Meine Jugend war die Hölle. Ich hatte zum Beispiel eine Zahnspange. Aber diese Zeit machte mich zu dem, der ich heute bin. Dafür bin ich dankbar. Auch wenn sie mir damals schrecklich erschien. Es war auch die Zeit in der ich alles entdeckte, was mich interessiert: Film, Schauspielerei, Kunst, Literatur.
Ist das der Grund, warum Sie sich entschieden haben, ein Buch aus der Sicht von Jugendlichen zu schreiben?Ich finde die Jugend ist eine sehr interessante Zeit im Leben. Bei den meisten Menschen ist es eine Zeit, in der die Welt klein erscheint, weil man noch nicht so viel erlebt hat. Kleine Dinge können dann aber ganz plötzlich große Bedeutung bekommen. Dramaturgisch gesehen ist das toll.
Die Charaktere in Ihrem Buch nehmen Drogen, haben Autounfälle und sind gemein zu anderen Schülern. Haben Sie das auch in deiner Jugend erlebt?Ja sicherlich, so was ging auch ab. Das heißt aber nicht, dass alles in dem Buch tatsächlich passiert ist. Ich hätte auch über Kinder ohne Probleme schreiben können, aber das wäre kein Buch gewesen, das mich interessiert hätte.
In einer Szene beschreiben Sie einen Jugendlichen, wie er sich Essensreste aus der Zahnspange zieht und sie vor sich auf den Tisch legt. Wie kommen Sie auf solche Ideen?Jeder der eine Zahnspange hat, weiß, dass Essen in ihr stecken bleibt. Es gibt Leute, die schlechte Manieren haben und das Essen vor sich auf den Tisch legen. Ich muss es irgendwo gesehen haben, aber ich erinnere mich nicht mehr daran. Alles, was man tun kann, ist seine Vorstellungskraft zu benutzen.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?Ich habe mich schon immer für Literatur interessiert, sogar noch vor der Schauspielerei. Ich habe auch schon immer geschrieben, aber dann bin ich zuerst in die Schauspielerei hinein gerutscht und das hat mich eine Weile beschäftigt. Dann habe ich mit 27 beschlossen noch mal an die Uni zu gehen, meinen Abschluss in englischer Literatur zu machen und ernsthaft mit dem Schreiben zu beginnen. Dort habe ich auch Kurse in „Kreativem Schreiben" belegt. Ich hatte tolle Lehrer. Zum Beispiel Michael Cunningham, der "The Hours" geschrieben hat, und Amy Hempel. Sie lasen die frühen Fassungen meines Buches und halfen mir, es in die richtige Form zu bringen.
Wie sieht es aus, wenn Sie schreiben? Was ist Ihr Erfolgsrezept?Ich bin ziemlich diszipliniert. Ich schreibe zwei oder drei Stunden am Stück. Normalerweise früh am morgen oder um zehn Uhr abends. Ich sage mir dann: "Das sind jetzt meine paar Stunden, die ich dem Schreiben widme." Dabei lasse ich keine Ablenkung zu. Ich brauche keine verrückte Schreibsitzung über zwölf Stunden.
Was genießen Sie am Schreiben?Ich bin seit 15 Jahren im Filmbusiness. Als ich anfing zu schauspielern, stellte ich fest, dass es sehr schwer ist vorauszusagen, ob die Leute einen Film mögen werden oder nicht. Ich wollte aber, dass die Leute meine Filme mochten, denn das machte mich glücklich. Das kann dich aber dahin führen, dass du irgendwann nur noch Filme machst, die nicht damit übereinstimmen, was du als Künstler machen möchtest. Wenn ich ein Buch schreibe, dann ist das erfrischend unkompliziert. Es ist einfach mein Ding. Ich bin freier, muss nicht darauf achten, dass es allen gefällt. Ich habe es also für kein bestimmtes Publikum geschrieben, sondern um mich als Künstler zu verwirklichen.
2011 haben Sie in Berlin die "The Dangerous Book Four Boys"-Kunstausstellung abgehalten. Haben Sie Pläne irgendwann mal wieder nach Deutschland zu kommen?Ich liebe Deutschland. Ich werde eine weitere Kunstausstellung in der "Peres Project Galerie" in Berlin machen.