Keine besten Freunde – aber gute Geschichten sind gefragt
Eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher (LV Hessen) und des FPC
„Wenn ein Pressesprecher mein bester Freund ist,
kann ich über das Unternehmen nicht mehr schreiben, weil ich dann
befangen bin.“ Mit dieser klaren Aussage beantwortete Carsten Knop,
Online Chefredakteur der FAZ, die im Titel der Veranstaltung gestellte
Frage: Pressesprecher und Journalisten – Beste Freunde? PR-Mann Dominik
Kuhn von der Nordsee-Zeitung sah die Funktion der Pressesprecher vor
allem im „punktgenauen Bedienen“ der Journalisten. Beide
Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass eine persönliche Beziehung über
den Beruf hinaus durchaus nützlich sei, schließlich gehe es auch um
Vertrauen.
Gemeinsam hatte der Bundesverband der deutschen
Pressesprecher (BdP) und der Frankfurter Presseclub zur Diskussion über
das Verhältnis zwischen Journalisten und Pressesprechern geladen. Dass
es genug Anlass dafür gibt, hatten sowohl der große Andrang an dem Abend
als auch schon im Vorfeld die Ergebnisse einer Umfrage gezeigt: Über
das schlichte Handwerkszeug gehen die Meinungen sehr weit auseinander.
Während die Pressemeldung sich bei den Pressesprechern großer
Beliebtheit erfreut, bevorzugen Journalisten eindeutig das direkte
Gespräch mit den Pressesprechern oder noch besser mit den Entscheidern.
Auch die gegenseitige Einschätzung divergiert erheblich. Pressesprecher
halten Journalisten für deutlich glaubwürdiger als umgekehrt.
Einig waren sich die Gesprächspartner darin, dass
das Erzählen von Geschichten für beide Seiten gut funktioniere. Für
Journalisten sei es nicht ergiebig, wenn Vorstandsvorsitzende auf den
Pressekonferenzen zu den Quartalsberichten trockene Zahlen vortrügen.
Die Journalisten wollten lebendige Einblicke in das Unternehmen. Aus
diesem Grund habe AP die Berichterstattung über die Quartalsresultate
der Unternehmen auch inzwischen weitgehend automatisiert. Sein eigenes
Talent für das Erzählen von Geschichten stellte Kuhn am eignen Beispiel
unter Beweis: dieses Jahr falle sein 50. Geburtstag auf das Wochenende
des Frankfurt Marathons.
Kontrovers betrachteten die Protagonisten das
Einschalten von Krisenkommunikatoren. Knop sah es sehr kritisch, dass
sich dann zwischen Unternehmensleitung und Pressesprecher auf der einen
Seite und Journalisten auf der anderen Seite noch ein dritter Akteur
dazwischenschalte und den direkten Kontakt noch erschwere. Kuhn dagegen
gab zu bedenken, dass nicht jeder Pressesprecher Erfahrungen mit den
Besonderheiten einer Krise habe und dann sei professionelle Hilfe sehr
nützlich. Allerdings fände die beste Krisenkommunikation im Vorfeld
statt, wenn langfristig ein Vertrauensverhältnis zu den entsprechenden
Medien aufgebaut werde.
Der von Corina S. Socaciu moderierte Abend machte deutlich, dass es einen erheblichen Bedarf am direkten Gespräch zwischen Pressesprechern und Entscheidern auf der einen Seite und den Journalisten auf der anderen Seite gibt. U.a. bedauerte Knop, dass sich etwa ein Drittel der Dax-Vorstände noch nie um einen Kontakt zur FAZ bemüht habe. Sicher sei es auch hilfreich, wenn die Redakteure besser über die Arbeitsweise der Pressesprecher bescheid wüßten. Aber vielleicht war es auch bezeichnend, dass die Veranstaltung bei den Pressesprechern auf deutlich mehr Resonanz gestoßen ist als bei den Journalisten. BdP und FPC werden den Gesprächsfaden sicherlich weiter knüpfen.
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