„Ich möchte lieber nicht", sagt Bartleby in Herman Melvilles berühmter Novelle. Bartleby ist als Kopist bei einer Kanzlei an der New Yorker Wall Street angestellt. Ein rätselhafter Mann, der das Geschäftstreiben der Manhattaner Finanzwelt bestenfalls zur Kenntnis nimmt. Als ihm sein Vorgesetzter eines Tages abwesend ein Dokument zum Abgleichen hinhält, erwidert Bartleby lakonisch: Nun, eigentlich habe er keine Lust. Sein Chef, ungläubig und außer sich, meint sich verhört zu haben. Wie bitte? „Ich möchte lieber nicht."
Diesen Spruch, nebst einer aufblasbaren Gummipalme, hat sich am 2. Mai auch Bernd Seufert vorn an sein Doppelsitz-Dreirad geklebt: „ I would prefer not to " steht da, in schwarz auf ein Blatt Papier gedruckt. Er ist hier, um am „Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen" teilzunehmen. Auf Initiative des Lesebühnenkollektivs „Die Surfpoeten" zieht die Demonstration seit 2004 jedes Jahr am Tag nach dem Maifeiertag vom Berliner Senefelderplatz aus durch die Straßen des Prenzlauer Bergs und streitet, mit viel Selbstironie und ein bisschen Ernst, „gegen den Zwang zur Lohnarbeit". (...)
3. Mai 2018.