Der erste Auftritt wurde gemeistert, Fans und Trainer sind zufrieden. Bastian Schweinsteiger ist bei Manchester United angekommen und soll dort gleich zum neuen Anführer aufsteigen. Doch auch die Wahrnehmung auf der Insel ist anders als zuvor.
Der 13. November 2002: Nur etwa 22.000 Zuschauer finden sich im zugigen Münchner Olympiastadion ein, um einem sportlich irrelevanten Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen den RC Lens beizuwohnen. Bayern steht als Gruppenletzter fest, als in der 76. Minute die Nummer sieben (Mehmet Scholl) das Spielfeld verlässt und ein gewisser Bastian Schweinsteiger mit der wenig prestigeträchtigen Nummer 31 das Feld betritt.
Rotes, schlabberiges Trikot. Blonde, wuschelige Haare. Die Mitspieler heißen Bixente Lizarazu und Giovane Elber, aber auch Stefan Wessels und Markus Feulner. Schweinsteiger ist den meisten Zuschauern im weiten Rund wohl kein Begriff, manche Medienvertreter nennen ihn ein paar Wochen lang Sebastian. Der 18-Jährige fügt sich überraschend gut ein. Er wirbelt auf der rechten Seite, spielt Rigobert Song Knoten in die Beine und leitet das zwischenzeitliche 3:2 mit einer Flanke auf Elber ein. Es ist das erste Pflichtspiel als Profi von Schweinsteiger, weitere 499 sollen für den FC Bayern folgen.
Der 18. Juli 2015: Fast 47.000 begeisterte amerikanische Fans strömen ins CenturyLink Field zu Seattle, um Manchester United im Testspiel gegen den Club América zu sehen. Für die Amerikaner sind Spiele von Manchester United in ihrem Land echte Festtage, sie wollen Wayne Rooney und Juan Mata sehen, aber eben auch diesen "Swinsestyger", der zur zweiten Halbzeit das Feld betritt.
Schweinsteiger ist der neue Anführer
Deutschlands bekanntester Fußballer in den USA trägt wieder ein rotes Trikot bei seinem Debüt, diesmal aber enger geschnitten. Die Haare sind ebenfalls wieder wuschelig, aber auch schon ein wenig grau an den Schläfen. Die Rückennummer ist die 23, seine Mitspieler heißen Januzaj, Pereira, Lingard und Blacket.
Dies ist auch der größte Unterschied: Schweinsteiger wirbelt nicht unbekümmert auf dem Flügel, er steht im Zentrum des Geschehens und dirigiert als erfahrener Spielmacher die Jungspunde auf dem Platz. Nur 45 Minuten lang bekommen die Fans den Ex-Münchner zu sehen, seine Rolle im neuen System wird direkt deutlich: Schweinsteiger ist der Anführer, der Leader, der Quarterback.
Bei FC Bayern wurde in den vergangenen Jahren mehr über Schweinsteigers Krankenakte denn über seine Leistungen diskutiert. Wie lange macht der gepeinigte Körper diese Strapazen noch mit? Kann er überhaupt weiterhin eine tragende Rolle spielen im System Pep, beim runderneuerten FC Bayern?
Van Gaal: "Bastian ist der ultimative Profi"
Manchester United und vor allem Trainer Louis van Gaal finden: Ja, Schweinsteiger kann. "Bastian ist der ultimative Profi. Es gibt keinen Zweifel an seinem Talent und seiner Fähigkeit, das Spiel zu kontrollieren. Er bringt eine Fülle an Erfahrung mit und ist eine exzellente Ergänzung zu unserem Team."
Unsicherheit in München, keine Zweifel in Manchester. Es ist ein Wandel zu erkennen in der Wahrnehmung des Sportlers Bastian Schweinsteiger. Obwohl der 30-Jährige gegen den Club América nicht wahnsinnig auffällig agiert, viele Sicherheitspässe spielt, sind die englischen Medien voll des Lobes. 91 Ballkontakte, Tempobestimmung und Spielverlagerung haben den "Guardian" beeindruckt, der schrieb: "Er dirigierte sofort mit Armzeichen und zeigte auch am Ball, warum und wie er eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung Uniteds zu einem Titelkandidat übernehmen kann."
Schielt Schweinsteiger auf die Nummer sieben?
Zunächst trägt Basketballfan Bastian Schweinsteiger die Nummer 23 auf dem Rücken. Die Nummer des Anführers in dieser Sportart, die Nummer von Michael Jordan und LeBron James. Es wird spekuliert, dass Schweinsteiger bei einem möglichen Weggang Ángel Di Marías die Nummer sieben übernehmen könnte.
Die haben bei United zuvor George Best, Bryan Robson, Eric Cantona, David Beckham und Cristiano Ronaldo getragen. Allesamt Chef im Ring. Besser könnte sich Schweinsteiger beim neuen Arbeitgeber nicht einfügen.
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