Das Leben von Jana Verhoeven*, schwarzes Haar, Augen dunkel wie der Meeresgrund, begann in einem Kreißsaal im November vor elf Jahren. Das Kind sah aus wie ein Mädchen, doch waren seine Genitalien nicht eindeutig weiblich, nicht eindeutig männlich; da war ein knopfgroßes Hautgebilde zwischen seinen Beinen. Und obwohl die Ärzte sich nicht sicher waren, sich gar nicht sicher sein konnten, trugen sie in die Geburtsurkunde ein: männlich. Immerhin, so wussten sie nach dem Test, hatte das Kind einen männlichen Chromosomensatz, 46, XY.
Die Eltern nahmen ihr Kind mit nach Hause, sie waren stolz. Es lachte viel, sie nannten es Jonas. Erst später wurde klar: Die Ärzte hatten sich mit dem Geschlecht geirrt.
Einen Tag vor dem elften Geburtstag ihres Kindes sitzen die Verhoevens im Wohnzimmer ihres Backsteinhauses in den Niederlanden, nicht weit entfernt von Deutschland und der Debatte um das dritte Geschlecht, das es nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bald geben muss. An den Wänden hängen Fotos: Erinnerungen an gemeinsame Ausflüge zum Bergsee, zur Rodelbahn, zu Jonas' Auftritt als gestiefelter Kater im Theater. Daan und Margaretha Verhoeven, Brillenträger, 46 und 50 Jahre alt, erzählen die Geschichte von sich und ihrem Kind, das erst Jonas hieß und heute Jana heißt.
Es ist eine Geschichte über Menschen, die ihr Kind lieben und die für sein normales Leben kämpfen in einer Gesellschaft, die offiziell nur zwei Geschlechter kennt.
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