Vom 14. bis 16. Juli finden in Falkensee die Deutschen Meisterschaften der funktionalen Fitness statt. Der gebürtige Potsdamer Hendrik Senf spricht über den Reiz der Qualen, den Ablauf der Wettkämpfe und eine überraschende Belohnung.
rbb|24: Herr Senf, am Wochenende finden in Falkensee die Deutschen Meisterschaften der funktionalen Fitness statt. Funktionale Fitness: Das klingt nach physischen Qualen und weniger nach Spaß. Was macht für Sie den Reiz dieser Sportart aus?
Hendrik Senf: (lacht) Für mich bedeuten funktionale Fitness und die physischen Qualen Spaß. Das hört sich komisch an - ich liebe es aber, in den verschiedenen Bereichen Vollgas zu geben und ans Limit zu gehen. Dieses 'An-sein-Limit-gehen' erreicht man zum Teil im Training. Gerade im Wettkampf bringt man sich selbst aber nochmal auf ein ganz neues Level. Manche Leute wollen nur mit dabei sein, für mich ist es aber mit das Größte, für den Sieg zu kämpfen, alles zu geben und aus mir herauszuholen.
Funktionale Fitness ist eine junge Sportart, die vor rund 15 Jahren in den USA entstanden ist. Bei den Deutschen Meisterschaften gehen Sie als einer von 24 Athleten in der 'Altersklasse 18+' an den Start. Wie muss man sich den Ablauf der Wettkämpfe konkret vorstellen?
Letztlich geht es darum herauszufinden, wer der Fitteste ist. Anders als beim Crossfit, wo man vor Wettkämpfen nicht genau weiß, was genau geprüft wird, gibt es im funktionalen Fitness eine Planbarkeit: Es warten sechs Tests, die einen Monat vorher bekannt sind. So weiß jeder, worauf man sich vorbereiten muss. In der Ausdauerkategorie wird zum Beispiel über eine mittellange bis lange Distanz ermittelt, wer der Beste im Radfahren, Laufen und Seilspringen ist. Ein anderer Teil des Wettkampfes konzentriert sich dagegen nur auf Maximalkraft. Wieder ein anderer umfasst Übungen mit dem eigenen Körpergewicht.
Wie sah die Vorbereitung für Sie persönlich aus?
Ich habe mir die Tests genau auseinandergebaut und spezifisch dafür trainiert: zum Beispiel Intervalle in dem Stil der Tests, die drankommen werden. Im Krafttraining habe ich mein unspezifisches Training dafür reduziert. Das heißt konkret: Es wird bei den Meisterschaften keine maximal-schwere Kniebeuge abgetestet, sondern das Langhantel-Reißen. Also habe ich mein Trainingsvolumen mit der Kniebeuge auf einen sehr geringen Umfang heruntergefahren und mich auf das Langhantel-Reißen konzentriert, eine olympische Übung, bei der man die Langhantel in einem Zug vom Boden über den Kopf reißt. In meiner Vorbereitung habe ich die wenige Zeit, die ich hatte, sehr spezifisch genutzt.
Grundsätzlich starte ich meinen Tag meistens mit einer Ausdauereinheit. Zum Beispiel mit einem Morgenlauf, einem ruhigen Langlauf von 40 bis 70 Minuten oder Intervall-Training mit einer Gesamtzeit von 60 bis 75 Minuten. An anderen Tagen kann das auch auf dem Ruder-Gerät oder dem Rad-Ergometer stattfinden. Nachmittags führe ich dann eine Kompakteinheit durch, die aus Krafttraining oder Gewichtheben, turnerischen Elementen und gemischten Übungen besteht, was viele als Crossfit-Training bezeichnen würden.
Ich habe mir darüber viele Gedanken gemacht. Ich höre sehr gut auf meinen Körper und pflege ihn extrem. Ich behaupte, dass ich keine Langzeitfolgen davontragen werde - und das, obwohl ich funktionale Fitness als Leistungssport betreibe. Andere Wettkämpfer, mit denen ich zu tun habe, setzen sich nicht nur in schweren Workouts über ihre physischen Grenzen hinweg, sondern gerne auch mal, wenn sie bereits Verletzungen haben und trotzdem weitertrainieren. Das mache ich nicht. Ich hatte bis jetzt zum Glück aber auch nur wenige Verletzungen. Es ist für mich einer der wichtigsten Punkte, seitdem ich diesen Sport betreibe, dass ich mir anschließend nicht damit geschadet haben will. Man muss aber auch sagen: Leistungs- ist nie Gesundheitssport.
Welche Tipps können Sie denjenigen geben, die mit dem Gedanken spielen, ins Fitnesstraining einzusteigen?
Wer in dieses Training einsteigen möchte, sollte sich eines bewusst machen: Wenn man diese Reise beginnt, wird man auf diesem Weg immer wieder Frust haben, weil etwas nicht klappt und weil die Masse an Dingen, die man erlernen will, so unfassbar breit ist. Man muss es stattdessen genießen, dass man nie am Ziel ankommen wird. Zusätzlich sollte man sich zuerst den absoluten Bewegungsbasics widmen - gerade wenn man Lust auf funktionale Fitness hat. Am Anfang sollte man richtig lernen, wie Grundübungen wie Kniebeugen, Liegestütze oder Kreuzheben funktionieren. Darauf kann man alles andere aufbauen.
Um abschließend zurück auf die anstehenden Deutschen Meisterschaften zu kommen: Belohnen Sie sich nach einem solchen Wettkampf in irgendeiner Form - oder geht der Blick nur nach vorne, zum nächsten Training, zur nächsten Herausforderung?
Das ist eine sehr gute Frage ... Normalerweise gönne ich mir nach einem großen Wettkampf drei Tage Trainingspause und Urlaub. Diesmal muss ich aber ab Montag normal weiterarbeiten. Ich werde mich also damit belohnen, entweder eine komplette Trainingspause einzulegen oder in den darauffolgenden Tagen ins Fitnessstudio zu gehen und nicht meinem klassischen Plan zu folgen, sondern einfach mal nur das zu machen, worauf ich Lust habe.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Anton Fahl, rbb Sport.
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