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Code for Future

Österreichs Unternehmen suchen händeringend nach IT-Fachkräften. Mit traditionellen Bildungswegen lässt sich dieser Bedarf aber nur schwer decken. Es ist Zeit für neue Ausbildungsansätze.

#include <education.h> #include <codecamp.h> startDigitalRevolution();

Sie verstehen, was hinter diesen Zeilen passiert? Dann sind Sie eine der wenigen Personen in Österreich, die Programmiercode zumindest lesen können. Dieser Mangel an technischem Wissen ist ein Problem - denn durch die voranschreitende Digitalisierung steigt die Nachfrage nach IT-Fachkräften unaufhaltsam. Österreich fehlen laut dem Fachverband für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) rund 10.000 Fachkräfte in der Informationstechnologie. Traditionelle Bildungswege können den Bedarf nach TechnikerInnen nicht decken. Zu langwierig und zu aufwändig ist die Ausbildung. Dabei arbeiten 60 % der österreichischen Arbeitnehmer überwiegend am Computer. Ein grundlegendes technisches Verständnis ist zwar meist vorhanden, doch um die Digitalisierung sinnvoll zu nutzen, reicht das allein nicht aus.

Im Kern ist die Digitalisierung ja eine positive Entwicklung: Computer übernehmen komplizierte, eintönige Aufgaben und wir können uns auf wichtigere Dinge im Leben konzentrieren. Dank Technik ist unser Arbeitsalltag kreativer und vielfältiger denn je. In Unternehmen wird mittlerweile fast jede Aufgabe von Technologien gestützt - von Marketing bis Business-Analytics. Zumindest in der Theorie. Die Realität ist noch weitgehend analog: 68 % der Unternehmen in Österreich agieren laut Kreditschutzverband KSV1870 immer noch ohne digitale Agenda - jedoch haben 84 % erkannt, dass die Digitalisierung ihre Branche verändert.

Eines ist klar: Österreichs Unternehmen müssen auf digitale Veränderung reagieren. Ansonsten fallen wir im internationalen Wettbewerb zurück. Laut dem Austrian Business Check des KSV1870 ist die digitale Transformation die größte Schwäche der österreichischen Wirtschaft. Die Herausforderung der kommenden Jahre wird daher darin liegen, digitale Services und neue interne Prozesse zu etablieren.

Die große Frage ist aber: Wie? IT-Fachkräfte sind heiß begehrt am Arbeitsmarkt. Alleine in Österreich fehlen rund 10.000. In ganz Europa sind laut World Economic Forum 2020 gar 760.000 Positionen in der Informationstechnologie unbesetzt. Und das schlägt sich in der Mitarbeitersuche nieder. 57 % der österreichischen Unternehmen haben laut der Industriellenvereinigung große Probleme dabei, qualifizierte IT-MitarbeiterInnen zu finden.

2020 sind knapp 760.00 IT-Jobs in Europa unbesetzt. Foto: Unsplash

Um dem Bedarf nach IT-Fachkräften gerecht zu werden, sind neue Ausbildungswege unabdingbar. Österreichs Universitäten und Fachhochschulen bringen im Durchschnitt gerade einmal rund 3.000 Informatik-Absolventen pro Jahr hervor. Dabei wächst der Arbeitsmarkt für InformatikerInnen rasant. Für Österreich existieren diesbezüglich keine genauen Zahlen, aber zum Vergleich: in den USA wächst die Zahl der Beschäftigten in der Informationstechnologie laut dem Bureau of Labour Statistics im kommenden Jahrzehnt um knapp 13 %. Das ist mehr als doppelt so viel wie der übrige Arbeitsmarkt.

In den USA haben einige technologie-affine Gründer bereits in den frühen 2000ern auf den Mangel an IT-Fachkräften reagiert. Sie stellten Coding-Kurse auf die Beine, deren einziges Ziel es war, Menschen in möglichst kurzer Zeit zu möglichst fähigen Softwareentwicklern auszubilden - denn der umkämpfte Arbeitsmarkt bietet gerade auch Quereinsteigern gute Chancen. Mittlerweile haben sich die damaligen Kurse zu ernstzunehmenden Bildungsinstitutionen weiterentwickelt: Coding Bootcamps. In den USA und Teilen Europas existieren bereits hunderte - und langsam, aber sicher, etablieren sie sich auch in Österreich.

Was genau macht ein Coding Bootcamp nun? Es vermittelt seinen TeilnehmerInnen spezifische technische Kompetenzen - zumeist im Bereich der Webentwicklung über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten. Im Fokus stehen aktuelle Technologien und praxisorientierte Lernmethoden mit vielen eigenen Projekten. Das Ziel ist, dass AbsolventInnen nach dem Bootcamp direkt als EntwicklerInnen in den Arbeitsmarkt einsteigen können. Dadurch haben Bootcamp-Graduates vielleicht nicht den Forschungsüberblick eines/-r studierten InformatikerIn, können aber im Job direkt loslegen.

Das Potenzial von Coding-Bootcamps liegt nicht allein in der Vorbereitung auf EntwicklerInnen-Jobs. Ja, sie versuchen ihre Teilnehmer in kurzer Zeit bestmöglichst auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten, mit viel Projektarbeit, Online-Portfolios und Projektpartnern - doch abseits davon eröffnen sie ArbeitnehmerInnen und Unternehmen völlig neue Chancen.

Stellen Sie sich vor, Ihre Entwicklungsabteilung sucht händeringend nach neuen MitarbeiterInnen. Zeitgleich erfahren Sie von einer Sales-Mitarbeiterin, dass sie sich gerne umorientieren möchte und über eine Bildungskarenz nachdenkt. Falls Ihre Kollegin technisch interessiert ist, ist ein Coding-Bootcamp womöglich eine optimale Lösung. Nach drei Monaten Bootcamp kann sie eine neue Rolle im Entwicklerteam besetzen und das Unternehmen behält eine langjährige Mitarbeiterin.

Die Annahme, dass jemand nach drei Monaten als EntwicklerIn einsteigt, ist durchaus legitim: Eine Umfrage unter 1000 HR-Managern von der Jobplattform Indeed im Jahr 2017 ergab, dass 72 % der befragten Manager Bootcamp-AbsolventInnen für mindestens genauso gut für eine Entwickler-Position geeignet halten, wie Informatik-AbsolventInnen.

Unterschiedliche berufliche Hintergründe sorgen für mehr Vielfalt im Tech-Team. Foto: Kaledico

Abgesehen davon fördern Coding-Bootcamps fachübergreifende Kompetenz. Ein/e ehemalige Sales-MitarbeiterIn im Tech-Team bringt eine völlig andere Perspektive auf ein Projekt mit als langjährige ProgrammiererInnen - was maßgeblich die Effizienz des Teams sowie Diversität im gesamten Unternehmen steigern kann.

Aufhalten kann die Digitalisierung ohnehin niemand - wir können sie aber sinnvoll für uns nutzen. Und neue Formen der digitalen Ausbildung sind sicher ein Weg, um auf die steigende Nachfrage nach EntwicklerInnen und IT-Fachkräften zu reagieren. Jene zwei Drittel der österreichischen Unternehmen, die immer noch ohne digitale Agenda agieren, werden sich in den kommenden Jahren anpassen müssen. Dabei sind neue technische Ausbildungsmöglichkeiten unabdingbar - denn Universitäten und Schulen werden den Bedarf auch in ein paar Jahren noch nicht decken können.

In einer Welt, die sich immerzu verändert, können wir nur gewinnen, wenn wir uns stetig weiterentwickeln - und genau darum geht es bei Coding-Bootcamps. Sie vermitteln spezifisches Fachwissen, fördern digitale Kompetenzen und unterstützen so die Digitalisierung von Unternehmen und Gesellschaft. Denn schlussendlich liegt es an uns, die Zukunft nach neuen Idealen zu gestalten.

digitalRevolution.add(codeCamps);

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