Eliza lässt den dunkelgrauen Bademantel fallen. Mit dem Fuß schiebt sie ihn unter einen der hüfthohen Holztische. Lieber hätte sie ihren eigenen getragen, den seidenen mit den orientalischen Mustern und dem V-Ausschnitt. „Betont, aber nicht zu neckisch." Aber der ist zu Hause, daheim in Australien. Hier im Atelier der Uni Bamberg ist Eliza die Neue. Die, die sich freiwillig auszieht. Eliza ist Aktmodell und das aus Überzeugung. Wie die Leute auf sie und auf das, was sie macht, reagieren, weiß sie vorher nie. Doch dass sie immer noch nervös ist, wenn sie mit einer neuen Gruppe arbeitet, lässt sich die junge Frau nicht anmerken. Barfuß geht sie in die Mitte des hohen holzvertäfelten Raumes und kniet sich auf „die Liege", ein flacher Holzklotz mit schäbigem Laken und dunkelroten Kissen. Eliza streckt ihr Hinterteil nach oben, wölbt ihren Rücken. Die hellbraunen Locken fallen vorne über, als sie ihren Kopf nach unten sinken lässt. „Der Bereich zwischen Nacken und Schulterblättern ist mit das Schönste zum Zeichnen", erklärt sie später. „Darauf stehen sie."
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