Eisenhüttenstadt (MOZ) Hiobsbotschaft für Schnäppchenjäger: Die Modekette C&A kehrt Stadt und Region den Rücken. Eine Verlängerung des zu Jahresende auslaufenden Mietvertrages lohne sich nicht, begründet ein Unternehmenssprecher die Entscheidung. Die Kunden reagieren enttäuscht, Center-Manager Ingo Walter sucht Ersatz.
Was wochenlang ein Gerücht war, hat sich nun bestätigt: Die C&A-Filiale im City Center wird seinen zu Jahresende auslaufenden Mietvertrag nicht verlängern. „Es gibt keine Hoffnung", bestätigt Thorsten Rolfes, Sprecher der Bekleidungskette. Erfahrungsgemäß werde das Traditionsunternehmen, das 2007 seine Pforten im City Center eröffnete, die Immobilie zwei bis drei Wochen früher verlassen, da zurückgebaut und gereinigt werden müsse. Die Filialschließung ist ein Schock für die Stahlstädter, denen innerorts nur noch wenige Möglichkeiten zum Einkauf neuer Kleidung bleiben.
„Schade, wo soll man denn jetzt Kindersachen kaufen?" fragt Marlene Hellmich rhetorisch. „Ich find's traurig, weil C&A mit die größte Auswahl in der Stadt hatte", ist die langjährige Stammkundin Andrea Höritz enttäuscht. Die Konkurrenz sei ihr zu überteuert oder habe ein zu kleines Sortiment.
Für Kerstin Bigesse, mit der sie durchs City Center schlendert, ist es noch bitterer - sie hat kein Auto. „Es ist schade, weil es vor Ort zu wenige Möglichkeiten gibt, um sich Klamotten zu kaufen." Die verbliebenen Läden würden nur Mode für zu Jung oder zu Alt bieten, nicht aber für sie, meint Ariele Adler aus Ziltendorf. Für sie reiche das Angebot in der Region nicht aus, weswegen sie regelmäßig zum Einkauf nach Frankfurt oder Berlin fahre.
Die Geschäftsführung habe nach eigener Aussage versucht, eine Einigung mit dem Center-Management zu erzielen. „Aber die gibt es leider nicht", sagt Rolfes der MOZ. Vor der Entscheidung über die Weiterführung der Filiale sei eine detaillierte Standortanalyse durchgeführt worden. Neben der Wirtschaftlichkeit habe auch das langfristige Geschäftspotential eine Rolle bei der Entscheidung gespielt. „Man muss auch nach vorne schauen, es muss Perspektive erkenntlich sein", erklärt der Unternehmenssprecher. Die habe sich jedoch nicht gezeigt. „Wir konnten die notwendige Sicherheit nicht feststellen." Ob eine Weiterbeschäftigung der vier Mitarbeiter möglich ist, kann Rolfes - zu diesem Zeitpunkt - nicht bestätigen.
Es ist nicht die erste C&A-Filiale in der Region, die dicht macht. Im Januar 2001 wurde die 1993 gegründete Frankfurter Filiale geschlossen, von den 47 Mitarbeitern wollten nur vier in die alten Bundesländer wechseln. Es folgten Filialen in anderen Oststädten. Erst im Januar vergangenen Jahres schloss C&A seinen Outlet-Store in der Oderstadt, nachdem dieser 2015 eröffnet wurde. Nach den Verkaufsabsichten an chinesische Investoren steht das europaweit agierende Traditions-Familienunternehmen um die Eignerfamilie Brenninkmeijer unter Kritik.
„Der Mieter C&A hat eine unternehmerische Entscheidung getroffen, den Standort zu verlassen", bestätigt Center-Manager Ingo Walter. Einem Facebook-Kommentar, der die Filialschließung mit „viel zu hoher Miete" des Center-Managements begründet, widerspricht Walter. „Es liegt nicht an uns, an der Miete, oder daran, dass wir Arbeitsplätze zerstören wollen", kontert Walter. „Ganz im Gegenteil: Wir würden uns wünschen, dass Unternehmen wie C&A in der Region bleiben." Doch langfristige und nachhaltige Investoren anzuziehen, sie zu halten und damit Arbeitsplätze zu sichern - das würden ihm auch Standortfaktoren wie die Einwohnerzahl erschweren, sagt Walter. Und diese Zahl fiel zu Jahresbeginn erstmals seit der Wende unter 27000 Einwohner.
„Trotzdem beweisen die neuen und die alten Mieter, dass die Region eine wirtschaftliche Perspektive aufzeigt." Und es gibt einen weiteren Hoffnungsschimmer: Der C&A-Nachmieter soll möglichst aus derselben Branche kommen, verrät Walter.
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