ja. Und...
Wird sie ihr Mandat annehmen oder nicht?
...und sie ist eine sehr ehrenhafte Frau. Wie Sie wissen, hat Sie selbst schon gesagt, dass sie das Mandat nicht annehmen wird. Also gehe ich davon aus, dass..
Armin Wolf: Hat sie das Frank Stronach nach der Wahl wieder gesagt?
Ich war bei dem Gespräch nicht dabei. Aber ich gehe davon aus, dass Frau Lindner eine ehrenhafte Frau ist und zu ihrem Wort steht.
Aber wissen tun Sie es nicht?
Wissen tu ma nix.
Herr Stronach hat gesagt, er wird sein Mandat im Parlament annehmen. OK. Die nächste Parlamentssitzung wird bald sein. In einem Monat. Aber wie lange wird er es denn behalten. Die ganzen fünf Jahre und wird er dann auch zu den Ausschusssitzungen kommen?
Ja. Frank Stronach hat immer gesagt, dass er das Mandat annehmen wird. Also er wird auch bei der konstituierenden Sitzung anwesend sein. Und er wird so oft es ihm möglich sein wird in Österreich sein und bei den wichtigsten Ausschüssen und bei den wichtigsten parlamentarischen Plenungstagungen teilnehmen. Wir alle wissen, er ist ein international erfolgreicher Geschäftsmann und hat auch andere Verpflichtungen. Ich hoffe, dass er uns mit Rat und Tat vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, wo es wirklich sein größtes Erfahrungsgebiet ist, beistehen wird.
Muss man nicht ehrlicherweise sagen, er wird deswegen kein allfälliges Verhandlungsteam anführen und nicht sehr viel im Parlament sein, weil er bis Jahresende nur mehr sehr wenige Tage in Österreich sein darf, damit er seinen Status mit der Steuer in Kanada nicht verliert?
Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Frank Stronach hat immer gesagt, 'er sucht kein Amt, er sucht keinen Titel'. Sondern, er möchte eine Bewegung ins Leben rufen, die die Strukturen in Österreich verbessern soll. Er möchte dafür sorgen, dass man in Österreich wieder Wohlstand schaffen kann. Es ist ja praktisch unmöglich geworden. Wir sind ein total verschuldetes Land. Ein Hochsteuerland.
Gut. Das Parteiprogramm können wir jetzt nicht nochmal wiederholen. Das haben wir in vielen Konfrontationen gehört.
Und das ist seine Mission. Er möchte etwas beitragen.
Gut. Also mit den Steuern hat es nichts zu tun, sagen Sie. Allerletzte Frage: Frank Stronach könnte Sie ja sehr gut als Bundeskanzlerin vorstellen, hat er gesagt. Das wird es jetzt wohl gleich nicht werden. Aber würden Sie, falls es eine Koaltion gäbe, gerne Ministerin werden?
Also im Unterschied zu den anderen Parteien reden wir nicht als Erstens über Posten sondern über Inhalte. Und ich freue mich wirklich, mit allen Parteien Gespräche führen zu können.
Und wenn dann über Inhalte geredet wurde, würden Sie dann gerne Ministerin werden?
Na, das ist zu früh, Herr Wolf. Ich möchte mich gerne auf die Inhalte konzentrieren. Uns ist wichtig, dass Österreich wieder einen guten wirtschaftspolitischen Weg einschlägt, damit es viele Arbeitsplätze gibt.
Vielen Dank Frau Dr. Nachbaur für Ihren Besuch im Studio.
Danke schön.
"Wissen tu ma nix" - Transkript: Kathrin Nachbaur bei Armin Wolf #ZIB2