Cori S. Socaciu

Journaliste d'Innovation, Frankfurt

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Zukunftsmedien: Zwischen Holodeck und Robotik

Videostill aus dem Film „Unforgettable Memory“ von 2009. Foto: Associação Cultural Videobrasil

B3 - die Biennale des bewegten Bildes - widmet sich vom 7. bis zum 11. Oktober innovativer Medienkunst, von Videospielen bis hin zu transmedialen Erzählformaten.


Einen viereckigen Raum betreten und dabei eine täuschend echte Urlaubslandschaft betrachten - das mutet nach Science-Fiction an. Doch dabei handelt es sich nicht etwa um das Holodeck der Zukunfts-TV-Saga „Star Treck", sondern um Virtual-Reality-Kunst.

Das Spiel zwischen Illusion und Wirklichkeit ist Bildmedien wie Film und Fotografie von jeher eigen. Doch die diesjährige Biennale des bewegten Bildes (B3) setzt dem vom 7. bis 11. Oktober noch eins drauf. Mit transmedialen Erzählformaten widmet sich das Medienkunst-Ereignis an 20 Veranstaltungsorten in Frankfurt und der Rhein-Main-Region der erweiterten Sinneswahrnehmung. Unter dem Leitthema „Extended Senses", zu Deutsch „erweiterte Sinne", hat Bernd Kracke, künstlerischer Leiter der B3, bewusst auf Grenzgänge zwischen medialen Genres gesetzt. Auf dem Festival werden Künstler aus 20 Ländern ihre transmedialen und gesellschaftskritischen Werke präsentieren.

Im Vorfeld der Festivaleröffnung zeigt das Exzellenzcluster der Goethe-Universität Normative Orders ab Donnerstag die Ausstellung „Sense of Doubt. Wider das Vergessen." Begleitend zu den künstlerischen Werken haben Wissenschaftler des Exzellenzclusters Textinterpretationen erstellt. Die Videoinstallationen sind im Metzlerpark des Museums Angewandte Kunst angebracht. „Statt als Güterbehälter auf Schiffen der globalisierten Welt und statt als Unterkunft für Flüchtlinge werden die Container Ideen verschiffen", sagte Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des Exzellenzclusters.

Zentrum der B3-Biennale ist das Museum Angewandte Kunst. „Wir fühlen uns dem öffentlichen Diskurs verpflichtet", sagte Museumsdirektor Matthias Wagner K. Daher sei es wichtig, Medienkunst zu zeigen, die politische und gesellschaftliche Transformationsprozesse dokumentiere. 

Verständniswege für das Unerklärliche

„Der Zweifelssinn ist als eine Erweiterung der Sinne zu verstehen", sagt Klaus Günther, Professor und Sprecher des Exzellenzclusters. Daher passe die Ausstellung des Exzellenzclusters in den Rahmen der diesjährigen B3-Biennale. Machtstrukturen, die in medialen Diskursen hervortreten würden, seien auch als „Kämpfe um Vergangenheitsdeutung" zu verstehen. Durch das gemeinsame Projekt mit dem Museum Angewandte Kunst und internationalen Künstlern hofft Günther, dass das Exzellenzcluster mit der Stadt und den Bürgern in einen Diskurs treten kann.

Fotografie und bewegte Bilder hätten eine besondere Bedeutung, um Verständniswege für unerklärliche Dinge zu schaffen, ergänzte Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Rhein-Main. Dadurch habe Kunst die Eigenschaft, auch Anreize für die Wissenschaft zu geben.

Der Kulturfonds ist mit einer Fördersumme von 165 000 Euro einer der Förderer der Biennale. Unterstützt wird das Kunstevent außerdem vom Land Hessen mit 800 000 Euro, von der Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien mit knapp 50 000 Euro, und von der Stadt Frankfurt mit 40 000 Euro. Mit Medienkunst, Videospiel-Innovationen, neuen TV- und Filmprojekten soll die Biennale ein breites Publikum ansprechen, sagt B3-Leiter Kracke.

Die „wilde Ehe zwischen Kunst und Technik" sei einer der Schwerpunkte im B3-Programm, fügte Kracke hinzu. Die TU-Darmstadt werde sich etwa mit einem Diskussionsbeitrag über Robotik einbringen, wonach es bis 2050 möglich sein könnte, Roboter gegen Profifußballer antreten zu lassen. Ein weiterer Höhepunkt ist die Preisverleihung der Biennale. Den Ehrenpreis BEN erhält in diesem Jahr der Virtual-Reality-Künstler Brian Eno für sein Lebenswerk.


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