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Vater-Sohn-Aktivitäten: Der Dino-Dad

Gemeinsame Leidenschaft für Urzeittiere

Unser Autor liebt Dinosaurier - so wie sein kleiner Sohn. In diesem Text erklärt er, warum das so ist und wieso gemeinsame Leidenschaften mit dem Nachwuchs sinnvoll für alle Beteiligten sind.

Wusstet ihr, dass der Psittacosaurus eine braun gefleckte Haut hatte? Ähnlich wie ein Reh konnte sich der kleine Horndinosaurier im Unterholz vor natürlichen Feinden verstecken. Die Farbe ist nur bei sehr wenigen Dinos bekannt, wurde mit einem höllisch komplizierten Verfahren nachgewiesen. Bevor ihr verwundert nachschaut, auf welcher Seite ihr gerade gelandet seid. Keine Sorge - es ist immer noch Leben-und-erziehen.de.

Und deshalb möchte ich nicht noch mehr über Urzeitechsen erzählen, sondern über gemeinsame Eltern-Kind-Leidenschaften schreiben. In unserem Fall sind es eben ausgestorbene Tiere. Als kleiner Junge war ich selbst ein wandelndes Saurier-Lexikon. Im Laufe der Pubertät schrumpfte dieses Interesse (mal abgesehen von sehr häufig gesehenen "Jurassic Park"-Filmen). Doch die prähistorische Flamme war schnell wieder entfacht, als mein Sohn in das magische Dino-Alter kam. Bagger und Baustellen verloren nun ihren Reiz, stattdessen rückten Dino-Bücher, urzeitliche Kuscheltiere und allerlei Dino-Spielzeug in den Mittelpunkt seines Interesses.

Gut, ich bin daran nicht ganz unschuldig. Vielleicht habe ich seine Aufmerksamkeit sogar mit einem gezielten Schubs in Richtung Paläontologie gelenkt. Ein bisschen egoistisch war das vermutlich - aber habt ihr schon mal in die verzauberten Augen eines Nachwuchsdinoforschers geblickt, wenn er seine Hand in einen 100 Millionen Jahre alten Dino-Fußabdruck legt ...? Unbezahlbar.

Frühförderung mit Dinosauriern

Dinos machen schlau! Mit der Begeisterung für Parasaurolophus und T-Rex liegen Eltern voll im Frühfördertrend. Jedenfalls, wenn man einer Studie der Indiana University Glauben schenkt. Demnach könnte ein verstärktes Interesse für Dinosaurier ein Hinweis auf eine erhöhte Intelligenz des Kindes sein. So zeigen Nachwuchspaläontologen eine erhöhte Ausdauer beim Lernen, eine verbesserte Aufmerksamkeit und ein besonders gutes komplexes Denken. Die Forscher glauben, dass sich die Art und Weise, wie Kinder sich mit den vielen verschiedenen Dino-Arten auseinandersetzen, positiv auf den strategischen Umgang mit Problemen im späteren Leben auswirkt. Interessanterweise gilt das nicht nur für Urzeitviecher, sondern auch für das Interesse an Pokémon ...

Unser Experte Andreas Seltmann

ist Unternehmensberater und Väter-Coach, lebt in der Nähe von Freiburg. Als sein Sohn mit 17 die Schule verließ, reiste Andreas mit ihm 3700 km durch Neuseeland, schrieb darüber das Buch " Neuseesohnland"*.

Gemeinsame Aufmerksamkeit stärkt die Bindung

Entlastung für mein väterliches Gewissen bekomme ich von Andreas Seltmann. Er ist selbst Papa von zwei inzwischen erwachsenen Kindern, Unternehmensberater und Väter-Experte. Mit seinem Sohn machte er eine gemeinsame Reise durch Neuseeland, schrieb darüber ein Buch. "Gemeinsame Erlebnisse sind immens wichtig für die Entwicklung der Kinder. Häufig wird in diesem Zusammenhang von Quality-Time gesprochen. Ich halte es für wichtig, dass man in dieser Zeit auch an gemeinsamen Projekten arbeitet und nicht noch ein Auge auf die Mails oder Social Media hat", sagt Seltmann. Schon als sein Sohn noch klein war, ging er mit ihm regelmäßig Radfahren, Wandern und Zelten in der Natur. Mit der Tochter machte der Ingenieur Foto-Safaris durch die Berge oder bastelte stundenlang - erst mit Lego und Bauklötzen, später Holz und Metall im Schuppen.

Aus seiner Sicht waren genau solche Aktivitäten eine enorm wichtige Investition in die Beziehung. "Diese gemeinsame Aufmerksamkeit auf eine Sache stärkt die Beziehung und Bindung zu unseren Kindern, und zwar nachhaltig", sagt Andreas Seltmann. Noch heute hat er mit seinen erwachsenen Kindern einen jährlichen Vater-Sohn- und einen Vater-Tochter-Tag. An diesen Tagen kommen natürlich auch viele vergangene Papa-Erlebnisse zur Sprache. An manche könne er sich selbst gar nicht mehr so genau erinnern. "Aber ich freue mich natürlich über die offensichtlich bleibenden Eindrücke."

Gesunder Egoismus - aber bitte für beide

Doch zurück zum vermeintlichen Egoismus: Es bringt nichts, nur aus Wunsch nach Bindung oder weil es Ratgeber vorschlagen, durch die Wälder zu wandern, zu basteln oder Lego-Städte zu bauen, ohne dass beide daran wirklich Gefallen finden. Umso wichtiger ist es, etwas zu finden, was allen Spaß macht. Bei manchen sind es Camping-Trips in die Natur, bei anderen Dinosaurier. Ohne diese Leidenschaft entsteht schnell Zwang und Frust. Beides sind schlechte Voraussetzungen für eine schöne, gemeinsame Zeit.

Ganz ehrlich: Ich genieße die Zeit mit meinem Sohn am meisten, wenn wir was Cooles machen. Ich hasse Basteln und Puzzeln, auch wenn es pädagogisch und motorisch wertvoll ist. Klar könnte ich versuchen, der ultimative Super-Dad zu sein, Kastanien zusammenkleben oder Tonpapier ausschneiden. Doch das kommt bei mir nicht in die Tüte. Ich spare mir verklebte Finger und vollgetuschte Hosen, schone meine Nerven. Vielleicht bin ich sogar ein gutes Vorbild für mein Kind, indem ich ihm zeige, dass ein gesunder Egoismus nicht schaden kann. Natürlich gilt das Privileg der Verweigerung auch für meinen Sohn. "Wir sollten trotz eigener Begeisterung die Interessen und Bedürfnisse des Kindes im Blick behalten", rät auch Seltmann. Es bringe nichts, ein Kind mit zu starkem Zwang zur Leidenschaft am Fußball oder an Modelleisenbahnen zu drängen. Und manchmal ist es auch gut, über den eigenen Schatten zu springen und sich einmal die Leidenschaft des Kindes zeigen zu lassen, auch wenn man eben nicht für Autos, Pferde oder was auch immer brennt.

Ungefragte Vorträge auf dem Spielplatz

Bei uns sind die Interessen zum Glück noch ziemlich ähnlich. Wir entdecken ständig neue Dinosaurier, können inzwischen (oder wieder) alle gängigen Raubsaurier und Pflanzenfresser aus Trias, Jura und Kreidezeit benennen. Manchmal halten wir anderen Anwesenden auf dem Spielplatz sogar Vorträge über die Fressgewohnheiten des Spinosaurus oder die Lebensumstände des Europasaurus - gefragt oder ungefragt. Und wenn wir mal genug von Dinos haben, bauen wir Lego oder tanzen zu schlechter Kindermusik. Sicher werden diese gemeinsamen Interessen irgendwann verschwinden, sicher bleiben werden aber die Erinnerungen. Und wenn ich dann selbst noch für Dinos brenne, besuche ich vielleicht als wunderlicher Gasthörer eine Paläontologie-Vorlesung und nerve die Studierenden mit den Geschichten über meinen Nachwuchs und seine früheren Lieblingsdinos...

Unser Autor

Birk Grüling, Jahrgang 1985, hat mal Lehramt und Musikjournalismus studiert. Inzwischen schreibt er als freier Journalist am liebsten über Bildung, Vereinbarkeit und Dinosaurier. Mit seiner Frau und seinem Sohn lebt er in der beschaulichen Nordheide.

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