Mit manipulierten Dopingtests lassen sich missliebige Sportler disqualifizieren.
Menschen gehen einmal um den Block, wenn sie sich die Beine vertreten müssen. Sie gehen auf Berge und um Seen herum, wenn sie die Stadt satt haben. Sie gehen manchmal auch, um sich selbst ein bisschen besser zu verstehen. Menschen, die nicht gehen, sind sehr alt, haben ein gebrochenes Bein oder sitzen im Gefängnis. Alex Schwazer ist ein Mensch, der nicht mehr gehen darf. Dabei ist er gesund, ja topfit. Eine Strecke von 50 Kilometern kann er schneller gehen als ein ambitionierter Hobbysportler im fliegenden Laufschritt.
Doch der Weg des Südtiroler Gehers Alex Schwazer, Olympiasieger und Europameister, führt zuletzt nicht über Asphalt oder Tartanbahnen zu einer Ziellinie, sondern an den Gehstrecken dieser Welt vorbei. Unterwegs sind nur noch seine Körperflüssigkeiten, Blut und Urin, von Labor zu Labor. Sein Fall, ein Krimi aus der Sportwelt, macht Schwazer bekannter, als es im Drehbuch für seine Randsportart vorgesehen ist. Denn für eine Figur interessiert sich die Öffentlichkeit vielleicht noch mehr als für einen strahlenden Sieger: für den gefallenen Helden.
Seine Geschichte ist die eines Täters, der zum Opfer wird. Schwazer hat Dopingmittel genommen, er wird überführt und gesperrt. Er versucht ein sauberes Comeback. Doch dabei wird ihm zum Verhängnis, dass er sich einen neuen Trainer wählt, mit dem noch so einige Köpfe aus der Sportwelt eine Rechnung zu begleichen haben. Nach einem zweiten positiven Dopingbefund beteuert er: «Ich habe nicht gedopt, ich wurde Opfer eines Komplotts.» Weil es Anzeichen für eine Manipulation seiner Dopingprobe gibt, kämpft er für eine grössere Sache als für Rekorde und Medaillen: für den Beweis seiner Unschuld. Und für das Recht, wieder gehen zu dürfen. Zwei Gerichte klären im Frühjahr 2021, ob Alex Schwazer rehabilitiert wird. Bekommt er mit 36 Jahren noch eine Chance, sich ein letztes Mal für Olympische Spiele zu qualifizieren?
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