Sie ging mit Mann und Baby auf Expedition. Und sie durchquerte als erste Frau Grönland. Heute ist Myrtle Simpson 90. Im Gespräch mit Claus Lochbihler erzählt die Schottin von ihrem abenteuerlichen Leben - und gibt Tipps fürs Fitbleiben.
Als Sie endlich die Westküste erreichten, machte sich einer Ihrer drei Expeditionspartner über die ersten Blumen her . . .
Das war die verrückte Art von Billy Wallace, sich zu freuen. Weil diese Pflanze der lebende Beweis dafür war, dass wir das grönländische Eisschild hinter uns gebracht hatten. Ich weiss noch genau, was er da gekaut hat: den Gegenblättrigen Steinbrech. Den gibt es überall dort und auf den hohen Bergen. Oft ist das die erste Pflanze, die man zu sehen bekommt, wenn man aus dem Eis kommt.
Vier Jahre später – 1969 – wollten Sie zum Nordpol. Sie erreichten ihn jedoch nicht. Warum?
Leider mussten wir umkehren. Das Batteriesystem für unser Radio hatte Feuer gefangen. Und ohne Strom gab es keinen Radioempfang und keine Uhrzeit. Und damit keine Navigation. Wir hätten uns am Nordpol mit japanischen Wissenschaftern auf einem U-Boot treffen wollen. Ohne Navigation hätten wir sie verfehlt. Wir hätten nicht gewusst, ob wir den Nordpol erreicht hätten, selbst wenn wir dort gewesen wären.
[...]
Waren sich alle in der Gruppe einig darin, umzukehren?
Wir haben drei Tage und drei Nächte darüber gestritten. Mein Mann wollte umkehren. Er war Wissenschafter und vertrat die abwägende Vernunft. Ich wollte weitergehen. Roger Tufft, der Dritte im Bunde, war zuerst auf meiner Seite. Bis er sich auf die Seite meines Mannes schlug, weil er dachte, dass wir umdrehen und es gleich wieder versuchen sollten. Am Ende stand es 2 zu 1 gegen mich.
Hat das nicht eine Ehekrise ausgelöst?
Auf
Expedition hat es nie eine Rolle gespielt, dass wir verheiratet waren.
Da waren wir einfach nur Expeditionsteilnehmer. Dass wir Ehemann und
Ehefrau waren, hat man höchstens beim Schlafen gemerkt. Wir hatten einen
grossen Schlafsack für alle. Also haben Hugh und ich auf der einen, die
anderen auf der anderen Seite geschlafen. [...]
Rétablir l'original