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Mit Ayurveda zum Lieblingssport

Foto: Astrid Wahrenberg



Zeitschrift natürlich gesund&munter, Ausgabe 3/2014 - Mit Ayurveda zum Lieblingssport


Bewegung ist gesund. Aber nur jeder Zweite treibt regelmäßig Sport. Mit typgerechten Empfehlungen nach den Prinzipien des Ayurveda wächst zusammen, was zusammen gehört: Sport und Spaß

Putzmunter um sieben Uhr aufstehen, in den Jogginganzug schlüpfen, die Laufschuhe schnüren, eine halbe Stunde durch den Park traben, danach duschen und mit rosigen Wangen gut gelaunt ins Büro fahren. Was für manche der perfekte Start in den Tag ist, bereitet anderen schon bei der Vorstellung Qualen. Sie kommen morgens einfach nicht aus den Federn oder brauchen für jeden Laufschritt enorme Willenskraft. Da helfen auch die guten Vorsätze nicht, endlich mehr Sport zu treiben. „Mit dem Sport wird es nichts, wenn man sich dazu zwingen muss, schon gar nicht auf Dauer“, sagt der Ayurvedaarzt Aruna Bandara. Er hat in seiner Heimat Sri Lanka ein fünfjähriges Studium an der Ayurveda Universität in Colombo absolviert, anschließend im Ayurveda-Krankenhaus in Sri Lanka und in seiner eigenen Praxis gearbeitet. Seit 2001 praktiziert Bandara im Kurhotel Ayurveda Parkschlösschen an der Mosel. Wenn der Experte seinen Patienten Sport verordnet, gibt er keine pauschalen Tipps, sondern empfiehlt für jeden individuell ein ausgewähltes Sportprogramm. „Die Grundlage dafür liefert das Ayurvedasystem.  Es unterscheidet Menschen nach Anlagen, Körperbau und Konstitution in drei Doshas“. Dieses System haben Ayurvedaheiler vor rund 5.000 Jahren begründet. Ihre Annahmen beruhen auf sehr genauen Beobachtungen. Die Doshas heißen im Sanskrit - es ist eine alte indische Sprache - Vata, Pitta und Kapha. Jeder Mensch, so Bandara, komme mit einer individuellen, angeborenen Mischung dieser Doshas auf die Welt. Das am stärksten ausgeprägte Dosha beeinflusse unsere Vorlieben und Abneigungen - „und es spielt natürlich auch eine wichtige Rolle dabei, welche Bewegungsmuster einem liegen und das ist die beste Voraussetzung dafür, dass der Sport Spaß macht und man auch dabei bleibt“, sagt er.


Wer bin ich - und welcher Sport passt zu mir?

Statt also immer wieder einen neuen Anlauf zu nehmen und alle möglichen Angebote von Radfahren über Rudern bis zu Gerätetraining auszuprobieren (und wieder zu lassen), kann die Ayurveda-Philosophie mit typgerechten Sport-Empfehlungen viel Frust ersparen. „Wer den richtigen Sport gefunden hat, empfindet die Bewegung nicht als Last, sondern als Lust“, sagt Bandara. Für die typgerechten Sportempfehlungen übertragen Ayurvedaärzte das alte Wissen in unsere moderne Zeit. „Vor ein paar tausend Jahren kannten die Menschen den Begriff Sport nicht, sie haben sich im Alltag mehr als genug bewegt“, erklärt Aruna Bandara. Damals habe man das ganzheitliche Wissen für militärische Zwecke genutzt. So kamen etwa die schlanken, beweglichen und feingliedrigen Vata-Typen zu den Bogenschützen und die eher stämmigen Kapha-Typen zum Fußvolk. „Das zugrunde liegende Konzept  ist zeitlos, logisch und einfach. Denn mit jedem Dosa gehen bestimmte Eigenschaften einher, die wiederum zu bestimmten Sportarten passen. Typisch für Vata sind beispielsweise die Eigenschaften schnell und leicht. „Menschen mit Vata-Naturell können sich daher mit hoher Wahrscheinlichkeit für Badminton begeistern“, erklärt Bandara.  Kapha-Menschen müssen sich zu diesem schnellen Angriffspiel, bei dem Reflexe und Wendigkeit zählen, eher aufraffen. „Ihr Dosha geht mit den Eigenschaften schwer und langsam einher, Ihre Leidenschaft für Bewegung wird daher eher mit Judo oder Gerätetraining entfacht, wo sie dann auch meist sehr erfolgreich sind“.  

Unser Selbsttest „Welcher Sporttyp bin ich?“ (siehe Kasten), hilft dabei, herauszufinden, was am besten zu Ihnen passt. Unabhängig davon gibt es viele Sportarten, die sich aufgrund der harmonischen, ausgeglichenen Bewegungsabläufe und ganzheitlichen Wirkung für alle Dosha-Typen eignen. Dazu gehören etwa Yoga, Radfahren, Golfen, Wandern und Schwimmen. „Und natürlich kann jeder seinen Alltag bewegter machen, also zum Beispiel mit dem Fahrrad statt dem Auto zum Bäcker fahren“, sagt Aruna Bandara. 

Die wichtigste Regel - egal bei welcher Sportart - lautet: „Mäßig, aber regelmäßig“. Übertriebener Leistungswille, der auspowert, ist schädlich für die Muskulatur, Gelenke und allgemein die Gesundheit. „Freizeitsportler sollten bei ihrem Training nicht an die Grenzen gehen, sondern nur etwa die Hälfte ihrer Leistungsfähigkeit ausschöpfen“, sagt Ayurvedaarzt Bandara. „Ob Sie sich im gesunden Bereich bewegen, erkennen Sie daran, ob Sie während des Sports noch gut Luft holen und sprechen können.“ Mit wachsender Fitness steige das positive Körpergefühl, die Muskulatur wird fester, die Figur geformt und der Trainingseffekt werde schnell spürbar, „etwa wenn es leichter fällt, Treppen zu steigen ohne gleich aus der Puste zu geraten“, weiß der Ayurvedaarzt. Das ist wiederum die schönste Motivation das Fitnesstraining beizubehalten.


Dosha-Sport gegen Stress

Was für jeden Typ bei Stress gut wirkt ist Yoga, nicht zu dynamisch, am besten in der Gruppe und in Verbindung mit lustigen Elementen, da lachen ein wunderbarer Stresskiller ist. Oder gemeinsamer leichter Sport in netter Runde, vielleicht Gymnastik im Verein. Ideal ist alles, was erheiternd ist und beim Abschalten hilft. In stressigen Situationen helfen zudem Atemübungen in Bewegung, bei denen Sie bewusst inne halten, ihr Bewusstsein zu ihren Lungen lenken und das regelmäßige Ein- und Ausatmen spüren. Regulieren Sie dann Ihren Atemrhythmus so, dass Sie jetzt nach jedem Einatmen doppelt so lange ausatmen. Am einfachsten finden Sie diesen Rhythmus beim Spazierengehen: Drei Schritte lang einatmen, während der nächsten sechs Schritte ausatmen.

 

Sport im Einklang mit den Doshas


Selbsttest: Welcher Sport-Typ bin ich? *Quelle Ayurveda Parkschlösschen, Traben-Trabach

Vata-dominant

-          Tanzen Sie gerne?

-          Mögen Sie gerne leichten und schnellen Sport wie Federball und Tischtennis?

-          Sporteln Sie am liebsten in der Sonne?

-          Mögen sie Sport eher am Nachmittag und an hellen Orten?

-          Ist Wintersport nicht Ihr Ding?

-          Kegeln Sie gerne – lang und gemütlich?

-          Müssen Sie sich auch beim Sport warm anziehen?

-          Haben Sie mal daran gedacht, Bogenschießen oder Paragliding auszuprobieren?

 

Pitta-dominant

-          Lieben Sie zielorientierten Sport?

-          Sporteln Sie am liebsten im Freien?

-          Können Sie sich sofort mit Wintersport anfreunden?

-          Mögen Sie schnellen dynamischen Kraftsport wie Boxen und Kampfsport?

-          Sporteln Sie am liebsten morgens früh oder am späten Nachmittag?

-          Macht Ihnen auch ungemütliches Wetter nichts aus?

-          Freuen Sie sich auf Aktivitäten im kühlen Wald?

-          Könnte Sie Schießsport reizen?

 

Kapha-dominant

-          Liegen Sie am liebsten auf dem Sofa?

-          Schauen Sie total gerne Sport im Fernsehen?

-          Könnten Sie sich für sich Kraftsport vorstellen wie Kugelstoßen?

-          Schon mal daran gedacht, sich im Fitness-Center anzumelden?

-          Macht Ihnen Kälte nichts aus?

-          Würden sie Sport am Nachmittag bevorzugen?

-          Hätten Sie gerne einen persönlichen Fitness-Coach?

-          Könnten Sie sich Sport am ehesten in der Mannschaft vorstellen?

 

Auswertung: Sport nach Konstitutionstyp

Vata-Konstitution (Element: Luft und Raum): Charakteristisch sind die Eigenschaften leicht und schnell. Als Vata-Typ sind Sie hochgewachsen oder eher klein, schlank und feingliedrig. Typisch ist Ihr ausgeprägter Leistungswille, allerdings sind Sie nicht sehr ausdauernd und schnell erschöpft. Das zeigt sich im Sport immer dann, wenn sie sich überfordern. Sie sind wendig, geschickt und reaktionsschnell. Ihnen liegen daher schnelle, schwungvolle Sportarten ohne allzu großen Kraftaufwand und ohne Wettkampfcharakter. Gut geeignet sind zum Beispiel Tanzsport, Ballett, Fechten, Aquafitness, Aerobic, Medi-Swing und schnelle Ballsportarten wie Badminton, Squash und Tischtennis. Übungen mit leichten Gewichten stärken Kraft und Stabilität.

Empfehlung: Eine Sporteinheit jeden zweiten Tag. Einsteiger fangen am besten mit verletzungsarmen Sportarten wie Aquafitness an. Das ist auch bei Problemen mit den Gelenken, Sehnen und Bändern eine schonende Methode, die Fitness aufzubauen. Wenn Sie es lieben sich auspowern, sind Badminton und Squash perfekt. Tipp: Falls ihnen Gerätetraining im Fitness-Studio zu öde ist, probieren Sie doch mal einen Rückenfit- oder Bauch-Beine-Po-Kurs aus. Dabei werden kräftigende Übungen mit leichten Gewichten ausgeführt, das stärkt Ihre Tiefenmuskulatur. Ideal für jedes Alter ist Tanzen, damit kann man auch später einsteigen.     

Pitta-Konstitution  (Element Wasser und Feuer): Charakteristisch sind die Eigenschaften hitzig, kräftig, dynamisch. Als Pitta-Typ haben sie einen großen Bewegungsdrang. Mit Ihrem athletischen Körperbau, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit können Sie erfolgreich jeden Sport machen und sich im Tennis, Mountainbiken, Klettern, Wasserski, Skifahren, Rudern oder Surfen austoben. Sie glänzen auch in Temposportarten wie Basketball, Handball und Fußball.  

Empfehlung: Vier Mal in der Woche Sport treiben. Pitta-Typen messen sich gerne mit anderen, das können Sie bei sportlichen Wettkämpfen ausleben. Trauen Sie sich ruhig etwas zu und wagen Sie sich an Herausforderungen, aber zügeln sie dabei ihren Ehrgeiz. Falls dieser Charakterzug stark ausgeprägt ist, sollten Sie einen Mannschaftssport auswählen. Achten Sie besonders darauf, sich nicht zu überfordern. Trainieren Sie nicht in praller Sonne, das wird schnell zu anstrengend für ihr ohnehin hitziges Temperament. Wählen Sie die Sportart angepasst: In jungen Jahren mag Klettern im Hochgebirge gut und richtig sein, später ist das Verletzungsrisiko eventuell zu hoch.             

Kapha-Konstitution (Element Erde und Wasser). Charakteristisch sind die Eigenschaften schwer, langsam, bodenständig, kühl (Temperatur), stark und ausdauernd. Sie sind ein prima Teamkamerad. Das können Sie beim Fußball, Volleyball oder Handball ausleben. Diese Sportarten sind auch deshalb günstig, weil Sie ihre eher trägere Natur in Fahrt bringen. Ihre Zähigkeit und Kraft können sie beim Wandern, Hindernislauf, Speerwerfen, Kugelstoßen, Rudern, Mountainbiken oder Bodybuilding ausspielen. Sumo-Ringer sind ein Paradebeispiel für diesen Dosha-Typ. 

Empfehlung: Kapha-Typen können von ihrer Konstitution her jeden Tag Sport machen, sollten aber an zwei  Tagen in der Woche pausieren um zu regenerieren. Sport in der Mannschaft motiviert Kapha, vor allem wenn Sie gerne mal eine Trainingseinheit ausfallen lassen. Mit Ihrer  gelassenen Art sind Sie in jeder Mannschaft der ruhende Pol, wenn es mal heiß hergeht. Wenn Sie lieber auf eigene Faust Sport treiben möchten, ist Wandern oder Nordic Walking ideal. Das kann man auch vor der eigenen Haustür. Mit Ihrer Ausdauer und Kraft sind Sie damit in jedem Alter erfolgreich.      

Achtung: Die wenigsten Menschen haben nur ein Dosha. Fast alle sind Mischdoshas. Wenn Sie etwa besonders viele Kreuzchen bei Pitta und auch einige bei Vata gemacht haben, bei Kapha vielleicht keines oder nur eins, sind sie ein Pitta-Vata-Typ. Dann gehören schnelle, abwechslungsreiche Sportarten zu ihren Favoriten. Sie sind vermutlich ein hervorragender Sprinter. Pitta-Kapha-Typen dagegen eher ausdauernde Marathonläufer. Kapha-Pitta-Typen bringen Energie und Ausdauer mit. Es sind gute Fußball- und Rugbyspieler, Schwimmer oder Ruderer. Pitta-Vata-Typen spielen ihre Schnelligkeit und kraftvolle Dynamik bei Squash, Volleyball oder Eislanglauf aus. Kapha-Vata-Typen sind beispielsweise starke, ausdauernde und geschickte Fahrradfahrer.    




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