Cori S. Socaciu

Journaliste d'Innovation, Frankfurt

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No Troika: Elend im Schatten der EZB

Das Porträt der Naxosbande zeigt Tagelöhner vor dem Bankenturm. Foto: Rolf Oeser

Ausgebeutet von Arbeitgebern und Vermieter: Tagelöhner wie Gheorghe D. haben gerade mal 50 Euro im Monat für Lebensmittel übrig. Das Bündnis No Troika sucht im Frankfurter Ostend das Gespräch mit ihnen - und mit Mietern, die von Gentrifizierung rund um die EZB betroffen sind.

Im Frankfurter Ostend wird gebaut und saniert. Eifrig klopft und hämmert es auch an einer Baustelle an der Howaldtstraße. Nur wenige Meter entfernt warten am Samstagnachmittag zwei Männer auf Arbeit. Ihre Kleidung ist abgenutzt und die Hände verschlissen. Sie sind entschlossen, jede Arbeit anzunehmen. An der Ecke zur Sonnemannstraße, dem sogenannten Arbeiterstrich, blicken sie ins Leere, während hinter ihnen der EZB-Turm in der Mittagssonne glänzt.

Das Graffito-Gemälde, das das Bündnis No Troika am Wochenende auf dem Paul-Arnsberg-Platz enthüllte, scheint die osteuropäischen Männer einige Straßen weiter darzustellen. Die schematische Darstellung zweier wartender Tagelöhner unterhalb des EZB-Turms hat das aus mehreren Gruppen bestehende Bündnis No Troika am Aktionswochenende vom 24. bis 26. Juli als Symbolbild gewählt. Gestaltet hat es das Künstlerkollektiv Naxosbande gemeinsam mit Kindern, um zu zeigen, wie nah Reichtum und Armut in Frankfurt nebeneinander liegen.

„Uns geht es um zwei Dinge: die prekären Wohnverhältnisse und Arbeitsbedingungen im Schatten der EZB", sagte Hagen Kopp von der Hanauer Gruppe „Kein Mensch ist illegal". Wie Kopp haben auch Aktivisten von weiteren Gruppen teilgenommen, etwa von der Interventionistischen Linken, Migrar und Aktionsbündnis gegen Abschiebung.

„Wir wagen damit ein Experiment", sagt Britta Elster, die das Bündnis unterstützt. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen." Bereits am Freitag hätten viele Menschen am Infostand der „PrekärStation" der Aktionsgruppe berichtet, wie sie die Gentrifizierung im Ostend wahrnehmen. Wer 20 Jahre oder länger in hier wohne, bekomme die Mieterhöhungen „im Alltag deutlich" zu spüren, so Elster.

Über Rechte aufklären


Am Sonntag ging es dann vor allem um Arbeitsmigration. Gemeinsam mit dem DGB-Projekt Faire Mobilität hat No Troika Arbeiter zu Kaffee und Kuchen eingeladen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen und sie über ihre Rechte aufzuklären.

Der Tagelöhner Gheorghe D. berichtete über seine Erfahrungen. Seit einem Jahr teile sich der studierte Bauingenieur ein Zimmer mit vier weiteren Männern in Griesheim. Ausgebeutet werde er dabei sowohl vom Vermieter als auch von Arbeitsanbietern. Etwa 800 Euro verdiene er im Monat auf Baustellen, 500 schicke er seiner Frau und den zwei Kindern nach Moldavien. Von den übrigen 300 Euro zahle er 250 für den Schlafplatz. Nur 50 Euro blieben für Lebensmittel übrig. Auf eine vertraglich geregelte Festanstellung hoffe er bisher vergeblich. Angeboten würde ihm nur Schwarzarbeit oder eine magere Entlohnung auf Gewerbeschein. Wer sich dem verweigere, habe keine Chance in Frankfurt Fuß zu fassen. „Ich bin nicht gern hier", sagte er. Mit seiner 200-Euro-Stelle in Moldavien habe der Mann mit rumänischem Zweitpass seine Familie jedoch nicht mehr ernähren können.

Teil der Aktion von No Troika war auch ein Zaunspaziergang vor der EZB. Unter dem Motto „Griechenland sagt Oxi-Nein!" demonstrierten mit den Aktivisten auch Frankfurter Griechen gegen die Sparpolitik der EU.

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