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Vielfalt als Normalität: das BIPoC-Kollektiv „Formation**Now

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Nebou N'Diaye: „Es ist einfach aus dem persönlichen Verlangen, einen anderen Raum zu haben für uns selber sozusagen, entstanden. Und dann haben sie es einfach gemacht.“

Wenn der Ort nicht existiert, erschaffen wir ihn selbst – nach diesem Credo arbeitet das Team des FORMATION**NOW-Festivals. Laut Nebou N'Diaye hinkt der Diskurs zu Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen nicht-weißer Menschen in Deutschland sehr hinterher. Deswegen seien gemeinschaftliche Festivals wie FORMATION**NOW wichtige Orte, an denen Schwarze Künstler*innen und Künstler*innen of Colour ihre Existenz auf der Bühne nicht erst rechtfertigen müssten. Im Alltag werden sie schon andauernd auf Stereotype reduziert oder mit rassistischen Klischees konfrontiert, die Erfahrungen im Kulturbereich bedeuten dann zusätzliche Retraumatisierungen.

Fathoeburger - Trocken
„Alles, was du sagst, bin ich doch nicht. Reg dich doch nicht auf, du laberst nur Shit. Doch nicht, doch nicht, bin ich doch nicht, doch nicht, doch nicht. Alles, was du sagst, bin ich doch nicht. Box mich nicht an. Wenn ich dich seh‘, denk‘ ich an Pasta mit zu viel Parmesan. Box mich nicht an. Wenn ich dich seh‘, denk‘ ich an Pasta mit zu viel Parmesan.“

Ausgerichtet wird das FORMATION**NOW-Festival vom Hamburger Verein „Lukulule“, der seit über zwanzig Jahren interkulturelle Musik-, Tanz-, Gesangs- und Schauspielworkshops für Kinder und Jugendliche anbietet. Hier können sie ihren Alltag und zum Beispiel Rassismuserfahrungen verarbeiten und kulturelle Barrieren überwinden lernen.

N'Diaye: „Lukulule ist aus dem Gedanken entstanden, dass es einen Raum braucht in Hamburg für Kids of Colour, um sich auszuleben und kulturelle Angebote wahrnehmen zu können, die sich sozusagen ein bisschen auf sie fokussieren. Der Verein ist jetzt überhaupt nicht BIPoC-exklusiv, aber ich glaube auch FORMATION**NOW ist aus dem Verlangen erwachsen, dass es einen Raum oder einen Space oder ein Festival braucht, wo genau diese marginalisierten Stimmen gehighlightet werden.“

Das Festival richtet sich also gezielt an Menschen, die rassistisch diskriminiert werden – BIPoC (heißt: Black, Indigenous and People of Colour) wird dafür als Überbegriff verwendet. FORMATION**NOW solle aber kein reines Event der Schwarzen Gemeinschaft sein, so N'Diaye, sondern – ganz im Gegenteil – zum möglichst vielfältigen Kennenlernen und Austauschen dienen.

N'Diaye: „Es geht um lokale Künstler*innen, lokale Musiker*innen, die eine Bühne bekommen und eine Plattform bekommen bei FORMATION**NOW, aber gleichzeitig geht es auch darum, nach außen zu reachen und unsere Verbindungen und Wurzeln nach außen zu connecten.“

Um familiäre Wurzeln geht es zum Beispiel bei FAYIM, der mit seinem Künstlernamen der afrodeutschen Dichterin May Ayim gedenkt. In seinem Song „Endlich“ beschreibt er ein lang ersehntes Treffen mit seinem Onkel.

FAYIM - Endlich
„Jeder Raum, den er mir zeigt, ist Teil der Geschichte, die ich in mir trag und woanders weiterschreibt. Seite 1 beginnt mit meinem zweiten Namen. Schön, dass endlich zu sehen, sich mehr zu verstehen, zu sehen, endlich zu sehen.“

Auch Mode spielt beim interdisziplinären Festival FOMRATION**NOW eine Rolle.
N'Diaye: „SAN.KO.FA - The Fashion Experience. Das ist ein Event, wo junge Designer*innen, junge Labels die Möglichkeit haben, ihre Kunst zu zeigen, ihre Fashion zu zeigen. Und gleichzeitig werden Konzerte und DJ-Sets da sein und es wird einfach ein Raum zum Networken sein, um Kunst, Musik, Fashion feiern zu können.“

SAN.KO.FA ist auch ein gutes Beispiel für den Ansatz des Festivals, Kunst und Gemeinschaft zusammenzubringen. Das Projekt feiert Kreative aus der afrikanischen Diaspora und soll ein Ort sein, an dem Vielfalt Normalität ist. So schlägt die Veranstaltung eine Brücke zwischen dem Blick zurück auf Herkunft und familiäre Wurzeln und nach vorne zu künstlerischen und modischen Innovationen. Und diese Verbindung ist auch das Ziel das gesamten Festivals.

(06.09.2021, Corso, Deutschlandfunk)