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DEL - Drei Buchstaben, ein neues Zeitalter

(Foto: Mariah-Hewines/Unsplash)

Die höchste Spielklasse im deutschen Eishockey: Nach dem Krieg hörte sie zehn Jahre auf den Namen Oberliga, bevor sie 1958 von der Bundesliga, der ersten Liga mit diesem allseits bekannten Namen auf deutschem Boden, abgelöst wurde. Nach 36 Spielzeiten, die Helden des Sports, dramatische Niederlagen und große Siege hervorbrachten, hatte allerdings auch sie ausgedient und das Ligasystem erlebte eine tiefgreifende Revolution...

Modusänderungen gab es viele in der Eishockeybundesliga. Ob Verringerung oder Vergrößerung der Liga, Doppel- oder Einfachrunden, Aufteilung in West und Süd, Abstiegsrunden, Relegationsrunden, alles war dabei. Als in der Saison 1990/91 die beiden ostdeutschen Clubs Berlin und Weißwasser eingegliedert wurden und der Meister bereits seit einem Jahrzehnt durch Playoffs ermittelt wurde, führte der DEB dasselbe Format zur Regelung des Abstiegs ein - die Playdowns.

Die Meisterschaft ging in dieser Zeit als Abonnement an den Rhein. Die Düsseldorfer EG war Anfang der 90er das Maß der Dinge, holte 1990 bis 1993 alle vier Meisterschaften und war dementsprechend frei von jeglichen Abstiegssorgen. Die Vereine, die dabei weniger Glück hatten, in Zahlen: die Mannschaften auf den Rängen neun bis zwölf der Vorrundentabelle versuchten in den Playdowns ihr Möglichstes, den Gang in die Zweitklassigkeit zu vermeiden. Der Clou an der Sache - stets war aller Aufwand umsonst!

In den Spielzeiten 1991 - 1993 wurde die Frage des Abstiegs nie auf dem Eis, sondern jeweils am grünen Tisch entschieden. Um die Dynastie der DEG zu brechen, gingen einige Vereine finanziell ins Risiko und übernahmen sich teils. Auch allgemein stand es bei den meisten Clubs nicht zum Besten um die Finanzlage, sodass in jeder der genannten Saisons der sportliche Absteiger seinen Platz in der Bundesliga behalten konnte, da ein anderer, eigentlich sportlich qualifizierter Verein, aufgrund finanzieller Schieflage die Liga verließ oder wegen Lizenzentzuges verlassen musste.

Auch in der 2.Bundesliga sah es aus wirtschaftlicher Sicht alles andere als gut aus. Die Saison 1993/94 startete mit sowieso nur elf statt zwölf Teams und stand am Ende der Spielzeit mit nur noch sieben (!) Vereinen da, weil sich während und nach der Saison sage und schreibe vier weitere Vereine mit Finanzenproblemen zurückzogen. In der zweiten Liga wurde zwar ebenso wie in der Bundesliga zum Großteil Profisport geboten, doch die Realität sah anders aus; mangelndes Zuschauerinteresse und geringe Publizität sorgten für Minusgrade in den Vereinskassen. Bundesligaclubs versuchten deshalb den Abstieg unbedingt zu vermeiden und investierten in ihre Mannschaften. Der Gesamtetat aller Bundesligisten stieg innerhalb von zwei Jahren um 25%! Die Gesamtschulden aller Clubs beliefen sich jedoch auf satte 50 Millionen Mark.

Wegen all dieser Probleme wurde der Ruf der Teams aus Deutschlands höchster Spielklasse und den verbliebenen der zweiten Liga nach einer Ligareform und insbesondere der Einführung einer neuen Profiliga immer lauter.

Im Dezember 1993 wurden entsprechende Pläne offiziell, herausgearbeitet wurden sie von DEB-Vorstand Ulf Jäckel, DEB-Sportdirektor Franz Reindl sowie Gottfried Neumann und Wolfgang Bonenkamp, Vorstandsmitgliedern in Augsburg bzw. Düsseldorf. Sie sahen die Einführung nur noch einer Profiliga nach nordamerikanischem Vorbild vor. Dies bedeutete im Wesentlichen die Ausgliederung der Profimannschaften der jeweiligen Vereine in Kapitalgesellschaften und die Aussetzung des sportlichen Auf- und Abstiegs, sodass lediglich ein Lizenzierungsverfahren über die Ligazugehörigkeit entscheiden sollte.

Diese Pläne stießen nicht überall auf totale Zustimmung. Dennoch votierten im Januar 1994 20 von 21 verbliebenen Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga für die Reform des Ligawesens. Damit war klar: Die aktuell laufende Saison würde die letzte Spielzeit der Eishockeybundesliga in ihrer bestehenden Form sein. Für die neue Liga wurde die „Deutsche Eishockey Liga GmbH" als Betriebsgesellschaft gebildet, dessen Geschäftsführung Franz Reindl und Franz Hofherr übernahmen. Auch der Name der Spielklasse hörte auf diesen Namen: DEL - Deutsche Eishockey Liga!

Im Detail wurde für eine Mitgliedschaft in der DEL von den Clubs neben der erwähnten Bildung einer Kapitalgesellschaft ein tragbares Entschuldungskonzept, eine Antrittsgebühr von 500.000 Mark, ein taugliches Stadion, mindestens 15 vertraglich gebundene Profispieler und ein abgesicherter Etat von mindestens 4,5 Millionen Mark, von denen die Gesellschaft zehn Prozent als Rücklage verbuchen musste, verlangt. Zudem war es vorgesehen, dass die Vereine die Liga regelmäßig über ihre wirtschaftliche Situation aufzuklären hatten. Um weitere wirtschaftliche Ungleichheit einzudämmen, wurden Trikots, Eis, Bande und Fernsehrechte zentralvermarktet.

Während die Planungen voranschritten, gingen die Spielzeit 1993/94 und damit auch die Bundesliga ihrem Ende entgegen. In der Best of five-Finalserie standen sich Serienmeister Düsseldorf und der EC Hedos München, der vor der Saison tief in die Tasche gegriffen hatte, gegenüber. Dabei lieferte die Bundesliga zu ihrem Abschied noch einen Rekord: Der EC Hedos München konnte nicht nur die Serie der DEG beenden, sondern war auch die erste Mannschaft, die als schlechter platziertes Vorrundenteam die Finalserie per Sweep für sich entscheiden konnte. Das 36-jährige Kapitel Eishockeybundesliga - es ging zu Ende.

Für die anstehende erste DEL-Saison bewarben sich neben allen Erst-und Zweitligisten der Vorsaison, mit Ausnahme des EV Landsberg, auch die Oberligisten aus Timmendorfer Strand und Wedemark. Im ersten Anlauf wurden den beiden Oberligisten, Nürnberg, Ratingen, Weißwasser, den beiden Berliner Clubs Preußen und Eisbären als auch dem amtierenden Meister aus München die Lizenz verweigert. Bis auf die beiden drittklassigen Teams konnten sich aber alle Vereine vor dem DEB-Schiedsgericht die Lizenz erkämpfen, sodass am 20. Juni 1994 das 18 Mannschaften umfassende Teilnehmerfeld stand (sortiert nach Vorjahresliga, Name in erster DEL-Spielzeit):

Bundesliga: Eisbären Berlin, Preußen Berlin, Düsseldorfer EG, Kaufbeurer Adler, Kölner Haie, Krefelder EV, EV Landshut, Adler Mannheim, Maddogs München, EC Ratingen „Die Löwen", Starbulls Rosenheim, Schwenninger ERC Wild Wings

2. Bundesliga: Augsburger EV, Frankfurt Lions, EC in Hannover, Kassel Huskies, EHC 80 Nürnberg, ESG Füchse Sachsen Weißwasser/Chemnitz

Am 15. September 1994 fiel dann der Startschuss: Der deutsche Meister aus München, mittlerweile mit dem Namen „Maddogs" ausgestattet, gastierte im Curt-Frenzel-Stadion beim amtierenden Meister der ehemaligen zweiten Bundesliga, dem Augsburger EV. Das Ergebnis des ersten DEL-Spiels der Geschichte fiel standesgemäß aus. 6:1 gewannen die Oberbayern, die auch im Dezember für Schlagzeilen sorgten: U.a. wegen der kräftigen Investitionen im Vorfeld der Saison 1993/94 und des Nichterfüllens von Lizenzauflagen meldeten die Maddogs Konkurs an und waren somit die erste Pleite in der jungen DEL-Geschichte. Die nicht ausgetragenen Spiele der Münchner wurden mit 0:0 Toren und einem Punkt für den jeweiligen Gegner gewertet. Eine deutliche Aufwertung erlebte die Liga durch den zeitweiligen NHL-Lockout zu dieser Saison, in Folge dessen Spieler aus der besten Liga der Welt diese Zeit in Deutschland überbrückten. So liefen beispielsweise die NHL-Größen Pavel Bure, Uwe Krupp und Scott Young für den EV Landshut auf. Die Niederbayern schafften es auch genau wie die Kölner Haie die erste Finalserie in der DEL zu erreichen. Die Entscheidung fiel erst im entscheidenden fünften Spiel, in dem sich die Cracks vom Rhein zum deutschen Meister 1994/95 und damit zum ersten DEL-Titelträger der Geschichte krönten.

Wie bereits zu Bundesligazeiten erlebte die DEL fast jährlich Änderungen in Modus und Größe des Teilnehmerfelds. Beispielsweise war die Saison 2001/02 die erste Spielzeit, in der das exakt gleiche Starterfeld wie im Vorjahr um den Titel kämpfte, was eigentlich von Anfang an vorgesehen gewesen wäre. Der zwischenzeitlich eingeführte Auf- und Abstieg, der natürlich auch immer wieder unterschiedlich entschieden wurde, wurde zur Saison 2006/07 endgültig abgeschafft. Machtkämpfe zwischen DEB und DEL sowie fortwährende Insolvenzen verschiedener Vereine bzw. deren Kapitalgesellschaften belasteten die DEL lange Zeit zusätzlich. Seit der Spielzeit 2010/11 umfasst das Starterfeld konstant 14 Mannschaften, seit 2013/14 blieb auch der Modus in der höchsten deutschen Spielklasse unverändert. So verläuft die Liga mittlerweile seit einigen Jahren nach demselben Muster.

Trotz aller Probleme, die es in nun mehr 26 Jahren DEL gab, schrieb die Liga natürlich auch positive Schlagzeilen. Vor allem die Adler Mannheim und die Eisbären Berlin trumpften in der neuen Eliteklasse auf. Mit je sieben Titel sind diese beiden Teams die Rekordsieger der DEL, die Adler zogen erst kürzlich als Meister im Jahre 2019 mit den Hauptstädtern gleich. Ebenfalls zu erwähnen ist der Titelhattrick des EHC Red Bull München zwischen 2016 und 2018; ein Kunststück, das zuvor nur den Adlern und den Eisbären gelungen war.

Auch neben dem Eis besserte sich die Lage der nun nicht mehr ganz so neuen Liga immer mehr: Das erfreulichste daran ist mit Sicherheit der Rückgang der Insolvenzen, welcher auch das Ziel der Ligagründung Mitte der 90er war. Zudem konnten Highlights durch die Austragung von mittlerweile fünf Freiluftspielen, den DEL-Wintergames, gesetzt werden. Ein Meilenstein in der medialen Vermarktung gelang 2016/17 als die deutsche Telekom als TV-Partner an Land gezogen werden konnte und seither im Rahmen ihres Programms alle Spiele der DEL live zeigt. Wenngleich sich DEB und DEL weiterhin nicht immer in allen Fragen einig sind, so ziehen sie doch mittlerweile im Rahmen des auf den deutschen Eishockey-Nachwuchs fokussierten Konzeptes „Powerplay 26" an einem Strang.

Deutsche Eishockey Liga - mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, damals Revolution! Wie bereits bei Gründung der Bundesliga 1958 war auch 1994 das Eishockey Vorreiter in der deutschen Sportwelt mit der Gründung einer Profiliga mit ausgegliederten Kapitalgesellschaften. Der Fußball mit der DFL folgte 2000, die Handball Bundesliga GmbH wurde erst 2004 gegründet.

Und auch für alle Sportromantiker gibt es eine gute Nachricht: Der in der deutschen Sportwelt etablierte Auf- und Abstieg zwischen den Ligen wird auch zwischen DEL und DEL 2 ab der kommenden Saison 2020/21 nach 14 Jahren wieder eingeführt werden. Dies wird den sportlichen Wert unserer höchsten Spielklasse noch einmal deutlich erhöhen. Außerdem wird es ab dieser Spielzeit vier deutsche Teilnehmer in der Champions Hockey League geben. Das deutsche Eishockey ist auf dem Vormarsch - der Grundstein wurde 1994 mit drei einfachen Buchstaben gelegt: DEL!

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