Lange würde er das nicht mehr ertragen. Beton und Lärm der Stadt trieben ihn immer weiter in die Ecke. Schon seit längerer Zeit plagt ihn ein diffuses Unwohlsein. Mechanisches Aufstehen, mit dem Bus in das Bürogebäude, im Dunkeln wieder nach Hause, vor die Glotze.
Zum Einschlafen ist er dann zu müde. So läuft das jetzt schon seit zwei Jahren. Er hatte mal viel vor, mittlerweile kann er sich kaum mehr daran erinnern. Irgendjemand versprach ihm mal den großen Gewinn, mit dem er sich befreien könnte. Und so setzte er Woche für Woche seine Kreuze auf den Schein. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Seit der Prospekt in seinem Briefkasten lag, ist alles anders. Ein halbseitiges Foto eines Gebirges war darin. Violette Tupfer von Kräutern, Berggipfel, die aussahen, als seien sie mit Zuckerglasur übergossen worden: Die schroffe Schönheit der Hochplateaus überwältigte ihn. Für ein paar hundert Euro könnte er dort sein. Seitdem spuken die Bilder in seinem Kopf herum.
Er brauchte nicht viel Zeit, um sein altes Leben hinter sich zu lassen. Seine Kontakte waren auf oberflächliche Bekanntschaften zusammengeschrumpft, hier würde er nichts vermissen. Hastig stopft er seine wenige Kleidung in den Reiserucksack, der seit Jahren verstaubt in der Ecke lag. Dass er ihn nochmal benutzen würde, hätte er bis vor wenigen Wochen nicht geglaubt. Er lässt die Tür ins Schloss fallen.
Eine Sache gibt es noch zu tun. In seiner Jackentasche spielt er mit dem zerknitterten Schein. Wortlos gibt er ihn in der Lotterie ab und lässt sein altes Leben hinter sich.