Junge Unternehmer mit interessierten Investoren unkompliziert zusammenzubringen, war die Idee von Daniel Kuczaj und Stefan Maas. Mit ihrem im letzten Jahr gestarteten Pitch Club wollen sie die Start-up-Szene in Rhein-Main beleben.
Kuczaj: Da wir uns intensiv mit der Szene beschäftigen, hat es uns schon seit längerer Zeit tierisch genervt, dass sich die ganze Gründer- und Start-up-Szene in Berlin abzuspielen scheint und dass fast alle gründerinteressierten Menschen aus der Region glauben, dass sie nach Berlin, München oder Hamburg „emigrieren" müssen, um erfolgreich zu sein. Insbesondere für Unternehmen, die eine Early-Stage-Finanzierung suchen, gab es in Frankfurt so gut wie keine Finanzierungsmöglichkeiten. Mit dem Pitch Club wollten wir diese Lücke schließen. Eine Stadt wie Frankfurt mit Top-Universitäten, hervorragenden Gründern und Top-Talenten, einer guten Infrastruktur und dem Zugang zu Kapital hat ja für eine florierende Gründerszene alles zu bieten.
An der Berliner Start-up-Szene kann man sich vieles abgucken. War die Gründung des Pitch Clubs ein auf Frankfurt umgemünztes Berliner Format?Kuczaj: Der Pitch Club ist gänzlich in Frankfurt entstanden. Zur Gründung kam es an einem etwas längeren Abend, nach einigen Drinks im April 2014, als wir selbst die Initiative ergriffen. Das Konzept haben wir noch am selben Abend auf einer Serviette niedergeschrieben. Wir wollten ein originelles Format - fernab der konventionellen, langweiligen Konferenzen. Eines, das den Work-Hard- mit dem Play-Hard-Aspekt vereint. Und so kamen wir auf die Idee: erst pitchen - dann abfeiern.
Aber Veranstaltungen, auf denen sich Start-ups vorstellen können, gab es schon vorher, etwa die Gründerstammtische und der Webmonday.Maas: Bei diesen Treffen geht es mehr um das Netzwerken. In unserem Format geht es darum, Startups mit konkretem Kapitalbedarf mit Investoren zusammenzubringen und den Gründern zu einer Finanzierung zu verhelfen. Der Netzwerk-Aspekt ist für uns zwar wichtig, aber in erster Linie wollen wir Start-ups und Investoren zusammenbringen.
Die pinke Seife als Logo des Pitch Clubs erinnert an den Film „Fight Club" von David Fincher. Worin ähnelt das Konzept des Pitch Clubs dem Film?Kuczaj: Der Pitch Club ist kein Streichelzoo und kein Free-Lunch-Event. Die Start-ups sollen um die Investoren kämpfen und umgekehrt. Die Veranstaltung soll durch ihren offensiven Charakter ein intensives Kennenlernen ermöglichen. Pro- und Contra-Argumente sollen aus Investoren- und Start-up-Sicht kritisch und direkt wie in einem Ringkampf diskutiert werden. Die Start-ups sollen von den Investoren deshalb nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, denn schließlich geht es darum, das Geschäftsmodell auf Herz und Nieren zu prüfen.
Hat das experimentelle Format in der Vergangenheit auch für Überraschungen gesorgt?Kuczaj: In einer der Veranstaltungen hat das offene Feedback dazu geführt, dass ein Gründer sein gesamtes Geschäftsmodell überdenken musste. Auch das ist sehr wertvoll für einen Gründer, der andernfalls womöglich das Modell weiterverfolgt und auf dieseWeise viel Zeit und Geld verloren hätte.
Warum ist die Teilnahme nur auf Einladung möglich?Maas: Wir wollen sichergehen, dass die Start-ups ausschließlich auf Investoren mit ernsthaften Investmentabsichten treffen und die Veranstaltung so effizient wie möglich verläuft. Mit der Öffnung für alle Gründungsinteressierten beim anschließenden Afterwork-Event möchten wir zur Entwicklung des Start-up-Ökosystems in Rhein-Main beitragen.
Was tun Sie, wenn Investoren und Start-ups nicht zueinanderfinden?Maas: Ziel soll es sein, auch wenn die Investoren kein Investment finden, zumindest einen regen Austausch mit anderen Investoren auf Augenhöhe zu haben. Für die Start-ups, die die Vorabselektion und es somit in die Veranstaltung geschafft haben, muss es das Ziel sein, die Investoren von ihrem Case zu überzeugen und diese Chance wahrzunehmen.
Wer hat am meisten zu gewinnen - die Investoren oder die Start-ups?Kuczaj: Beide Seiten haben gleichermaßen viel zu gewinnen. Wir präsentieren den Investoren ausschließlich vorselektierte Start-ups, die über ein bewährtes Geschäftsmodell, ein komplementäres Team und einen großen, skalierbaren Markt verfügen. Die Start-ups wiederum profitieren davon, dass sie durch eine Teilnahme gleich vor mehreren unabhängigen Investoren gleichzeitig pitchen und somit die Chancen erhöhen, einen geeigneten Investor zu finden.
Was ist aus den Vorjahressiegern geworden?Kuczaj: Einige der bisher 19 teilnehmenden Start-ups haben bereits eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Viele weitere befinden sich derzeit in aktiven Verhandlungen. Es gibt keine Sieger im klassischen Sinne. Aber wir denken darüber nach, das spannendste Modell zukünftig in einer Art Live-Voting zu küren.
Interview: Corina Silvia Socaciu