Ende der siebziger Jahre, irgendwo im Speckgürtel Londons, suchen Rita Bishop und ihr Sohn Nathan eine kleine Eisentür, die sich in der erdrückend engen Slade Alley befinden soll. Dahinter, so hat man ihnen gesagt, liege Slade House, das Stadtdomizil von Lord und Lady Grayer - ein Adelssitz, der zwischen den nachbarschaftlichen Kleinstadthäusern eigentlich keinen Platz hat und den es nach allen Regeln der Vernunft gar nicht geben dürfte.
Sie sind eingeladen worden, Mutter und Sohn. Lady Grayer hat die musikalische Elite des Landes zur Soirée gebeten und dabei unbegreiflicherweise auch an die unbekannte Pianistin Rita Bishop gedacht. Noch unerklärlicher zwar, dass ihre Ladyship darauf besteht, dass Rita den dreizehnjährigen Sohn mitbringt; aber die Verheißung, Anerkennung von der künstlerischen Oberschicht zu erhalten, ist Anreiz genug: Die Bishops kommen und bereuen es keineswegs. Hinter der Eisenpforte wartet nicht nur die liebenswürdige Lady Grayer, die Rita prompt mit Yehudi Menuhin bekanntmacht, der von deren Klavierspiel ganz entzückt ist, sondern auch ein netter gleichaltriger Spielgefährte für Nathan. Den schwarzen Beigeschmack ihres Besuchs bemerken die Bishops erst zu spät: die sanfte Hinüberführung in den eigenen Seelentod. Sie verschwinden. (...)
24. Juli 2018.