Es lebten einmal drei Leute in einer Hütte, ein alter Mann, seine Frau und ihr Sohn, der von Ihnen nicht besonders geliebt wurde.
Sie hatten eine Kuh, die stellte ihren ganzen Reichtum dar. Die Kuh hieß Bukolla.
Eines Tages bekam die Kuh ein Kalb, und die Frau half bei der Geburt. Als es vorüber war, ging die Frau wieder in die Hütte zurück, und wie sie später nachsehen ging, ob im Stall alles in Ordnung war, da war die Kuh verschwunden. Sogleich machten sich Mann und Frau auf, um die Kuh zu suchen, aber sie konnten sie nicht entdecken. Da wurden sie sehr traurig und befahlen ihrem Sohn, er solle gehen, nach der Kuh zu suchen, und nicht eher nach Hause zurückzukehren, bis er sie gefunden habe.
Sie rüsteten ihn mit einer kleiner Wegzehrung und neuen Schuhen aus, und der Sohn macht sich auf den Weg. Er ging ohne Ziel ins Blaue hinein, und als er lange, lange gegangen war, setzte er sich und begann zu essen. Als er gegessen hatte, rief er laut: „Liebe Bukolla, brülle, wenn du irgendwo am Leben bist!"
Da hörte er die Kuh aus weiter, weiter Ferne brüllen. Er ging dem Gebrüll lange nach, wurde hungrig und aß wieder etwas. Erneut rief er dann: „Brülle nun, liebe Bukolla, wenn du irgendwo am Leben bist."
Abermals hörte er ihr Brüllen, ging lange, lange, bis er auf einen ungeheuer hohen Felsen kam. Dort setzte er sich zum Essen nieder und rief zugleich: „Bukolla, melde dich, wenn du irgendwo am Leben bist!"
Da hörte er das Tier unter seinen Füßen brüllen. Schnell kletterte er den Felsen hinab, bis er eine riesige Höhle entdeckte. Er ging hinein und fand die Bukolla hier angebunden. Ohne lange Besinnung machte er sie los und führte sie hinter sich her aus der Höhle. Noch nicht weit entfernt, eilte plötzlich eine erschreckend große Riesin hinter ihm her, die von einer kleineren begleitet wurde. Er sah wohl, dass die große Riesin ihn bald eingeholt haben würde, denn sie machte schrecklich große Schritte.
Da fragte er die Kuh: „Was haben wir nun zu tun, liebe Bukolla?" „Reiß ein Haar aus meinem Schwanz und lege es auf die Erde", antwortete die Kuh. Er riss ein Haar aus ihrem Schwanz und legte es auf die Erde. Da sagte die Kuh zu ihrem Haar: „Ich will, dass du zu einem großen Fluss wirst, dass niemand hinüber kommt, außer einem fliegenden Vogel!" Im selben Augenblick wurde das Haar zu einem ungeheuer großen Fluss.
Als die Riesin zum Ufer kam, sagte sie: „Das soll dir nicht helfen, Schurke - Eile heimwärts, Freundin", sagte sie zur kleinen Riesin gewendet, „hole mir den großen Ochsen meines Vaters."
Kurze Zeit darauf kam die kleine Riesin mit einem riesengroßen Ochsen zurück. Dieser Ochs soff den ganzen Fluss aus, und das dauerte keine ganze Stunde, bis kaum mehr Wasser im Flussbett war. Da merkte der Häuslersohn, dass ihn die Riesin bald wieder eingeholt haben würde, weil sie ja so gewaltige Schritte machen konnte. Deshalb sagte er zur Kuh: „Was haben wir nun zu tun, liebe Bukolla?" „Reiß ein Haar aus meinem Schwanz und lege es auf die Erde", antwortete die Kuh. Er tat es, und Bukolla sagte zu dem Haar: „Ich will, dass du zu einem großen brennenden Haufen wirst, dass nur ein fliegender Vogel hinüberkommt!" Im selben Augenblick wurde das Haar zu einem brennenden Scheiterhaufen.
Als die Riesin zu den Flammen kam, sagte sie: „Das soll dir nicht helfen, Schurke! - Eile heimwärts, Freundin, und hole mir wieder den großen Ochsen meines Vaters!" Kurze Zeit darauf kam die kleine Riesin mit dem Ochsen zurück, der nun alles Wasser, das er auf dem Fluss gesoffen hatte, von sich gab. Er löschte den brennenden Scheiterhaufen im Nu.
Da bemerkte der Häuslersohn, dass ihn die Riesin erneut bald eingeholt haben würde, weil sie so gewaltige Schritte machte. Er sagte wieder zur Kuh: „Was haben wir nun zu tun, liebe Bukolla? „Reiß ein Haar aus meinem Schwanz und lege es auf die Erde", antwortete die Kuh. Dies tat er. Das sagte die Kuh zu dem Haar: „Ich will, dass du zu einem so großen Berg wirst, dass niemand, außer einem fliegenden Vogel, hinüberkommt! Da wurde das Haar zu einem so hohen Berg, dass der Sohn des Häuslers den Gipfel nicht sehen konnte.
Die Riesin kam zu diesem Berg und sagte: „Das soll dir nicht helfen, Schurke!" - Hole mir das große Bohreisen meines Vaters, Freundin!"
Die kleine Riesin kam bald zurück mit dem Bohreisen. Die Riesin bohrte ein Loch durch den Felsen. Als sie hindurchsehen konnte, kroch sie ohne Zögern in das Loch, blieb aber darin stecken. Nach langer Zeit wurde sie darin selbst zu Stein. Dort ist sie noch heute.
Der Häuslersohn aber kam mit seiner Bukolla freudestrahlend nach Hause, und die beiden Alten waren darüber sehr glücklich.
Die Kuh Bukolla - Märchen aus Island