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Das Airbnb für Fahrräder

Fast jede größere Stadt hat inzwischen einen Leihradservice wie Call-a-Bike. Mit den eher schweren, robusten Rädern lässt es sich vorbei andern Autokolonnen praktisch zum Termin radeln. Praktisch - aber für den Liebhaber schöner Fahrräder ist das eher nichts.

Ganz anders der Fahrrad-Sharing-Dienst „ listnride ", der eine Alternative zum herkömmlichen Fahrradverleih sein möchte. Die beiden Gründer Johannes Stuhler und Gert-Jan van Wijk, beide radbegeistert, haben sich im Studium in Mannheim kennengelernt und wollen nun mit ihrer Liebe zum Rad Geld verdienen. Seit letztem Sommer bauen sie deswegen eine Online-Plattform auf, die ähnlich wie Airbnb funktioniert, nur dass man anstatt Ferienunterkünfte Räder mieten und vermieten kann.

Alles dabei: von Lastenrad, über E-Bike bis Tandem

Per PLZ-Suche lassen sich verfügbare Räder am gewählten Ort finden. Die Brandbreite ist vielfältig: von normalen Citybikes, über Hollandräder, schnittige Rennräder, Mountainbikes, Lastenräder, Pedelecs, Tandems und Falträder ist alles dabei. Während Call-a-bike vor allem genutzt wird, um rasch von A nach B zu kommen, eignen sich die Räder von listnride für mehrtägige Städetrips, eine Radtour in die Berge oder auch für die Shoppingtour zum Baumarkt. „Die Ausleihfrist beginnt bei einem halben Tag, wir hatten auch schon Leihen von zwei, drei Wochen. Im Durchschnitt sind es zwei Tage", sagt Mitgründer Stuhler. Der Dienst ist bislang in München, Berlin, Amsterdam und Wien verfügbar, wobei Berlin mit rund 400 Rädern derzeit über das größte Angebot verfügt.

Den Mietpreis bestimmen die Vermieter und listnride verdient an der Provision, sofern der Deal zustande kommt. Wer ein Rad leihen oder verleihen will, muss sich verifizieren und eine Kreditkarte hinterlegen. Nach dem Einloggen auf Webseite oder App mittels Mailadresse oder Facebook wird man aufgefordert ein Profil auszufüllen, am besten mit Foto und ein paar persönlichen Infos - damit der Verleiher ein Gefühl dafür bekommt, wem er da sein schickes Rennrad borgt. Die Über- und Rückgabe findet entweder persönlich statt oder per Zahlenschloss an einem vereinbarten Ort. Mit einer sogenannten „Vermieter-Garantie" sichert listnride die Verleiher mit bis zu 5.000 Euro ab, sollte das Rad in der Mietzeit beschädigt oder gar gestohlen werden. Nach der Rückgabe des Rades können sich Verleiher und Leiher gegenseitig bewerten.

Promotion für Fahrradhersteller

Neben Privatpersonen, die ihr Konto mit dem Verleih aufbessern wollen oder schlicht Spaß daran haben ihre Räder an andere Fahrradfreunde verleihen, nutzen auch Hersteller und Fahrradhändler listnride. Denn das Portal ist eine Möglichkeit, neue Produkte fahrradaffinen Kunden gezielt vorzustellen. Für die Community hat das den Vorteil, vergleichsweise günstig besondere und zum Teil sehr teure Räder über einen längeren Zeitraum ausprobieren zu können.

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Zum Beispiel ein Muli, eine Kombination aus kleinem Kompakt- und Lastenrad, dessen Produktion über ein Crowdfunding über startnext zustande kam oder die estländische Marke Ampler, deren Rädern man gar nicht ansieht, dass es sich um E-Bikes handelt. Die englische Faltrad-Marke Brompton involviert seine deutschen Vertriebsläden in die listnride-Testaktionen und versucht auf diese Weise zusätzliche Kundschaft in die Läden zu locken.

Zwischen Community-Building und Investorensuche

„Wir wollen vor allem mehr Menschen aufs Rad bringen", beschreibt Stuhler die Motivation der beiden Gründer. Regelmäßig organisieren sie deswegen Veranstaltungen, bei denen sich die radbegeisterte Gemeinschaft persönlich kennenlernen kann.

Zwar liegt Fahrradfahren im Trend, aber listnride setzt auf eine Personengruppe, bei denen Radfahren sehr tief im Mobilitätsverhalten verankert ist. Ob sich die Gemeinschaft der Radleiher so ausbauen läßt, damit sich Geld verdienen lässt, muss sich zeigen. Die beiden Gründer suchen im Moment nach Investoren, die an ihre Idee glauben. „Wir wollen dieses Jahr 10.000 Leihvorgänge erreichen und das Angebot in den bestehenden Städte ausbauen", beschreibt Stuhler die nächsten Ziele des Start-ups. Langfristig wollen sie listnride europaweit anbieten.

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