... Gardot bewegt sich so betont elegant, selbstbewusst und hochhackig über die Bühne, als ginge es darum, mit jedem Schritt zu feiern, dass sie endlich - an manchen Tagen jedenfalls - so gehen kann, wie sie immer schon singt: lässig und cool, entschleunigt und smooth. Die Stimme der 37-Jährigen räkelt und kuschelt sich an die Ohren des Publikums. Sie kokettiert mit der Erotik des Langsamen, zügelt die Spielfreude der achtköpfigen Band (darunter vier Streicher), die sie mit gespreizten Bewegungen ihrer Hand dirigiert. Und greift nur einmal in die Tasten des Flügels, den sie ansonsten für ihren neuen musikalischen Intimus freigemacht hat: den Pianisten Philippe Powell, Sohn der brasilianischen Gitarrenlegende Baden Powell.
Manchmal gerät das Vollbad in der eigenen Coolness zur Pose. Aber immer dann, wenn luxuriöse Schläfrigkeit droht, erscheint die andere, die brasilienverliebte Gardot: Dann stimmt sie ausgelassen im Duett mit Powell - er auf Brasilianisch, sie auf Französisch - "Samba Em Prelúdio (Un Jour Sans Toi)" an, einen Klassiker von Baden Powell und Vinícius de Moraes. Die von Chopin inspirierte Nummer, für die der französische Musikproduzent, Schauspieler und Bossa-Nova-Entdecker Pierre Barouh einen französischen Text verfasste, gerät zum musikalischen Höhepunkt des Abends, der zwischen Chanson, runtergedimmtem Jazz und Bossa Nova changiert....