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Mutterseelenallein

Eine Schwangere steht kurz vor der Geburt, ihr Freund darf aber nicht mit in die Klinik. Der Fall zeigt, wie kompliziert die Lage in den Krankenhäusern ist. 

In einer Nacht im September steht Leonie Wagner am Eingang des Marienkrankenhauses, der größten Geburtsklinik der Stadt. Es ist drei Uhr, am Vorabend haben die Wehen eingesetzt, die 32-Jährige erwartet ihr erstes Kind. Ihr Freund Clemens Müller*, der Vater, begleitet sie. Die Tür der Klinik ist geschlossen, Wagner drückt die Klingel, als eine Stimme aus der Gegensprechanlage tönt: Nur sie allein dürfe die Klinik betreten. Müller muss draußen bleiben. Er dürfe nur mit in den Kreißsaal, und dies auch erst dann, wenn es richtig losgehe, sagt die Hebamme auf der Geburtsstation. Bis dahin könne es noch ein paar Stunden dauern. Manchmal gehe aber auch alles ganz schnell, so genau lasse sich das nicht sagen. So erinnert sich Wagner im Gespräch mit der ZEIT an die Situation.

Im Frühjahr galten in den elf Hamburger Geburtskliniken strenge Regeln. Zum Schutz vor dem Coronavirus waren Besuche in den meisten Kreißsälen strikt untersagt. In manchen Kliniken mussten Frauen sogar während der Geburt Mundschutz tragen. Inzwischen hat sich die Lage eigentlich normalisiert. Keine Schwangere muss die Geburtsschmerzen mehr unter einer Maske wegatmen. Besuche sind wieder erlaubt, wenn auch eingeschränkt: im Kreißsaal und schon vor der akuten Geburt. Leonie Wagner hat das anders erlebt.


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