"Sylvette, Sylvette, Sylvette - Picasso und das Modell" in der Kunsthalle Bremen. Die Sonderschau läuft vom 22. Februar bis zum 22. Juni 2014. Erstmals werden nahezu alle Arbeiten der 1954 entstandenen Sylvette-Serie an einem Ort gezeigt. Mehr als 220 Leihgaben aus aller Welt hat das Museum für die beeindruckende Schau zusammengetragen. Das Besondere: Ein Großteil der Arbeiten befindet sich in Privatbesitz und war noch niemals zuvor zu sehen.
Von Corinna Laubach
Bremen (fmd). Ihr Lächeln ist immer noch schüchtern und mädchenhaft. Wie vor 60 Jahren. Als Pablo Picasso die junge Sylvette David im südfranzösischen Vallauris zu seiner Muse kürt, befindet sich der Maler in einer Krise. Von Frau und Kindern verlassen, das Schaffen in einem Umbruch. Das Genie hadert mit sich, dem Alter, dem Verfall. Die Frische und Jugend des blonden 19-jährigen Mädchens aus dem Dorf ist eine Offenbarung - für beide Seiten. "Er brachte mir Selbstvertrauen bei und lehrte mich, mich zu lieben", sagt Lydia Corbett alias Sylvette David und blickt mit glänzenden Augen auf die zahlreichen Abbilder ihrer selbst in der Kunsthalle Bremen. Mit der Schau ihrer Portrait-Serie werde für sie ein Traum wahr, ergänzt sie, kurz vor ihrem 80. Geburtstag.
Nur drei Monate zeichnete, malte und gestaltete Pablo Picasso an dieser Serie. Erstmals arbeitete er an einem Modell und sich zugleich auch an einem Modell ab. "Mit dieser Schau kann man den ganzen Picasso kennenlernen", betont Museums-Direktor Dr. Christoph Grunenberg. Zwei Jahre lang arbeitete sein Haus intensiv hinter den Kulissen an diesem bislang einmaligen Werkeinblick. Die "Sylvette"-Serie offenbart ebenso das künstlerische Genie des Malers wie sein Suchen nach neuen Formen. Ein gefeierter Star, den das Modell im Übrigen stets als Vaterfigur sah, niemals als Liebhaber. Eine Liaison, die habe es nie gegeben. Dennoch teilten beide eine Liebe, die zur Kunst. Jahre später beginnt David ebenfalls zu malen. Im Alter von 45 Jahren. Bis heute hat sie, mittlerweile in Südengland lebend, nicht damit aufgehört.
Der Blick auf die komplette Serie ist nicht nur für den Betrachter neu, auch für die Muse. Selbst sie habe nicht alle Werke zuvor gesehen. "Wonderful", entfährt es ihr immer wieder. Seinerzeit avancierte Sylvette mit dem schlanken Hals, dem stolzen Kopf und dem wippenden Pferdeschwanz zu einer Stilikone. "Dabei fand ich mich nicht einmal besonders hübsch", bekennt Sylvette David. Mit seinem Modell erfand auch Picasso sich neu. Er betrat ästhetisches Neuland, probierte neue Techniken aus, scheiterte und schaffte Großartiges. Von all dem erzählen die ausgewählten Werke in der Kunsthalle Bremen. Bleistiftzeichnungen, Lithografien, Ölgemälde, Skulpturen. Ausgang für die Ausstellung bildete wie oftmals zuvor im Bremer Haus ein Werk aus dem eigenen Bestand. Das Ölgemälde "Sylvette" vom 3. Mai 1954, nur ein Jahr später vom Kunstverein erworben. In Schwarz-, Weiß- und Grautönen schuf Picasso eines der zentralen Werke der "Sylvette"-Serie. Ein Spiel mit Ausdruck und Überzeichnungen.
Haben Sie Interesse an einem ausführlichen Ausstellungsbericht, wenden Sie sich an die Autorin unter info@corinnalaubach.de oder mobil 0173.2001324.
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