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Juso-Chef Kevin Kühnert ist auf Anti-GroKo-Tour quer durch Deutschland. In Leipzig wird er empfangen wie ein Popstar. Weit über 100 Menschen drängen sich in der Galerie KUB: SPD-Mitglieder und Wähler, aber auch zahlreiche Journalisten. Von ihnen wirkt der Juso-Chef fast genervt - ist er doch nach Leipzig gekommen, um mit der Parteibasis über Inhalte zu sprechen. Eins will er direkt zu Beginn betonen:
Auch dafür gibt es Applaus. Die meisten der SPD-Parteimitglieder hat Kühnert an diesem Abend auf seiner Seite, viele sehen eine Neuauflage der GroKo skeptisch. Igor Münter ist seit 40 Jahren SPD-Mitglied. Er ist noch unentschlossen, tendiert aber dazu, mit Nein zu stimmen.
Die Personaldebatte der letzten Tage stört nicht nur Münter. Ob SPD-Chef Martin Schulz Außenminister wird oder nicht, das halten in Leipzig viele für zweitrangig. Die Basis ist vielmehr verunsichert: Rente, Waffenexporte, Arbeitsmarkt: Welchen Kurs schlägt die SPD in einer Großen Koalition ein? Es gibt großen Redebedarf. Über eineinhalb Stunden stellt die Basis ihre Fragen an Kühnert und die Fraktionsvorsitzende der SPD in Sachsen-Anhalt, Katja Pähle. Sie wirbt für ein Ja zur GroKo, die SPD habe sich in den Verhandlungen bei Themen wie Migration durchgesetzt und am Ende schlimmeres verhindert:
Aber wir wissen doch alle, wenn diese große Koalition zustande kommt, dass das keine Liebesheirat ist. Und vielleicht hilft dann mal ein Beziehungsberater, der erklärt, was der eine will und damit der andere ihn nicht missversteht. Und dann was Vernünftiges aufschreibt, auf das man sich dann einigen kann.
Katja Pähle, SPD Fraktionsvorsitzende Sachsen-AnhaltDie Absichten der Partei sind gut, findet Lena Schütt, Juso-Mitglied aus Halle. Auf lange Sicht gesehen seien die durchgesetzten Themen aber nicht ausreichend, um die SPD zu erneuern, sagt die 24-Jährige:
Schütt hofft, dass die Mitglieder die GroKo verhindern werden. Das würde nichts bringen, findet Andreas Zimmermann. Der 42-Jährige ist erst seit diesem Jahr SPD-Mitglied, eingetreten ist er wegen Martin Schulz. In ihn setzt er weiterhin großes Vertrauen.
Zimmermann bekennt sich zur Großen Koalition. Unter den Parteimitgliedern ist er an diesem Abend einer der wenigen. Kühnert und Pähle sind bereits längst zu anderen Terminen unterwegs, da wird am Lagerfeuer draußen immer noch debattiert. Denn sie hat Redebedarf - die SPD-Basis:
Wir haben einen Sigmar Gabriel gehabt, der hat auch nicht alles richtig gemacht. Ja und wir haben einen Martin Schulz, der sagt er will ins Kabinett, dann doch nicht... Das ist ja das Enttäuschende an unserer Partei, wir haben keine Leute, die tatsächlich Leidenschaft und Feuer haben, um nach vorne zu gehen, und zwar durch Widerstände hindurch!
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. Februar 2018 | 09:06 Uhr
Zuletzt aktualisiert: 10. Februar 2018, 14:53 Uhr