Der Name bezieht sich auf die Tatsache, dass es in der in diesem Jahr 70-jährigen Geschichte der Bundesrepublik mehr Staatssekretäre mit dem Namen Hans gegeben hat als Frauen. Dieses Ungleichgewicht auszubalancieren und gleichzeitig die Forschung zu Digitalisierung voranzutreiben, hat sich „DiGiTal" zum Ziel gesetzt. Das Programm für Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen der Berliner Hochschulen wurde an diesem Abend im Rahmen einer Festveranstaltung vorgestellt.
„DiGiTal - Digitalisierung: Gestaltung und Transformation" ist das gemeinsame Angebot von 13 Berliner Hochschulen zur Förderung von Frauen in der Digitalisierungsforschung. Seit Anfang vergangenen Jahres forschen 13 Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen in der Predoc- und Postdoc-Phase zu aktuellen Fragen von Digitalisierung. Sie sollen so zur Entwicklung Berlins als „Digitalisierungshauptstadt" beitragen, wie Barbara König, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, in ihrem Grußwort sagte. Darüber hinaus zielt das Programm darauf ab, exzellenten weiblichen Nachwuchs zu gewinnen und Frauen auf dem Weg zur Professur zu unterstützen.
Am Beispiel von Wikipedia„Ein einzigartiges Programm" sei DiGiTal in der Berliner Hochschullandschaft, sagte in ihrer Festrede Claudia Müller-Birn, Professorin am Institut für Informatik der Freien Universität. Am Beispiel von Wikipedia veranschaulichte sie die Chancen und Herausforderungen, die der digitale Wandel mit sich bringe. Seit 2004 sei die Enzyklopädie extrem gewachsen. Die Anzahl der Autorinnen und Autoren sei exponentiell gestiegen, tausende Änderungen mussten geprüft werden, was manuell nicht mehr zu bewältigen gewesen sei. Also habe die Wikipedia-Community eine algorithmische Qualitätskontrolle entwickelt, die mithilfe von Bots automatisiert wurde.
Mit der zunehmenden Anzahl von Texten hätten die Bots auch immer mehr Regeln entwickelt, sodass es für die Wikipedianer zunehmend schwierig gewesen sei, diese zu verwalten. Die Automatisierung habe am Ende dazu geführt, dass mehr Erstbeiträge abgelehnt worden seien, wodurch sich Autorinnen und Autoren zurückgezogen hätten. Die Automatisierung habe sich verselbstständigt und zu einem unerwünschten Ergebnis geführt.
Zwar würden Studierende in technologischen Studiengängen gleich im ersten Semester lernen, dass Algorithmen wertneutral und nur verantwortlich für eine funktionierende Technologie seien. Das Beispiel von Wikipedia aber zeige, dass es auch Probleme in algorithmischen Systemen gebe, dass wichtige Fragen nicht geklärt seien. „Ein Algorithmus kann gar nicht neutral sein, denn es sind Informatikerinnen und Informatiker, die ihn gestalten", sagte Claudia Müller-Birn. Es brauche nicht nur technologisches Wissen, um über die digitale Zukunft nachzudenken, sondern auch Künstlerinnen und Gestalter. „Hinterfragen Sie!", rief Müller-Birn am Ende ihres Vortrags die Teilnehmerinnen des Programms auf.