Mehldau: Wenn ich Beethoven - ähnlich wie Bach - höre, kommt es mir vor, als ob ich Gott lausche. Ihre Musik ist so groß, dass sie einem fast nicht mehr menschlich vorkommt. Wenn ich einen Blick auf meine Beethoven-Büste werfe, fühlt sich das an, als ob er mir zurufen würde: Bau bloß keinen Scheiß, Brad! Wie wenn der Gott des Alten Testaments den Stab über einen bricht.
Einschüchternd?
Mehldau: Beethoven stimmt einen demütig. Brahms hingegen ist mir am nächsten. In ihm steckt viel von Beethoven und Bach. Aber er hat etwas, was ihn verletzlicher erscheinen lässt. Seine Größe ist nicht so perfekt wie die von Beethoven und Bach. Das ist es, was ich an ihm so schätze. Wenn ich ihn anschaue, denke ich ganz unverkrampft: Noch einer, der wunderbare Musik gemacht hat.
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