Mit dem dreizehnten Album muss die Triphop-Instituion aus Bristol niemandem mehr etwas beweisen. Ausruhen bedeutet das für einen rastlosen Menschen wie Adrian Thaws aber nicht, obwohl er mittlerweile ein vergleichsweise bürgerliches Leben in Berlin führt und dabei ziemlich kontemplativ geworden ist. „ununiform" versammelt alles, was im Leben des britischen Produzenten in den letzten Jahren eine Rolle spielte: eine Auszeit in Moskau, der Umzug nach Berlin, eine Beziehung in L.A. (mit Regisseurin und Schauspielerin Asia Argento), großartige Neuentdeckungen (Terra Lopez, Mina Rose, Avalon Lurks). Nebeneinandergestellt zeigen das ätherisch-verlangsamte „New Stole" und „Armor", das von Lopez' entfesselter Attitüde und dem treibenden Beat lebt, Trickys Genalität am besten. Die Hauptrolle auf „ununiform" spielen russische Features (von Scriptonite, Vasiliy Vakulenko, Smoky Mo, Gazgolder), atmosphärisch dichte Vocals, tiefschürfende Bässe und ein Gefühl irgendwo zwischen Melancholie und Angekommen-Sein. „Running Wild" verkörpert diese Stimmung am besten, wenn Rose versöhnlich und trotzdem wehmütig singt: „We are young and we are free/ But we don't know how we are meant to be/ If we are meant to see/ All this trouble in my mind/ My heart is searching far and wide, wide". Und dann ist da natürlich noch die Rückkehr von Martina Topley-Bird, die nach Trickys Ausstieg bei Massive Attack Mitte der 90er-Jahre wichtiger Teil seiner ersten Soloalben war, bei „When We Die". Eine Reise in die Vergangenheit und auch ein weiteres Zeichen für die neue Geisteshaltung im Hause Thaws, die zwei Alben zuvor bei „We Don't Die" noch ganz anders klang. „I don't play/ No way", kokettiert Tricky im düsteren „It's Your Day" - reine Show, weil seine Stimme Selbstbewusstsein verrät und die Gewissheit, auch nach über 25 Jahren im Geschäft State of the Art zu sein. In Kombination mit ein bisschen wehmütigem Zurückschauen steht das Thaws kurz vor seinem 50. Geburtstag wirklich ausgezeichnet.
Benedict Weskott
Berlin
Critique