Sie sind eine der erfolgreichsten deutschen Bands, aber schaffen sie noch mal einen Welthit? Und müssen sie das überhaupt?
Zwei Schulfreunde aus Kassel, die mit lässigem, harmlosem Electro-Folk ein zerrissenes Land heilen. Das war die Idee für diese Geschichte, auf Nordamerika-Tour mit Milky Chance im Frühsommer 2020.
Ein ausverkaufter Club in Louisville, Kentucky, in dem Philosophiestudentinnen und Trump-Wähler auf bierverklebtem Boden zu Stolen Dance tanzen und schwitzen und sich fast alles verzeihen, you've never danced liked this before, we don't talk about it!
Oder eine verlassene Tankstelle zwischen Kakteenfeldern im Mondlicht New Mexicos, an der Clemens Rehbein und Philipp Dausch verschlafen aus dem Tourbus steigen, sieben Jahre nachdem sie als Abiturienten zu internationalen Popstars wurden, und bei einem Filterkaffee über ihren Erfolg, über Amerika und das Leben sinnieren.
Clemens und Philipp hatten so zum ersten Mal wirklich Zeit, viel Zeit, um über die vergangenen Jahre nachzudenken. Über den absurden Erfolg ihres 2013 selbst produzierten ersten Albums, allein die Single Stolen Dance wurde bis heute auf Spotify mehr als 800 Millionen Mal gestreamt. Über die Jahre danach, in denen sie von São Paulo bis Tel Aviv tourten, beim South by Southwest spielten und in der Late-Night-Show von Jimmy Fallon. Über den Hype, der irgendwann abflaute, bis er fast verschwunden war.
Und so saßen Milky Chance dann eben nicht im Tourbus Richtung Los Angeles, sondern im Berliner Lockdown, in den Kreuzberger Altbauwohnungen, in die sie gerade erst aus Kassel gezogen waren. Sie überlegten, wer sie heute eigentlich sind und sein wollen. Diese Geschichte hat sie bis zu ihrem ersten Konzert nach der Pause dabei begleitet. Wovon träumt man noch, wenn man mit 28 Jahren eigentlich alles erreicht hat? Von einem zweiten Welthit? Oder davon, sich von genau diesem Druck zu befreien?(...)
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